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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1889

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Heft 7/8
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Graf, H.: Moderne Grabmäler
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Die Sammlung von Glasbildentwürfen im Großherzogl. Kupferstichkabinet zu Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.6907#0049

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Physiognomie auch für die freiliegende Area nicht so sehr
außer Betracht bleibe.

In dieser pinsicht tritt der neue Friedhof aus der Prag
bei Stuttgart zu seinem Bortheile hervor, poch gelegen
kündigt er sich durch seine Frontalbauten schon von Weitem
an und uinschließt eine Reihe größerer freiliegender Gruft-
anlagen, in welchen der in Schwabens Pauptstadt waltende
architektonische Sinn zu vornehmerem Ausdrucke gelangt.
Diese Sinnesrichtung wird schon in früherer Zeit und bei
beschränkteren Maßen erkennbar, wie die aus Taf. ^ und \2
vorgeführten Beispiele von älteren Friedhöfen aus der ersten
pälfte dieses Jahrhunderts und den Schulen Schaffauer und
Danneckers bezeugen; ihr Fortwalten bekundet sich unter
andern auch in den kleineren Werken des feinsinnigen Leins
auf Taf. 2, 5 und 9, an deren letzterem sich zugleich die
formgewandte pand des Perausgebers bewährte; ihren
Pöhcpunkt erreicht diese architektonische Richtung in den
Mausoleen des neuen Prager Friedhofes; es ist der für das
monumental Wirksame glücklich angelegte Geist des zu früh
dem Schaffen entrissenen Gnauth, dem wir hier in einigen
Werken begegnen, welche Motive aus verschiedenen Epochen
des Alterthums in eine dem inodernen Formensinn ent-
sprechende, harmonische und ächt monumentale Gestalt ver-
schmelzen; so Taf. 8, Grabmal der Familie Sauters, Taf. \ \,
Familie Pallberger. In feine Fußstapfen tritt Prof. Rein-
hardt init dem Grabnmle der Familie Moser, Taf. 6. And
in all' diesen, wie auch in den kleineren Werken von Bäumler,
von Egle u. a. erscheint die dem Vrte und der Bestimmung
entsprechende ernste Pallung durchaus gewahrt.

Damit auch die dritte der süddeutschen Residenzen nicht
fehle, bringen die Tafeln 25 und 26 drei Grabstätten des
neuen Karlsruher Friedhofes, welche einer verwandten
Richtung angehören, ohne sich doch zu der monumentalen
Bedeutung der Pauptwerke des neuen Stuttgarter Friedhofes
zu erheben.

Die letzten Tafeln, 27 bis 50, führen init Werken aus
der Fürstenfepultur der Stiftskirche in Tübingen, aus der Fran-

ziskanerkirche in Ingol-
stadt, dem Dome in Eich-
stätt und der markgräflich
Ansbachifchen Begräb-
niß- und ehemaligen
Klosterkirche in Peilbronn
an den Beginn und in die
erste Blüthe der neueren
deutschen Kunst zurück,
wobei die dem ersten Bild-
hauer der Renaissance in
Deutschland, den: Eich-
stätter Meister Loy pering
mit fünf Darstellungen er-
wiesenen puldigung wohl
eine Einschränkung oder
eine andere Gestalt hätte
annehmen dürfen.

Das Werk mit seinen
trefflichenLichtdrucktafeln
der Firma M. R o m e l
& Tie. in Stuttgart un-
terscheidet sich von man-
chen anderen der Art,
welche vornehmlich als
bequeme pilfsmittel einer armen Phantasie zu dienen bestimmt
erscheinen, vor allem durch den historischen Sinn, welcher
die Auswahl des Stoffes leitete und die örtlichen Eigen-
thümlichkeiten nicht nur in ein Helles Licht treten, sondern
auch ihre Entwickelung erkennen läßt. Ein edler Zweig der
monumentalen Kunst ist unter den Gesichtspunkt kunstge-
fchichtlichen Studiuins gesetzt; die Anregung, welche hieraus
für den Schaffenden wie den Kunstfreund entspringt, würde
durch eine ergänzende Fortführung des Unternehmens noch
fruchtbarer werden. Wir wünschen demselben die ver-
diente Theilnahme, welche zu solchen: weiteren Ausbau
ermuthigt.

Ergänzung zu Tafel 26

unserer kunstgewerblichen Musterblätter.

-ümiiiliil von SlMAnlnKsm im SroMpsgl. ÄiWMMMlikt

;» Karlskugk.

arlsruheZ hat das Glück in den verschiedenen
Großherzoglichen Sammlungen manchen noch
ungehobenen Kunstschatz zu verwahren. Ein
solcher ist die große in der Literatur noch
nirgends erwähnte Sammlung von über 800 Ent-

I? würfen für Glasbilder, welche sich im Großhcrzogl.
K Kupfcrstichkabinet befindet und dasselbe in dieser
pinficht mit den größten Sammlungen der Welt in
Rivalität setzt.

Die Blätter befanden sich früher in Klebbänden und
waren damit der Forschung eigentlich entzogen, denn man
konnte die einzelnen Zeichnungen nicht bequem mit einander

vergleichen; die wiederholt vorkommenden Inschriften auf
den Rückseiten waren nicht zu lesen und die Wasserzeichen
konnten nicht konstatirt werden. In neuester Zeit sind die
Bände auseinander geschnitten und die Zeichnungen auf
Lartons gesetzt worden. Die Schönheit der meisten Blätter
veranlaßte die Redaktion dieser Zeitschrift zur Erlangung
des Publikationsrechtes einiger derselben, eine dießbezügliche
Eingabe an den Borstand des Kupferstichkabinets, Galerie-
inspektor Richard, zu richten. Daß derselbe das Gesuch
der Redaktion an höchster Stelle befürwortend vorgelegt und
es auf diese Weise möglich gemacht hat, unseren Lesern einen,
wenn auch nur verschwindend kleinen Theil jener Sammlung
 
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