DIE KUNSTREICHE AUSSTATTUNG.
Gl
mälden des Westfälischen Kunstvereins. Das
Hauptbild vergegenwärtigt bei einer Höbe von
1,60m und einer Breite von 1,95m auf der halb
so breiten Mittelfläche die Kreuzigung des Herrn
und der Schächer; links zu Pferde der blinde
Longinus mit der Lanze, und darunter die from-
men Frauen; rechts gegenüber ebenfalls beritten,
unter den Worten: Yere filius Dei erit iste, der
Hauptmann und sein Gefolge, unten drei Lands-
knechte, welche bei der Vertheilung der Kleider
handgemein geworden. Als Seitenscenen links
unten die Kreuztragung, im Hintergründe der
Hauptmann hoch zu Ross und die Frauen hinter
dem Simon von Cvrene, darüber die Geisselung
in einer Halle, rechts die Kreuzabnahme: der
Heiland wird von Johannes in den Armen ge-
halten, von den Frauen angebetet: im Hinter-
gründe steht der Kreuzesstamm mit der Leiter,
dabei Nicodemus und Judas Quiriacus mit den
Nägeln. In der untern Scene erscheint der
Todessieger vor dem Sarggrabe mit der Kreuzes-
fahne, die vordem Wächter schlafen noch, die
hintern strecken bestürzt die Hände empor.
Hier wie auf den Innenseiten der Flügel trenn-
ten statt farbiger Streifen wohl stets Holzleist-
chen die Scenen. Landschaft mit blauem Himmel
macht den Hintergrund und scheint auch durch
die einzelnen Gebäulichkeiten. Das Körperliche
fesselt mehr durch die Naturtreue als die Linien-
Reinheit. Maria und Christus ausgenommen
tragen die Personen das Zeitcostüm im Schnitte
der Landsknechte, die Frauen ausgeschnittene
Kleider und mancherlei Schmuck. Reiches Bei-
werk, bunte Zierden fehlen auch den Pferden
nicht. Die dunkelrothen und goldfarbigen Ge-
wänder mit schönen Mustern verleihen dem
Bilde einen auffallenden Schimmer und eine
unruhige Wirkung, zumal da die Betonung des
Psychologischen auch zu verzerrten Bildungen
geführt hat; übertrieben erscheint die Haltung
der Schächer, krampfhaft manches Motiv, die
Mundhaltung oft manierirt mürrisch, die Car-
nation dunkel, bei den Leichnamen sogar ins
bläuliche spielend und daneben die Färbung im
Ganzen wieder bunt und effectvoll. Die beiden
Scenen im Innern der Flügel ergänzen meistens
die Darstellungen der Mitte, haben auch land-
schaftlichen Grund mit fast grünlichem Gewölke,
an den Seiten jedoch architektonische Einrah-
mung der Renaissance. Links sehen wir Christus
vor Pilatus mit der Umgebung wohl gruppirt,
darüber das Christkind angebetet von Maria,
Joseph und den Engeln, deren drei in den
Höhen schweben, rechts oben die Himmelfahrt
des Herrn, unten Christus als Weltrichter auf
dem Regenbogen, um ihn oben zwei Engel mit
Posaunen, unten Johannes und Maria, welche
dem Sohne die rechte Brust zeigt, unten einen
Engel und einen Teufel beschäftigt mit den
Erstandenen. Aussen enthält der linke Flügel
vor einem quer durch die Landschaft gehängten
schön gemusterten Teppiche die h. Mutter mit
dem Kinde und zu ihren Füssen zwei musici-
rende Engel, diese von schlanker, Maria von
gedrungener Gestalt mit rundlichen, aber so
verzeichneten Köpfen, dass Mund und Wangen
schief liegen. Der rechte zeigt uns den Burgen-
patron Georg im Kampfe mit dem Drachen und
in den Hintergründen hier wie dort figuriren
niedliche Nebenscenen und Genres, freundliche
Landschaften, Architekturen und schönes, saube-
res Beiwerk. Auf dem Hauptblatte kehren am
Pferdeschmucke wiederholt das M als römische
Capitale, auf den Flügeln an der Pferdedecke
G. W. als Uncialen, hier am Stuhle des Pilatus
zeigt sich ein Wappen mit drei (2 : 1) längsge-
theilten Schildern, auf einer Kugel zu Häupten
Maria’s die Jahreszahl i517 und auf der Schwert-
scheide Georgs ein A. Dies und die Schwäche des
Figürlichen weisen den Flügeln und dem Mittel-
stück verschiedene Meister zu. Diese waren eher
am Niederrhein als in Westfalen zu Hause; hier
finden sich keine stilverwandten Seitenstücke,
ein solches zu Brüssel stammt aus Köln.
Von Herrn Rive zu Warendorf wurde hier
eine prächtige Schmiedearbeit etwa von 1600
angekauffc — ein Schlüssel vom Schlosse: an
dem grossen Instrumente bilden den schönen
Griff eine Art Capitäl rings eingefasst von fein
durchstochenen Zalmschnitten und eine durch-
brochene Bekrönung in Herzform mit einem
Astwerk im Innern und einem Passwerk an
der Spitze.
