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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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Heft 5
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Mascha, Ottokar: Originalgemälde von Félicen Rops
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Frimmel, Theodor von: Zur Charakteristik des Joos van Eraesbeek
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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0099

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Bd. VI. c=?*«c=a»*<=5*« Bläffer für Gemäldekunde. £===>•• <==>••

Seite 83

wie fo viele andere junge belgifche ITlaler,
in feiner Jugendzeit beherbergt hafte, und
deren Belifzer fo kunftfinnig waren, an
Stelle von Bargeld, das eben immer fehlte,
Originalgemälde der künftlerifchen Penfio*
näre in Zahlung zu nehmen. Von dielen
drei Bildern, die auf ehemaligen Türflügeln
diefes „Repos des Arfistes" genial hinge-
worfen worden waren, ftellen zwei Küffen*
landfchaften dar, die durch den befonders
charakferiffifchen Unterfchied der Dicht*
und kuftftimmung, der See und des
Wolkenhimmels einmal an der franzöfifchen
Riviera, das anderemal im dänifchen See*
bad auffallen und an mehreren Stellen den
ITlaigrund hgrmonifch freilaffen, während
das dritte Ölbild die fein abgeffimmte
Ganzfigur einer jungen Pariferin darftellt,
die in der einen Band einen Fächer hält
und mit der anderen ihr Kleid empoirafft,
im Sanzen aber ihren Umgang mit Edouard
fllanet und Alfred Stevens nicht verleugnen
kann.
%
ZUR GHflRHKTGRISTIK DG5
5OOS Vfln CRHCSBGEK.
Als „Backer ende Schilder", als Bäcker
und ITlaler fteht Joos van Eraesbeek 1633
auf 1634 in den Büchern der Antwerpener
malergilde unter den Illeiffern verzeichnet.
1631 war er Bürger „porter" der flandri*
fchen Hauptftadt geworden. Zu Fleerlinter
in Brabant ift er geboren, wie ich vermute,
1608?) „ITlahler von Anforff" (Antwerpen)
wird er 1659 in dem bekannten Bilder*
Inventar des Erzherzog Leopold Wilhelm
genannt.**) Diele Angabe fchleppt nach, denn
Eraesbeek war fchon 1651 von Antwerpen
nach Brüffel überfiedelt. Dorf ift er bald
nach 1654, ficher noch vor 1661 gefforben.***)
*) Lriggeren II. S. 48, 56 und 865. und Frimmel
„Kleine Galerieftudien“. Ileue Folge, II. Lieferung
„Von den Iliederländern in der kaiferl. Gemälde»
fammlung (1895) S. 74.
**) Vergl. 3ahrbuch der Kunfthiftorifchen Summ»
Jungen d. a. h. Kaiferhaufes Bd. I.
***) Eraesbeek wurde nach Hl. Pinchart’s Fund am
5. ITlärz 1651 als Uleifter bei der Iiukasgilde zu
Brüiiel eingefchrieben. Vergl.. „Hederlandfche Kunff»

Wenn Van den Branden Recht behält, hat
der Ulaler Erasbeck felbit keine Hach*
kommen hinterlaffen, doch hat fich in der
Familie „Van Eraesbeek, von Wielenbach"
die Überlieferung erhalten, daß fie vom
ITlaler, beziehungsweife von deffen Ver*
wandten abftamme. Dies wurde mir vor
Jahren von Adolf van Eraesbeek mitgefeilt.*)
Eraesbeek war Bäcker im Antwerpener
Kaftell. Dorf, wo Adriaen Brouwer, man
weiß noch heute nicht weshalb, eine Baff
polififcher Art abzubüßen hatte, wurde er
Schüler diefes lebhaften Geiftes, der ihn
ohne jeden Zweifel ftark beeinflußt hat.
Freilich konnte das feurige Temperament
nicht auf den Schüler übergehen, der ruhiger,
befchaulicher, gemütlicher geartet war. Die
Darftellung lebhafter Bewegung, aufflam-
mender keidenfchaft gelingt dem Bäcker
und Ulaler nicht annähernd ebenfo wie, wie
dem dramatifch angelegten Brouwer. Eraes-
beek findet fich am beiten zurecht, wenn er
ruhig verlaufende Vorgänge fchilderf, die
ihm ein bequemes Studium der modelte
gehalten. Ein ‘ungewöhnliches Formenge--
dächtriis eignete ihm gewiß nicht. Auch
verfügte er über keine weitausholende,
mannigfache Einbildungskraft. Dabei weiß
er aber doch einfach und natürlich gewöhn*
liehe Vorgänge zu erzählen. Z. B. ITlan
kehrt des Hachfs in’s Käffell zurück. Wenige
Perfonen, keinerlei Aufregung (Gemälde in
der kiechtenfteingalerie). Oder man fißt vor
dem Haufe, vor der Schenke im Freien.
Augenicheinlich ift man guter Stimmung
ohne ausgefallen zu fein. Oder der Wein
hat feine Schuldigkeit getan. Die Hausmutter
fchlummerf. Ein Pärchen mitten drinnen
hält fich für unbeobachtet. Doch fcheint der
Alte die Freiheiten zu bemerken, die fich
bode" (herausgegeben von Dr. San Ten Brink) Bd.
III, 1881, S. 219). Die reichlichften Angaben aus dem
lieben des Dialers finden lieh in Van den Branden’s
Hrfikel: „fldriaan de Brouwer en 3oos van Eraes-
beek“ in der eben genannten Zeitfchrift und in V. 3.
Branden’s Gefchiedenis der Antw. Schilderftfiool. Die
Handbücher für Gefchichte der ITlalerei und die all-
gemeinen Künftlerlexika haben ihn falt alle.
*) Der Genannte ift vor kurzem als Oberinfpektor
der Staatseifenbahngefellfchaft in Wien geftorben. —
„Von Wielenbach“ ift eine freie Überlegung des:
„Van Eraesbek.“ Wörtlich hiefje es Von Grasbach.
 
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