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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.6907#0067
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Der Schmuck bevorzugt den Edelstein; die Derbindung
desselben mit hübscher Goldfassung in gefälligen Formen
zeigt Holtzmann & <£o. — 3m Allgemeinen ist der
Zierschmuck die schwächste Seite der Hamburger Juweliere;

hier, wie überhaupt
in Deutschland, hat
dasstilistischeGefühl
über den falschen
Naturalismus den
Sieg noch nicht er-
rungen. — Erfreu-
lich zu bezeichnen
sind deshalb Be-
strebungen von
Albers,^.Aller-
ding und einigen
Graveuren, welche
dem einfachen, bil-
ligen Schmuck ge-
widmet sind.Albers
liefert eine Reihe
hübscher Schmuck-
gegenstände, alten
Fibeln frei nach-
gebildet, die in der
Nähe Hamburgs
in den sog. Fuhls-
bütteler Gräbern
gefunden worden
sind. Der Reiz, den:
heimischen, bekann-
tenBodeu entwach-
sen zu sein, verbin-
det sich hier, wie
bei den anderen
Meistern, mit dem
Bestreben, dem
Schmuck gefällige
und stilvolle For-
nren zu geben. Diese Meister erwerben sich hierdurch ohne
Zweifel ein besonderes Verdienst um die Förderung des
Runstgewerbes, und folgen darin dem Vorbild ihrer
Münchener Rollegen.

Einer sorgsameren Pflege harrt noch das mit der
Goldschmiedekunst an einzelnen Stellen verwandte Graveur-
gewerbe. — Die Gravirungen entbehren oft der guten,
ornamentalen Formen. Eine gute Arbeit lieferte w. Rnob-
lich mit einem Rästchen nach einer Technik des vorigen
Jahrhunderts. Die Beschläge des Holzkastens sind aus
seinem Messingblech ausgesägt, gravirt, vergoldet und auf
Stahlblechunterlage dem ersteren aufgeheftet. — Derselbe
Meister bringt ferner zwei versuche in der Nachahmung
japanischer Metallbehandlung, welche die einzigen auf der
Ausstellung geblieben sind. Auf dunklen Stahlplättchen
sind Blunren und Blätter in verschiedenfarbig behandeltem
Metall aufgelegt, und die plastisch vorspringenden Theile
sorgfältigst nachciselirt. Die vorzüglichen japanischen Metall-
arbeiten, welche das Hamburger Museum für Runst und
Gewerbe enthält, sind hier als Vorbilder gewählt. Die
selbstständige Benutzung dieser japanischen Vorbilder ist ohne

Zweifel geeignet, unserer modernen Metallbehandlung ein
weites Feld zu öffnen. — Andere Graveure bringen gute
Siegelschnittc und ausgezeichnete Pressungen für Briefbogen.

Der Typenschnitt für Buchstaben und (Ornamente
liefert in Hamburg hervorragende Arbeiten. Neben einigen
anderen Firmen, welche sich auch mit der Herstellung der
Fileten, der Rollenstempcl und der Platten für den äußeren
Buchdruck beschäftigen, ist besonders die Fabrik von Gen zsch
& fjeyfe zu erwähnen, deren tadellose Buchstaben in
München ebenso bekannt sind, wie in Hamburg. Die
größte Zahl der in München hergestellten Drucksachen
benutzt die Typen von dieser Firma*), die meisten der
hübschen ornamentalen Randverzierungen entstammen der
Hamburger Fabrik. Ein ausgelegtes Musterbuch macht
uns mit der großen Verbreitung der Genzsch A Heyse'sche»
Typen bekannt.

Auch der Riedaillenschnitt hat gute Vertreter. Die jetzt
verstorbenen Inhaber der Firnm Lorenz öc Sohn gehörten
zu Deutschlands besten Medailleuren. I. Lorenz gewann die
Tonkurreuz für die Rölner Dominedaille. Von den Arbeiten
dieses Meisters sind noch einige vorgeführt worden, welche
sich durch feine Tharacteristik auszeichnen. Sein Nachfolger
bringt ebenfalls tüchtige Leistmigen; bemerkenswertst ist die
hübsche Erinnerungsmedaille an die Ausstellung.

Da die Graveure sich vielfach mit dem Mappen auf
Siegeln, Briefbogen u. s. w. zu beschäftigen haben, so
möge hier einer Erscheinung erwähnt werden, welche unseres
Wissens so intensiv noch nicht aufgetreten ist. — Es inacht
sich auf der Ausstellung eine Strömung geltend, welche den:
typischen Gebilde des Wappens die Fehde erklärt. Mit tüchtigen,
heraldischen Renntnissen ausgestattet, versucht Ed. Lorenz
Meyer in einer Reihe höchst anziehender Zeichnungen zu
zeigen, wie sich das
Wappen für jeden
! Menschen und je-
den Stand bilden
läßt, ohne in eine
oft unangebrachte
Nachahmung her-
aldischer Formen
mit Helm-

zier u. dergl. zu ver-
fallen. — während
sichdieBezeichnung
im Wappenschild
bereits von selbst
vielfachneugebildet
hat, ist mit den sonst
üblichen Schildhal-
tern gebrochen, und
neben das Schild
eine Figur aus dem
nroderuen Leben
gesetzt, wir sehen Lederstuhl aus w. Iacobsen's kunstgewerbl.
den Zimmermann Werkstatt, Hamburg,

mit den Insignien seines Gewerbes sein Schild halten, wir

*) Die Firma heißt vollständig: GenzschLheyse(<L. I. Gcnzsch),
München-Hamburg; im Katalog der Münchener Ausstellung ist
dieselbe unter den Münchener Ausstellern eingereiht, weiter sagt der
Katalog: Gegründet ;835 — Hamburg, ;88; in München. (D. Red.)
 
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