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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.6907#0068

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finden aber auch die moderne Figur im modernen Gesell-
schaftsanzug neben dem Wappenschild stehen. Diese letztere
Auffassung ist den Fliegenden Blättern und dein Punch
entlehnt, hierdurch wird schon
äußerlich der Gesellschaftsgrad
des Wappeninhabers gekenn-
zeichnet. 5o eigenartig zuerst
die Benutzung des modernen
Menschen erscheinen mag, so
wird man das Berechtigte dieser
Auffassung doch keineswegs ver-
kennen dürfen. Pier ist ein
weg gezeigt, wo das Wappen
noch zu eigenartigen Bildungen
gelangen kann. — wir bringen
im Bilde (5. \28) ein Beispiel
dieser neuen Wappenformung.

Da pamburg als Republik
wenig traditionelle Wappen
hat, so ist inan bestrebt, die
Bürger für die Bildung eigener
Wappenformen zu interessiren,
und insbesondere die vielfach
benutzten Schutzmarken in eine
künstlerische Form zu bringen.

Der verstorbene Maler Pa ns
Speckter hat sich durch uner-
müdliche Anregung auf diesem

Gebiet ein zweifelloses Verdienst .... r, ,L,

. ' ' windschirm aus geschnittenem,

erworben, und fft m dankbarer oon gentu.if 5

Erinnerung hieran- ein Preis

für die beste Wappenbildung ausgesetzt worden.

Auf heraldischein Gebiete thut sich auch der Leder-
techniker G. pulbe hervor. Die vorzüglichen Arbeiten
in geschnittenem und gep unztem Le der dieses Meisters
sind noch von der vorjährigen Münchener Ausstellung
bekannt. Es genügt, hier auf das Neue hinzuweisen,
was pulbe bringt.

Die Grenze, wie weit die farbige Bemalung des Leders

gehen darf, ist
noch nicht all-
gemein festge-
stellt. Ein zu
Viel hebt sofort
die Wirkung
der Ledertechnik
auf. — Die drei
sich mit dem Le-
der beschäftigen-
den Firmen G.
pulbe, p.
Schnitze und
R. Iacobsen
haben derFarbe
an einzelnen

Gemalte Platte von siaase A Schwi»draszheim. stellen ein ZU

großes Feld ein-
geräumt. Bei pulbe sehen wir dagegen schon eine Reaction.

Er bringt eine von Mrnament umgebene weibliche Figur in
etwa '/-—V» natürlicher Größe, den Geruch darstellend, wo

alle Farben vermieden; die sehr schöne und feingehaltene Ab-
stufung verschiedener Töne ist hier nur durch Beize erreicht,
ohne Zweifel eine dem Leder sehr angemessene Behandlung.

(f. Abbildung auf Seite s2fl
und \5\).

Von den zahlreichen, aus-
gezeichneten Arbeiten, welche
Pulbe ausstellt, interessirt die
Tafel, auf welcher die Wappen
aller in pulbe's Fabrik ver-
einigten Arbeiter nach eigener
neuer Bildung dargestellt sind.
Zn der Mitte der Tafel sehen
wir eine moderne weibliche
Figur die Schilder pulbe's
und Speckters haltend; wir
begegnen also auch pulbe auf
dem Gebiet der von T. Lorenz
Meyer angeregten sog. „neuen
peraldik". — Auf einer großen
Scheibe ist ferner ein pamburger
Wappen in plastischer Fornr
dargestellt. Die heraldische und
flotte Behandlung dieses ganz
aus Leder hergestellten Wap-
pens ist äußerst interessant.

Neben pulbe beschäftigen
sich noch p. Schultze und

, . , „ ... Zacobsen mit dem Leder-

gcpunztem und bemaltem Leder ^ '

chulz, Hamburg. schneiden und -punzen. Einige

ihrer Arbeiten führen wir im
Bild vor. — Das Leder hat sich Dank der kräftigen,
künstlerischen Initiative pulbes ohne Zweifel in kunst-
gewerblicher Beziehung den ersten Platz in pamburg er-
rungen. Dasselbe erfreut sich auch einer allgemeinen Theil-
nahme seitens des Publikums, wie kein anderes Material,
und steht dadurch wirklich mitten im kunstgewerblichen
Leben pamburgs. —

weniger allgemein gewürdigt, trotzdem aber in künstler-
ischer Beziehung von hervorragendster Bedeutung sind die
Bucheinbände in
Leder, welchen G.

Iebsen seine Ver-
zierungen in pand-
vergoldung auf-
druckt. wir fiitden
Iebsen nicht allein
seine Bücher im
Eharakter der al-
ten, wohlbekannten
Vorbilder ver-
zieren, mit Fächer-
und anderen Stem-
peln zierliche Mr-
namente bilden,

sondern auch selbst- Majolikaplatte au- der kunstgew er bl. werk-
! '' 1 statt (vorm. H. Bichweiler), Altona,

schaffend Neues

bringen. Iebsen hat sich neue Stempel schneiden lassen,
und schafft mit diesen, der Technik echter pandvergoldung
folgend, neue lobenswerthc Werke. — Neben dem gepunzten
 
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