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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1889

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Heft 9/10
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Groothoff, Hugo: Die Hamburgische Gewerbe- und Industrie-Ausstellung
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Kunstgewerbliches auf der Pariser Weltausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6907#0060

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als Worte vermögen. Im Vordergrunds eine Truhe in
Eichenholz, (einer alten aus dem kgl. Museum in Berlin
in selbstständiger Weise nachgeschnitzt), — in den zwei Nischen
die in cholz geschnittenen und leicht farbig behandelten Figuren
der Musik und Poesie, rechts und links zwei in Kolz ge-
schnitzte und reich polychromirte Gruppen, mexikanische
Typen darstellend. Ein kleines Medaillon in Buchsbaum
stellt Bürgermeister Airchenpauer dar, und beweist Denoth's
Meisterschaft in der Eharakteristik des Porträts. — Ein
Meisterstück der Porträtähnlichkeit ist die schon aus München
bekannte polzstatue des verstorbenen Senators payn. End-
lich ist noch die in der Festhalle ausgestellte, in Gyps mo-
dellirte und ganz leicht in einigen Farbentönen abgestimmte
Gruppe Denoth's, „die Huldigung pammonia's", zu
nennen, in welcher der Rathsherr, der Schiffer, der Hand-
werker und der Aünstler mit dem Modell der Michaelis-
kirche vorzüglich charakterisirt sind. Die Gesammtwirkung
dieser Gruppe ist eine allseitig anerkannte, großartige und
schöne.

Eineni liebenswürdigen Aünstler begegnen wir in
F. Rampendahl fr. Neben einigen in Elfenbein ge-
schnittenen ausgezeichneten Statuetten und Reliefporträts
üben einen besonderen Reiz seine in Thon hergestellten kleinen

etwa 20—25 cm hohen Figürchen aus, zu denen Rampen-
da hl die Vorbilder auf den Hamburger Straßen fand.
Der Hamburger kennt alle hier dargestellten Typen; die
die Straße psiasternden Arbeiter, der Schiffer und der Fischer,
der Schlachter und der Arabbenhändler, alles sind ihm
wohlbekannte Leute, und er gewinnt sie in dieser anmuthigen
Wiedergabe erst recht lieb. Die Auffassung dieser Figuren
ist so charakteristisch und echt, die technische Behandlung so
flott und ohne alle Glätte keck und lustig, daß es auch ein
allgemein künstlerisches Interesse ist, welches diese Arbeiten
werthvoll erscheinen läßt. Wir lassen im Bilde zwei dieser
Typen folgen und bemerken noch dazu, daß der Aünstler
zur Herstellung derselben in Dieppe (Gebr. Groillon)
und Paris angeregt wurde. Der technische Herstellungsgang
ist folgender: Nachdem das Mriginal in verlorener Fornr
geformt, wird über das Modell eine Aeilform hergestellt,
die bei den einzelnen Figuren bis 60, bei den ausgestellten
Gruppen bis f^O Aeile enthält. Nachdem die Fornr mit
Thon ausgedrückt, werden der Mantel und die Aeile ent-
fernt, und jede einzelne Figur von oben bis unten sauber
retouchirt. Die Figuren werden hart (klingend) gebrannt
und aus zunr Theil röthlich, zum Theil gelblich brennendem
Thon hergestellt. (Schluß folgt.)

unflgeMöliM Ws kt Mser MMMung.

aas Wort Paris hat für den auf dem kunstgewerblichen
Gebiete Schaffenden nicht mehr die bezaubernde blendende
Wirkung, die es noch vor 25 Jahren ausgeübt, zu
einer Zeit, in der es für selbstverständlich galt, von
dort den Geschmack zu beziehen. Ls ist die Frucht
der nationalen Einigung, daß auch hierin Deutschland
seiner eigenen Kraft bewußt wurde und zunächst aus den Schätzen
„seiner Väter Werke" schöpfend, das einheimische Kunstgewerbe zu
erfreulicher Blüthe brachte.

