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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0081

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Blätter fürÖemäldekiinde
-- -- Verlag von -- -- herausgegeben - • Adresse des -- --
Franz Hlalota, V?ien, von Herausgebers: V?icil
IV. Hauptstrasse Dr. 22. Dr. UH. V. FRHIHIlUk IV. Schlüsselgasse dr. 3
VI. Band Uuli und Huguif. 1910 Heft 4

zum „POüenReiTUR“ von RemBRHnDT.
Anfang ITlai ift das bekannte Rembrandtbild, der fogenannte DifowskHche Reifer
aus der gräflich Tarnowskifchen Gaherie in Dzikow in Galizien an H. E. Fricke in Hew--Vork
— angeblich für 1.200.000 mark — verkauft worden. „Eines der merkwürdigen Bilder
von Rembrandts ßand“, der infereffanfeffe Rembrandt aus den peinlichen Sammlungen,
wohl einer der beiten und nicht lehr zahlreichen Werke Rembrandts in Österreich wird
„der polniiche Reiter" bald feinen Beitimmungsort jenfeifs des Ozeans erreidhen, und
feiner Entfernung von den europäiiehen wiffenfchafflichen Zentren halber, den weiteren,
eingehenderen Forfchungen ichwer zugänglich bleiben. Den Rembrandt=Forichern hat iich
das Bild erit feit der Amfferdamer Ausheilung im Sahre 1898 näher bekannt gemacht,
und es gewann erft feitdem das allgemeine Anfehen, das ihm gebührt. Riditsdeffoweniger
wurde es vorher in Polen, wo es ihm über 100 Uahre zu verbleiben beffimmf war,
hoch gefchäfjf; fein Inhalt hat ftets die Aufmerkfamkeit gefeffelt und gab Anlafj zu Be-
trachfungen. Den einheimifchen Forfchungen ift es auch gelungen, manche Einzelheiten aus
feinen Gefchicken aufzudecken, die fchon deshalb erwähnungswert find, weil fie in der Be-
fchreibung des Gemäldes im 8=bändigen Bode=Sedelmeyer’fchen Verzeichniffe fehlen4“).
Das Bild hat ein ehrwürdiges Pedigree, da es aus der Gallerie Stanislaus Auguft
Rammt. Dieter leiste, als kunftliebender llläzen wahrhaft denkwürdige König von Polen,
foll es in Amfterdam durch den Reichsgefandfen ITlichael Oginski erworben haben, was
wohl in den fahren 1790-1791 wird ftattgefunden haben, immerhin nicht viel fpäter,
da das Bild in dem, im Sahre 1793 verfertigten Kataloge der königlichen Bildergallerie
als „Rembrandt, Eofaque ä cheval" bereits figuriert. Von wem es Oginski in Amfterdam
gekauft hat, ift uns nicht überliefert worden, vielleicht wird dies von einem Verzeichniffe
irgend einer holländischen damals verkauften Sammlung aufgehellt werden. Das Gemälde
hat — foviel ift bekannt — 180 Dukaten gekoftet, denn diefer Preis ift in dem erwähnten
Kataloge, deffen ßerausgabe aus der Handfehriff Prof. Graf Georg Hlycielski in Krakau
in Angriff nimmt, bei dem Bilde neben feinen Dimenfionen angeführt. Der „Kofak zu
Pferde“ war ja nicht der alleinige Rembrandt in der Gallerie Stanislaus Auguft.
Floch drei andere von den Bildern diefes Künftlers, die bis auf den heutigen Tag
in polnifchen Händen ausgeharrf haben und Eigentum des Grafen lianckoronski
in Wien und des Grafen U. Potocki in Paris bilden, leiten ihre Herkunft aus dielen
fchäfjbaren Sammlungen her, die nach der Entthronung des Königs zerftreuf wurden.
Damals nun, beim Ausverkäufe eines Ueiles des Bilderbeffandes im Warfchauer
kazienki=Palais im Uahre 1795, hat das Bild der Bifchof von Wilna ß. Stroynowski
für 500 + (Dukaten) gekauft und nach feinem, im Uahre 1815 erfolgten Tode, hat es
feine Bruderstochter, verehelichte Gräfin Tarnowska geerbt, wonach das Bild in Tar-
nowski'fchen Familienbefit} mehr als 90 3ahre verblieben ift.
*) Die Befchreibung der flr. 466 bei Bode wäre noch anderweitig zu verbeüern. Die Signatur
z. B. ift zwar nicht ganz leieriich, doch könnte man mehr entziffern als „Re..." — jedenfalls in der zweiten
Zeile : „pinx ...".
 
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