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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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Heft 1
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Unveröffentliche Blätter von M. Schwind
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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0028
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Seife 12 ••<==?••<===>••<==’ Bläffer für Gemäldekunde. «•<===?••<==='••<==> Bd. VI.


Hl. Schwind: Titelbild zu A. v. Kotjebue’s „Pachter
Feldkümmels Hochzeit“. Zur 8. Szene des 1. Aktes
„Feldk. Stören Sie ihn doch nicht in ieiner Ruhe".
(Sörz, Sammlung Baron Albin zu Teuffenbach.)

Die vier Bläffer, die anbei zum
erffenmal abgebildet werden, (vergl,
die Abbildungen auf den folgenden
Seifen. Sie geben die Stiche in der
Größe der Vorlagen wieder) dürften
dem Stil nach ungefähr aus derlei»
ben Zeit ffammen, wie die „Kräh»
winkeliaden". Sie gehören lieber nicht
zu den ganz frühen Arbeiten des
Künfflers. Denn fie erweifen fich fchon
als gut komponiert und gezeichnet.
Der Reifezeit Schwinds enffprechen fie
aber noch nicht. Die Datierung bleibt
noch zu erörtern.
Die Autorschaft Schwinds ilf durch
die gleichzeitig geffochenen Inlchriften
beitens beglaubigt. Auf jedem der
Blätter lieht links unten gleichlaufend
mit dem Oval:
„Schwind del" (ineavif).
Die Sfecherbezeichnungen befinden
lieh wie gewöhnlich rechts. Sie laufen;
„J. Hyrtl sculp". Das Blatt zu „Sor-
gen ohne Floth" ilf allo lignierf,
ferner „Poratzky sc." (ulplif). So auf
dem Bildchen „Der Häusliche Zwilf".
Auf den zwei übrigen lieht jedesmal
„Dworzack sc").
Bisher habe ich zwar das eine oder
andere der mitgefeilten Bläffer gele»
gentlich zu Geliebt bekommen — eines
davon ift auch im Kupferlfichkabinet

„Seinem angeborenen Sompolitionsfalenfe
folgend, fing, (der junge Schwind) lehr früh»
zeitig an, Almanachbilder und ITlulikfifel in
ITlenge zu machen, um lieh die mittel zum
Studium zu verlchaffen." Jedenfalls blieb
diele Erwerbsquelle einige Jahre lang er»
giebig. Bei Weigmann (m. v. Schwind, aus
den „Klallikern der Kunlt") lind derlei Ar»
beiten abgebildef aus dem Talchenbuch
„Vergißmeinnicht" (1831 und 1833) und
aus dem „Faultus" von hudwig Bechltein
(1833). Die „Krähwinkeliaden" von 1826
gehören ebenfalls in den Zulammenhang*)
auch die Titelblätter für Klavierauszüge aus
Opern von Rollini, die 1822 oder wenig
Ipäfer enfitanden lind.

*) Zu dielen H. Holland: ITIorifj von Schwind
(1873, S. 25) Abbildungen bei Weigmann (S. 52u.53).

der Wiener Hofbibliothek vorhanden —
aber eine Abbildung oder Belchreibung ilf mir
bis heute nicht bekannt geworden. Jedenfalls
lind die vier Bläffer große Self enheif en.
Ich habe fie in der Sammlung Seiner Exzellenz
des Herrn Generals der Infanterie Barons
Albin zuTeuffenbachin Görz kennen
gelernt und verdanke dem Belißer die gü»

*) Unter den genannten Wiener Kupferftechern ift
wohl 3acob Hyrtl der bedeutendlte. Er war um etwa
5 3ahre älter als Schwind. (Vergl. Hagler: Künltler-
lexikon. Die üiteratur bis in die 1850er 3ahre zu»
fammengeftellt in (3. v. Wurzbachs biogr. üexikon.)
flach alten Überlieferungen ift mir bekannt geworden,
dafj 3acob Hyrtl ähnlich feinem berühmten Bruder
3ofef Hyrtl, der Anatom wurde, ein fonderbarer Kauz
gewefen. So pflegte er des Sommers Fliegen zu fangen,
um fie dann in ausgefuchter Weife zu quälen. Zu
Poratjky vergl. Haglers hex., zu Dworzak das Wurz»
bachfche Werk.
 
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