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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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Heft 10
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Unveröffentlichte Bilder aus Wiener Privatbesitz
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Zu Alessandro Magnaseo
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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0185

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Bd. VI. <=?*»c=5»«c=3*« Blätter für Gemäldekunde. c=o©=?o*c=5*« Seite 169

mitteilung ich der Befitjerin des Bildes
verdanke.
„All* Em. Cardinale ITlarfello Fiorentino
il suo concittadino Del Rosso
dona questo dipinto d(a):) Dolce
in segno d’amicizia"
Cs ift eine Widmungsinfchrift aus der Zeit,
als das Bild in den Beiitj de» Kardinals
Francesco ITlarfello gelangte. Sie Rammt
allo aus der Zeit zwilchen 1706 und 1717.
1717 Harb Kardinal ITlarfello. Seine Er*
nennung zum Kardinal fällt 1706. Gräfin
Amadei hat das Bild 1884 in Rom in
Hlonfe di piefä gekauft.
In Bezug auf die Darftehung kann man
im Zweifel fein, ob die Flucht der heiligen
Familie nach Aegypten dargeftellt ift, oder
die Beimkehr. Bei der Darftehung der Flucht
pflegt das kürzende Gö^enbild angebracht
zu werden. Da nun dieles fehlt, mödhte man
auf die Beimkehr ichliefjen. Wie man lieh
auch entfeheiden mags jedenfalls ift das
mofiv beachtenswert, dafj der Engel den
Efel an der Schnur führt. Die fo oftdarge-
[feilte Flucht und Heimkehr der heiligen
Familie ift in diefer Beziehung gewöhnlich
anders aufgefafjt worden.
Die meiften Bilder der Sammlung Amadei
End teftamentarifch der Wiener Akademie
vermacht. Einige Bilder [ollen dem Buda*
pefter Hluieum der [chönen Künlte zufallen.
Die Sammlung Amadei befand [ich Jahre*
lang im Baus des deutfehen Ordens in Wien
und ik gegenwärtig in der Plankengake
Ur. 7 zu finden.
es
ZU HüESSHDDRO mflSUHSeO.
Eine Verwechslung der Vornamen, die
unlängff in Bezug auf die zwei Ulaler Illag*
nasco vorgekommen ilt (vergl. Zeiflchrift
für bildende Kunit 1911, Heft 4) bietet mir
Anlafj, einige alte und neue Auflchreibungen
über die beiden Illagnasco hervorzuiuchen.
*) .da“ undeutlich. Der Dole! und einige andere
Bilder der Sammlung flmadei lind in Kürze belprochen
in der Zeifichrilt „Der GrdgeiH" (3ahrg. III, Beft 8).

Stefano Ulagnasco ift nach einer zuver*
läkigen Quellenfchrift (nach E. G. Ratti's
Fortietjung der Genuefer Vifen des So*
prani) der Vater des Alessandro ge-
weien. Stefano ik Ichon 1685 gekorben, als
das Söhnchen Alessandro ungefähr vier
Sahre zählte. Denn Alessandro ik 1681 ge-
boren. Von Stefano Ulagnasco find heute
kaum irgendwelche [Jeher benannte Ge-
mälde bekannt, wogegen von Alessandro,
der feines kleinen Wuchles wegen „bis*
sandrino" genannt wurde, eine Ifatfliche
Anzahl erhalten geblieben ift. Davon hat Dr.
H. Vofj im Sommer vorigen Sahres einige
in der Zeiflchrift für bildende Kunit bekannt
gemacht, kissandrino lernte die Kunit in
Ulailand, wohin er aus feiner Vaferltadt
Genua gezogen war. Anfangs malte er
Einzelbildnifie, [päter verlegte er [ich auf
vielfigurge Biider, die nach den Gegen*
[fänden und der ITlalweiie fchon bei Ratfi
zutreffend charakferifierf find: flott gemalte
Sittenbilder, oft aus dem heben der Hlönche
und iriiHionäre genommen, Schuhzenen,
Bilder aus dem heben der Handwerker,
Soldaten, Räuber und nicht zulefjt Darffel*
lungcn aus Synagogen. Alle mit etwa fpann*
langen Figuren, kissandrino bildete [ich zum
Schnellmaler heran, und als in Ulailand
ein feierlicher Einzug durch malerilche De*
korationen geehrt wurde, [oll kissandrino
feinen Anteil erlf am Tag vor dem Feite
ausgeführt haben. Gerade durch die Frifche
der Farbe fei aber kissandrinos Ulalerei
vorteilhaft aufgefallen. Der Künffler lebte
lange in Florenz, dann wieder in ITlailand.
1735 kehrte er nach Genua zurück, wo er,
längff'am Tatterich leidend, 1747 verlchied.
Die Überlieferung von der Urheberschaft der
Bilder des kissandrino dürfte lieh 3ahr-
zehnte lang erhalten haben, fo dafj alte
Inventare iogar noch aus der Zeit um 1800
beglaubigende Kraft haben, wenn fie Werke
des kissandrino anführen. Der Katalog der
Birckenffock’Ichen Galerie in Wien verzeich*
net eine Reihe von Arbeiten des Ales«
sandro Ulagnasco, unter denen zum Bei*
[piel auch das keichenbegängnis der Hlönche
[ich befunden hat, das die Bilderfreunde
des fpäfen 19. Jahrhunderts aus der Wiener
 
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