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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1889

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Heft 3/4
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Haushofer, Max: Ueber Allegorien, [2]
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.6907#0030

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keine innere Nothwendigkeit dafür, Eigenschaften des einzelnen
Menschen in übermenschlichen oder unmenschlichen Gestalten
wohnen zu lassen. Wem dies so gelingt, wie es Albrecht
Dürer mit seiner „Melancholie" (siehe Abbildung in f}eft \/2
Seite 6), oder in neuerer Zeit fjans Makart mit seinen „fünf
Sinnen" gelungen ist, dem verzeiht man ja gerne die kleine
Sünde gegen ein Gebot der kühlen Vernunft.

Aus dem weiten Areise jener Ideen, die in Allegorien
versinnlicht wurden, dürften zum Schlüsse noch ein paar
erwähnt sein, die auch schon manchen Versuch veranlaßt
haben. Es sind die Ideen des Glücks und des Unglücks,

und endlich des Schicksals. Aaum ein anderer alle-
gorischer Gegenstand wird so wie diese dem Aünstler Ge-
legenheit geben, zu zeigen, daß er nicht allein Maler oder
Bildhauer, sondern daß er nebenher auch Dichter ist. Eine
gelungene Allegorie des Schicksals dürfte die fchwerste, die
großartigste Aufgabe auf diesem Gebiete fein.

Man sieht, das Reich der Allegorie ist ein unermeß-
liches. Und so sehr man auch berechtigt ist, eine verunglückte
Allegorie zu verwerfen: immer wieder werden wir die
größten Meister ab und zu dieses Gebiet betreten sehen.
Es ist die hohe Schule der Phantasie.

Allegorie auf den Monat Februar von W. v. Kaulbach.

Aus den auf Veranlassung und mit besonderer Unterstützung des damaligen Kronprinzen Max von Bayern von Hofrath L. B. w. Hermann herausgegebenen

Kalendern von und ^8H3.

Unsere kunstgewerblichen MusterblMer.

Tafel 8: Entwurf zu einem Gfenschirm. Griginal-
zeichnung von Prof. Rudolf Seitz in München.

Tafel 9: (von der Kunstgewerbe-Ausstellung München ;888)
Innungszeichen der Werkzeugmacher. Entworfen von Ar-
chitekt Fr. Brochier, ausgeführt von Rob. Sedlmayr, Rud.
Lotze und Vtto Aufleger, sämmtliche in München. Die Werkzeuge
find in der Werkstätte von R. Sedlmayr geschmiedet und zwar der
Zirkel nach dein alten Driginal der Zirkelschmiede Münchens, die
Zange nach Zeichnung von Brochier, der Hammer nach Zeichnung
von Architekt Seder; die Aehungen rühren von G. Aufleger her,
während R. Lotze den in bunter aber stumpfer Farbe gehaltenen Arm
und den Kranz geschmiedet hat.

Tafel \o: (von der Kunstgewerbe-Ausstellung München ;888)
Batti st-Taschentuch mit Nadelspitze. Entworfen von Hart-
wig Kaufmann (aus Rittersgrün), ausgeführt in der Sxitzen-
klöppel-Musterschule zu Schneeberg i/S. Dieses Taschentuch wurde
von drei z? jährigen Schülerinnen der Spitzenklöppel-Musterschule zu
Schneeberg genäht; jede der drei Arbeiterinnen hat daran ein halbes
Jahr zu thun gehabt. Das Muster der Spitze wurde in 2\ verschiedenen
Theilen gearbeitet, welche nach der Fertigstellung zusammengesetzt und
mit dem hinein zu arbeitenden Grunde verbunden worden sind. Drei
verschiedene Zwirnsorten waren hierbei erforderlich und zwar No. 20
leinener Zwirn zu den Relief-Partien, No. 200 baumwollener Zwirn
zu den dichten Ausfüllungen und No. 360 baumwollener Zwirn zu
den verschiedenen feinen Grundartcu. — Diese Arbeit kann zwar für
die Schneeberger Sxitzenklöxxel-Musterschule nicht als typisch

angesehen werden — da wir es hier nicht mit einer Klöppel-, sondern
mit einer Nadel-Spitze zu thun haben —; aber sie beweist, daß die von
I. Pausier geleitete Schule Vorzügliches leistet.

Tafel u: Gothischer Schrank. Dieser Schrank, welcher
eine Höhe von 2,50, eine Breite von j,85 und eine Tiefe von 0,SZ in
hat, ist zur Zeit im Besitz von Rupprecht's Nachfolger Antiquar (Mün-
chen). Fichtenholz bildet den Kern des Ganzen, die durchbrochenen Schni-
tzereien bestehen aus Nußbaumholz und die Füllungen sind mit einem
2^2 mm dicken Lschen-Fournier belegt, in welches an den Rändern
senkrechte Streifen geometrischer Intarsien — achteckige Sterne in
schwarzem und Hellem Holz — eingelassen sind. Im Innern enthält
der obere Theil Geheimfächer, deren Außenseiten zum Theil wieder mit
geometrischen Intarsien verziert sind.

Tafel \2: Entwurf zu einem Glasbild. Nach einer
Griginalzeichnung im Großh. Kupferftichkabinet zu Karlsruhe, (vergl.
damit Tafel 5.)

Tafel ;3: (von der Kunstgewerbe-Ausstellung München ;888)
Tafelaufsatz. Entworfen und ausgeführt von Prof. Adolf Halb-
reiter, München. Der Aufsatz trägt an dem Rand der vierxaßsörmigen
Schale die Midmungsinschrift: „Dem in XXXIIIjährigem Wirken um
das Gedeihen der Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte jo hochver-
dienten Generaldirektor Eonimerzienrath Herrn Ernst Fromin gewidmet
von den Aufsichtsräthen". Er besteht im Wesentlichen aus vergoldetem,
bezw. oxydirtem Silber; die Schale ist aus wasserhellem Krystallglas in
vier Theilen geschliffen und gravirt, und im Schaft des Fußes und der
Säule ist Lapis lazuli zur Verwendung gekommen.

Beilage des Doppelheftes 3/4: Beiblatt !lo. 5

(Seite 33—4P).

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verantw. Red.: Prof. £. Griielin. — Herausgegeb. v. bayer. Itunftgewerbeverciii. — Druck u. Lomm.-Verl. von Anorr $ Hürth in München.
 
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