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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0213

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Bd. VI. £=>•• <=>••(=>•• Blaffer für Gemäldekunde. <=>••<==>••£=>•• Seite 83

wie io viele andere junge belghche Ulaler,
in feiner Jugendzeit beherbergt hafte, und
deren Belifzer io kunitiinnig waren, an
Stelle von Bargeld, das eben immer fehlte,
Originalgemälde der künitleriichen Peniio*
näre in Zahlung zu nehmen. Von dielen
drei Bildern, die auf ehemaligen Türflügeln
dieies „Repos des Artisfes" genial hinge*
worfen worden waren, hellen zwei Kühen*
landichaffen dar, die durch den beionders
charakteriitiichen Unterichied der flicht*
und kuftitimmung, der See und des
Wolkenhimmels einmal an der franzöiiichen
Riviera, das anderemal im ähnlichen See*
bad auffallen und an mehreren Stellen den
IRalgrund hgrmoniich freilaiien, während
das drifte Ölbild die fein abgehimmfe
Ganzfigur einer jungen Pariierin darhellt,
die in der einen Band einen Fächer hält
und mit der anderen ihr Kleid empoirafft,
im Ganzen aber ihren Umgang mit Edouard
Ulanet und Alfred Stevens nicht verleugnen
kann.
8!

ZUR CHARAKTERISTIK DES


Wenn Van den Branden Recht behält, hat
der Ulaler Grasbeck ielbit keine Hach*
kommen hinferlaiien, doch hat iich in der
Familie „Van Graesbeek, von Wielenbach0
die Überlieferung erhalten, daß iie vom
ITlaler, beziehungsweife von deiien Ver*
wandten abifamme. Dies wurde mir vor
Jahren von Adolf van Graesbeek mitgefeilt.*)
Graesbeek war Bäcker im Antwerpener
Kaitell. Dorf, wo Adriaen Brouwer, man
weiß noch heute nicht weshalb, eine Baff
politiicher Art abzubüßen hatte, wurde er
Schüler dieies lebhaften Geihes, der ihn
ohne jeden Zweifel hark beeinflußt hat.
Freilich konnte das feurige Temperament
nicht auf den Schüler übergehen, der ruhiger,
beichaulicher, gemütlicher geartet war. Die
Daritellung lebhafter Bewegung, aufflam*
mender keidenichaft gelingt dem Bäcker
und ITlaler nicht annähernd ebenio wie, wie
dem dramatiich angelegten Brouwer. Graes*
beek findet iich am beiten zurecht, wenn er
ruhig verlaufende Vorgänge ichilderf, die
ihm ein bequemes Studium der modelte
gehalten. Gin ' ungewöhnliches Formenge*
dächtriis eignete ihm gewiß nicht. Auch
verfügte er über keine weitausholende,
mannigfache Einbildungskraft. Dabei weiß
er aber doch einfach und natürlich gewöhn*
liehe Vorgänge zu erzählen. Z. B. Ulan
kehrt des nachts in’s Käitell zurück. Wenige
Perionen, keinerlei Aufregung (Gemälde in
der kiechtenheingalerie). Oder man fißt vor
dem Hauie, vor der Schenke im Freien.
Augenicheinlich ift man guter Stimmung
ohne ausgelaiien zu fein. Oder der Wein
hat feine Schuldigkeit getan. Die Hausmutter
ichlummerf. Ein Pärchen mitten drinnen
hält iich für unbeobachtet. Dodi icheint der
Alte die Freiheiten zu bemerken, die iich
bode" (herausgegeben von Dr. San Ten Brink) Bd.
HI, 1881, S. 219). Die reichlidilten Angaben aus dem
heben des ITIaiers finden lieh in Van den Branden’s
Artikel: „Adriaan de Brouwer en 3oos van Graes«
beek" in der eben genannten Zeitfchrift und in V. 3.
Branden’s Gefchiedenis der Antw. Schilderfchool. Die
Handbücher für Gefchichte der Illalerei und die all«
gemeinen Künftlerlexika haben ihn falt alle.
*) Der Genannte ift vor kurzem als Oberinfpektor
der Staatseifenbahngefellfchaft in Wien geftorben. —
„Von Wielenbach" ift eine freie Überfeöung des:
„Van Craesbek." Wörtlich hiefje es Von Grasbach.
 
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