Diese Erfolge können uns aber nicht abhalten, den Leistungen
der in Hinsicht des Geschmacks hochentwickelten französischen Nation,
deren Vorführung den größten Theil der sogenannten Weltausstellung
bildet, unser Augenmerk zuzuwenden. Leider ist es der erdrückenden
Masse des Gebotenen wegen nicht möglich ohne große Lücken auch nur
einen Ueberblick zu geben, weshalb hier nur auf einige hervorragende
Leistungen hingewiesen werden kann.

Das Meiste des Einschlägigen befindet sich in dem Palais des
Industries diverses, das man durch den von dem Architekt Bouvard
prächtigen, mit etwas theatralischem Pomp ausgestatteten Lentraldom,
dem Mittelpunkt der ganzen Ausstellung, betritt. Durch denselben,
welcher hier zugleich das Vestibül bildet, gelangt man in die Galerie
de zo inetres, von der auf jeder Seite 7 Abtheilungen ausgehen. Die
Eingänge zu denselben werden durch Portale gebildet, deren verschiedene
mehr oder weniger gelungene architektonische oder dekorative Behandlung
den in diesen Seitengalerien enthaltenen Industriegruxxen, z. B. Edel-
metallarbeiten, Keramik, Kunstbronzen, Möbel, Weberei, Waffen,
Uhren rc. rc. zu entsprechen sucht.

Im Lentraldom selbst befindet sich die Ausstellung zweier Industrien,
welche den Stolz Frankreichs bilden, die der Gobelinsmanufaktur und
der Porzellanmanufaktur Sevres. Die erstere, mit der zugleich eine
interessante Ausstellung der Gobelin- oder Taxifferieschule(gegründet; 662),

verbunden ist, setzt sich auch in der ersten Etage desselben fort. Hervor-
zuheben sind zunächst schon durch die Größe (7 m Breite) auffallend
2 Gobelins, der eine nach einer Lomposition von Mazerolles, La filleule
des Fees (die Feenpathin), der andere nach Ehrmann, die Wissen-
schaften und Künste in der Antike, sowohl in Lomposition, als Farben-
gebung glücklicher als jener, von demselben Künstler rühren auch
die Lartons zu der „Buchdruckerkunst" und „Handschriftkunst" her.
Durch hervorragende technische Ausführung zeichnet sich noch die
blaute lisses „Jugend" nach Bourgeois von Lavaux und Nymphe
und Bacchus nach I. Lefebvre von Munier aus. Mehr von dekorativer
Wirkung mit vorherrschend gelben Gründen sind die Panneaux nach
Zeichnungen von M. Galland, für das Elysee bestimmt. Das Medaillon
Henri IV. desselben zeichnet sich durch coloristischen Reiz aus. Mit
der Ausstellung der Gobelins-Manufaktur ist auch diejenige der mit
dieser seit ;825 vereinigtenSavonnerieverbunden, q Landschaftspanneaux
nach Lollin derselben sind u. A. von entzückender duftiger Farben-
gebung. Hiebei sei auch der von diesen Staatsinstituten weit entfernt
aufgestellten privaten Gobelin- und Texpichfabriken von D'Aubusson,
von Braqueuie & (Cie., Hamot u. A., welche in Wand- und Fußtexxichen
Bedeutendes leisten, rühmend gedacht.

Die Ausstellung von Sevres, deren Eindruck etwas unter den
grandiosen Formen des Doms und des einfallenden grellen Lichtes
leidet, ist besonders an großen Prunkvasen (Pfau auf einer Vase) reich,
während das klebrige sich von dem von Berlin und Meißen Bekannten
weniger unterscheidet.

Anschließend sei hier einer Technik erwähnt, welche in Frank-
reich als Dekorationsmittel bei öffentlichen und Privatbauten eine
große Rolle spielt, des Mosaiks. In der Galerie de zo nretres sahen
wir eine für das Museum der Dekorations-Künste bestimmte Thür-
verkleidung, an deren Zeitenpfeilern 2 weibliche Figuren, die Weberei
und die Keramik nach Gemälden von Luc.-Vlivier Merson, von der
 
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