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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.6907#0069

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■t- (5( -fr

Ledertapete von Gg.

Leder kann Zebsen seine durch unermüdlichen Fleiß errungene
Höhe auf dem ihr eigenen Gebiet vollauf in Anspruch
nehmen. (Abbildungen auf 5. (52).

Auch die Thonin dustrie hat
sich die Zuneigung des Publikums
errungen, wenn auch nicht in dem
Maaße, wie das Leder. ■— Hamburg
leistet auf diesem Gebiet Bemerkens-
werthes. — Der Majolika-Ofen in
plastischer und farbiger Gestalt wird
besonders durch die Firma A. H.

Wessely, von der Münchener Aus-
stellung her bekannt, in rührigster
weise gepflegt. Neben verschiedenen
andern Ofenfabrikanten bringt
Wessely die stattlichste Anzahl Oefen
und Kamine zur Ausstellung. Die
Mitarbeiterschaft tüchtiger Künstler,

Architekten wie Bildhauer, sichert
vielen Oefen in der Form den künstler-
ischen Werth, während in der farbigen
Glasur ebenfalls Tüchtiges geleistet
wird. Erwähnt feien ein großer Wand-
kamin, welcher für das Schloß Sinaia
in Rumänien gefertigt worden, und
ein Barockofen in dunkelblauer Glasur
nrit reicher Vergoldung; bei letzterem
interessirt uns besonders, daß der-
selbe mit freier Handarbeit hergestellt,
also in weichem Thon aufgebaut, und in der ganzen Form
modellirt worden. Die künstlerischen Vortheile dieses Ver-
fahrens liegen auf der Hand. Diese sog. überschlagene Arbeit,
welche Wessely als der Erste in Hamburg wieder einführte,
ist einer aus Wien stammenden Technik nachgeahmt, bei
welcher nach vollendeter Modellirung der Ofen in mehrere
Stücke zerschnitten wird, um gebrannt zu werden; man
wählt die Fugen bei dieser Herstellungsart so, daß man sie
möglichst verstecken kann. Daß sich diese Technik für die
Herstellung von Rokoko-Formen besonders eignet, ist klar;

man ist versucht, sie mit der ech-
ten Stucktechnik zu vergleichen,
welcher auch die Rokokoformen
am besten gehorchen.

wer im Hamburger Mu-
seum für Kunst und Gewerbe
die stattliche Gfensammlung
gesehen hat, welche von der
Töpferkunst Hamburgs und
Umgegend aus der Mitte und
deni Ende des vorigen Jahr-
hunderts Zeugniß ablegt, wird
wenig plastische Arbeiten, da-
gegen zahlreiche blaubemalte
Gefen gefunden haben. Der
Charakter dieser Vefen er-
innert an die Schweizer Oefen
pfau's, nur entsprechen die
Hamburger Oefen in der Mrnamentirung dem Stilcharakter
des vorigen Jahrhunderts, und sind im Ganzen voller bemalt,
als die Schweizer. Landschaften, figürliche Darstellungen

Najolikafüllung aus der fünft*
gewerkt. Werkstatt (vorm.
R. Bichweiler), Altona.

im Charakter des Rokoko und Ornament in gleicher weise,
aber in der Behandlung an die holländischen Arbeiten er-
innernd, bilden die Vorwürfe der Benmlung. — Diese Blau-
malerei ist von A. H. Wessely eben-
falls seit Langem gepflegt worden,
wir finden eine Anzahl Teller und
andere Gefäße, sowie Oefen blau
bemalt, welche von großer Beherr-
schung der technischen Schwierigkeiten,
und einer erstaunlichen Handgeschick-
lichkeit Zeugniß ablegen. — Zu den
Blaumalereien sind Motive gewählt,
welche der Haniburgischen Kmgegend
entnommen sind; dieses Hineingreifen
in die heimische Natur macht die
flott gemalten Bilder in höchstem
Grade anziehend. Der Künstler,
Maler w. Haase, welcher diese
Blaumalereien und auch jene flott
behandelten Thonscherben lieferte,
welche uns an den Kerbschnittarbeiten
des Rauhen Hauses schon begegneten,
hat eine seiner Skizzen behufs Ver-
öffentlichung zur Verfügung gestellt,
da die Blaumalerei selbst durch Photo-
graphie nicht wiederzugeben ist. Die
Skizze, welche zum Zwecke der
Hulke, Hamburg. Malerei auf die rohe Glasur des

Thonscherben nach der Natur ange-
fertigt wurde, liefert ein annähernd gutes Bild der in
flottester weife hingezeichneten Blaumalerei. (Vergl. S. (25.)

An einem kleinen Ofen hat Wessely diese Malereien init
Mangan (braun-violett) auf die rohe Glasur malen lassen,
einer Farbe, welche im Allgemeinen leichter zu den Ein-
richtungen unserer wohnräume in Stimmung zu bringet:
ist, als das kältere Blau. — Die Vermischung von Blau
und einem röthlichen Ton kommt ja auch schon an den
Schweizer Gefen und alten Hamburger Beispielen vor.

Das in verschiedenen Majolikafarben gemalte Relief,
welches als Platte an Oefen,
und auch in zarteren Formen
als Füllung an Schränken re.
verwendet wird und in Hain-
burg sehr beliebt ist, liefern
Wessely und die Kunstge-
werbliche Werkstatt Ham-
burg. Reizvolle Modellirung,
intensive Farbengebung sind so-
wohl bei den Reliefs, als bei
den Gefäßen die Hauptvorzüge
aller keramischen Arbeiten dieser
Werkstätten (s. die Abbildungen
auf S. (50 und (5().

Haase ch Schwindrasz -

he:m stellen eine Reihe Pracht- \ ' a ,, , ...

' 1 tri gewerkt. Werkstatt (vorm.

teller aus, meistens Wappen tu K Bichweiler), Altona.

reicher Ornamentirung, welche

sich durch kräftige und elegatite Fornien und Farbeii aus-
zeichnen und in München durch die vorjährige Ausstellung
bereits bekannt geinacht sind (f. d. Abb. auf S. (50).
 
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