Von Fräulein Auguste Rath wurden hier ge-
sammelt und nach Münster überführt folgende
Altertümer und Kunstwerke: Ein kleines 0,08m
Gl
mälden des Westfälischen Kunstvereins. Das
Hauptbild vergegenwärtigt bei einer Höbe von
1,60m und einer Breite von 1,95m auf der halb
so breiten Mittelfläche die Kreuzigung des Herrn
und der Schächer; links zu Pferde der blinde
Longinus mit der Lanze, und darunter die from-
men Frauen; rechts gegenüber ebenfalls beritten,
unter den Worten: Yere filius Dei erit iste, der
Hauptmann und sein Gefolge, unten drei Lands-
knechte, welche bei der Vertheilung der Kleider
handgemein geworden. Als Seitenscenen links
unten die Kreuztragung, im Hintergründe der
Hauptmann hoch zu Ross und die Frauen hinter
dem Simon von Cvrene, darüber die Geisselung
in einer Halle, rechts die Kreuzabnahme: der
Heiland wird von Johannes in den Armen ge-
halten, von den Frauen angebetet: im Hinter-
gründe steht der Kreuzesstamm mit der Leiter,
dabei Nicodemus und Judas Quiriacus mit den
Nägeln. In der untern Scene erscheint der
Todessieger vor dem Sarggrabe mit der Kreuzes-
fahne, die vordem Wächter schlafen noch, die
hintern strecken bestürzt die Hände empor.
Hier wie auf den Innenseiten der Flügel trenn-
ten statt farbiger Streifen wohl stets Holzleist-
chen die Scenen. Landschaft mit blauem Himmel
macht den Hintergrund und scheint auch durch
die einzelnen Gebäulichkeiten. Das Körperliche
fesselt mehr durch die Naturtreue als die Linien-
Reinheit. Maria und Christus ausgenommen
tragen die Personen das Zeitcostüm im Schnitte
der Landsknechte, die Frauen ausgeschnittene
Kleider und mancherlei Schmuck. Reiches Bei-
werk, bunte Zierden fehlen auch den Pferden
nicht. Die dunkelrothen und goldfarbigen Ge-
wänder mit schönen Mustern verleihen dem
Bilde einen auffallenden Schimmer und eine
unruhige Wirkung, zumal da die Betonung des
Psychologischen auch zu verzerrten Bildungen
geführt hat; übertrieben erscheint die Haltung
der Schächer, krampfhaft manches Motiv, die
Mundhaltung oft manierirt mürrisch, die Car-
nation dunkel, bei den Leichnamen sogar ins
bläuliche spielend und daneben die Färbung im
Ganzen wieder bunt und effectvoll. Die beiden
Scenen im Innern der Flügel ergänzen meistens
die Darstellungen der Mitte, haben auch land-
schaftlichen Grund mit fast grünlichem Gewölke,
an den Seiten jedoch architektonische Einrah-
mung der Renaissance. Links sehen wir Christus
vor Pilatus mit der Umgebung wohl gruppirt,
darüber das Christkind angebetet von Maria,
Joseph und den Engeln, deren drei in den
Höhen schweben, rechts oben die Himmelfahrt
des Herrn, unten Christus als Weltrichter auf
dem Regenbogen, um ihn oben zwei Engel mit
Posaunen, unten Johannes und Maria, welche
dem Sohne die rechte Brust zeigt, unten einen
Engel und einen Teufel beschäftigt mit den
Erstandenen. Aussen enthält der linke Flügel
vor einem quer durch die Landschaft gehängten
schön gemusterten Teppiche die h. Mutter mit
dem Kinde und zu ihren Füssen zwei musici-
rende Engel, diese von schlanker, Maria von
gedrungener Gestalt mit rundlichen, aber so
verzeichneten Köpfen, dass Mund und Wangen
schief liegen. Der rechte zeigt uns den Burgen-
patron Georg im Kampfe mit dem Drachen und
in den Hintergründen hier wie dort figuriren
niedliche Nebenscenen und Genres, freundliche
Landschaften, Architekturen und schönes, saube-
res Beiwerk. Auf dem Hauptblatte kehren am
Pferdeschmucke wiederholt das M als römische
Capitale, auf den Flügeln an der Pferdedecke
G. W. als Uncialen, hier am Stuhle des Pilatus
zeigt sich ein Wappen mit drei (2 : 1) längsge-
theilten Schildern, auf einer Kugel zu Häupten
Maria’s die Jahreszahl i517 und auf der Schwert-
scheide Georgs ein A. Dies und die Schwäche des
Figürlichen weisen den Flügeln und dem Mittel-
stück verschiedene Meister zu. Diese waren eher
am Niederrhein als in Westfalen zu Hause; hier
finden sich keine stilverwandten Seitenstücke,
ein solches zu Brüssel stammt aus Köln.
Von Herrn Rive zu Warendorf wurde hier
eine prächtige Schmiedearbeit etwa von 1600
angekauffc — ein Schlüssel vom Schlosse: an
dem grossen Instrumente bilden den schönen
Griff eine Art Capitäl rings eingefasst von fein
durchstochenen Zalmschnitten und eine durch-
brochene Bekrönung in Herzform mit einem
Astwerk im Innern und einem Passwerk an
der Spitze.
Von Fräulein Auguste Rath wurden hier ge-
sammelt und nach Münster überführt folgende
Altertümer und Kunstwerke: Ein kleines 0,08m