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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1889

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Heft 5/6
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Haushofer, Karl: Ueber Email, [1]: Vortrag, gehalten im Bayerischen Kunstgewerbe-Verein am 16. Februar 1889 von Prof. Dr. Karl Haushofer
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.6907#0042
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■3- 60

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etwa ((60—70 hergestellt, schon ohne
alle byzantinischen Reminiscenzen, end-
lich der prachtvolle sogenannte „Ver-
duner Altar" im Stift Klosterneuburg
aus ((8(. Mit der Berufung rhein-
ischer Emailleure nach 5t. Denis im
Jahre ((H5 und mit der Einführung
des Kölnischen Reliquienschreines nach
der Abtei Grandmont begann auch in
Frankreich die Kunst des Gruben-
schmelzes sich zu entwickeln und ge-
langte namentlich in Limoges' — in
dessen Nähe die oben erwähnte Abtei
liegt — zu großer Blüthe, welche ziem-
lich stetig bis in das fünfzehnte Jahr-
hundert sich erhielt. In dieser Zeit

wurde Limoges der Sitz einer ganz
neuen Art von Schmelzarbeit — des
eigentlichen Maleremails, welches nach
heutigem Sprachgebrauch gemeint ist,
wenn von limusiner gesprochen wird.
Wir kommen später darauf zurück.

Das Lhamplevo am Rhein und
in Limoges emanzipirte sich gleichzeitig
von der Nachahnmng byzantinischer
Muster; doch zeigen sich Unterschiede
zwischen beiden, welche hauptsächlich
darauf zurückzuführen sind, daß in
Köln, childesheim u. s. w. in Klöstern,
in Limoges in bürgerlichen Werkstätten
gearbeitet wurde.

(Schluß folgt.)

Unsere kunstgewerblichen MusterblMer.

Tafel \n: Musikzimmer. Entworfen von Architekt Eman.
Seidl, ausgeführt von Prof. Rud. Seitz und F. Radspieler &
To., München. Der Entwurf des Ganzen, sowie säinmtliche Detail-
zeichnungen wurden von Architekt Eman. Seidl gefertigt, während die
Wand- und Deckenmalereien durchweg von der ksand des Prof. Rud.
Seitz herrühren.

Tafel (von der deutsch-nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung
zu München ;888)St. Georgs-Statuette. Entworfen und in Silber ic.
ausgeführt von Fcrd. kjarrach & Sohn; Modell des Figürchens
von Bildhauer Aug. kferterich, München. Die figürlichen Theile
find theils aus gegossenem, theils aus getriebenem Silber (mit und
ohne Vergoldung) gefertigt; der von feuervergoldeten und emaillirten
Blumenranken getragene Sockel aus Ebenholz trägt einen Fels aus
Lapis lazuli.

Tafel ;s: (von der deutsch-nationalen Aunstgewerbe-Ausstellung
zu München ;888) Lafula. Entworfen von Prof. Theod. Spieß,
München, ausgeführt von Geschwister Dsiander, Ravensburg. Diese
Easula bildet einen Theil eines kostbaren — außerdem aus Pluviale
und zwei Dalmatiken bestehenden — sehr reich ausgestatteten Meß-
ornates, welcher jedem Dom zur Zierde gereichen würde. Nach Angabe
der Firma Dsiander haben an dem ganzen Drnat zwölf der besten
Stickerinnen über ;; Monate lang gearbeitet. Die Vorderseite der auf
unserer Tafel abgebildeten Easula trägt die Darstellungen der Heiligen
Laurentius und Athanasius; im Rauchmantel sind die vier Evangelisten
und als Mittelstück in der Lappa die Krönung Mariä angebracht,
während die Dalmatiken ;6 Engelfiguren mit Lobhymnen auf Maria
enthalten. — Die Stickerei dieser Easula ist in der Hauptsache mit
Seide im kkaule-Iisse-Stich auf Rohleinen ausgeführt. Die architek-
tonischen Grnamente sind in verschiedenartiger Technik mit ächtem Gold
gestickt, ebenso die Wandteppiche bei den Figuren. Die Seidenfäden sind
in den feinsten Tönen, genau nach dem Entwürfe, luft- und wasserächt
gefärbt und ebenso wurde der Goldbrokatstoff zu dem Gewand selbst
und die Goldborten eigens in übereinstimmendem Goldton (ersterer von
3- Ebner & Lo. in München) gewebt. — Die Arbeitszeit für die

Easula beträgt — auf eine Person gerechnet — Monate. Der
ganze Drnat ist verkäustich; die dargestellte Easula kostet mit allen:
Zubehör ;500 M.

Tafel Schreibpult. Entworfen und ausgeführt von
D. Fritz sch e, München. Dieses Pult stellt die Innenseite des auf
Tafel 6 abgebildeten Schreibpultes dar; die Grnamente auf den Schub-
laden sind in bunter Intarsia ausgeführt.

Tafel ;8, und 20: (von der deutsch-nationalen Kunstgewerbe-
ausstellung zu München ;888) Globus. Entworfen und im Auftrag
von E. Schürmann & Lo-, Frankfurt a/M., in Silber ausgeführt
von W. Widemann Frankfurt a/M. — Details des Globus auf
Tafel ;8 und (Allegorie der kalten Zone.) In Silber ausgeführt
nach einer photographischen Aufnahme gezeichnet von Ed. Sack
in München. Die von reich modellirten Spangen und einem prächtig
gravirten Horizontalkreis gehaltene Erdkugel wird von dem knieenden
Atlas getragen, dessen rundes, von Delphinen stankirtes Postament
einen dreiseitigen Fuß besitzt; die abgestumpften Kanten des letzteren
tragen allegorische Figuren, deren Attribute sie als die Versinnbild-
lichungen der drei Zonen kennzeichnen: eine Nubierin, umgeben von
tropischen Gewächsen, in der rechten Hand einen Llephantenzahn, in
dem rechten Arm den Bogen, stellt die heiße Zone dar — eine Euro-
päerin mit einer Stauette der Pallas als Beschützerin von Kunst und
Wissenschaft führt die gemäßigte Zone vor, — während eine in See-
hundsfelle eingehüllte Grönländerin mit Fettgänsen, Rennthiergewcihen,
Harpunen, Schneeschuhen ic. die kalte Zone (Tafel 20) versinnlicht.
Das Ganze, dessen Ausführung in die Jahre ;88ö und ;886 fällt,
hat einschließlich Sockel eine Höhe von etwa 90 cm und besteht mit
Ausnahine des Ebenholzsockels aus Silber, welches in den figürlichen
Theilen und den Attributen (sowie bei der Erdkugel selbst) oxydirt, im
übrigen vergoldet ist. Gelegentlich zu einer verloosuug in Weimar
angekauft, gelangte das prächtige Stück, welches eine Hauxtzierde der
deutsch-nationalen Kunstgewcrbeausstellung des letzten Jahres war, in
den Besitz des Herrn E. Meinrath in Gsnabrück, welcher dasselbe
um den Preis von 18,000 Mark zum Verkaufe stellt.

Beilage des Doppelheftes 5/6: Beiblatt llo. 8 (Seite 6(—6H).

verantw. Red.: Prof. L. Smelin. — Herausgegeb. v. baycr. Runstgewerbeverein. — Druck u. Lomm.-Verl. von Lnorr H Dirth in München.

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