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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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Heft 4
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Deutsch, Otto Erich: Unbekannte Illustrationen von Schwind
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Frimmel, Theodor von: Zum Anton-Franz-Rollett Bildnis von J. B. Lampi
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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0087

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Bd. VI.

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Blätter für Gemäldekuude. <=»•• <=>©•£=>••

Seife 71

Gedichte von kenau. Schwind hat iie — in der
Art der Abbildungen zur „fchönen kau" von
m öricke — gezeichnet, E. Illahlknechf (geb.
1810) hat he radiert. Die Vorlage ländlich
feiner Zeit in Balle g. S. und wurde von
Veit Valentin („Über Kunff, Künffler
und Kunftwerke", Frankfurt a. III. 1889)
merkwürdiger Weife als Glaukos (der meer-
gotf) und Skylla gedeutet. Das Blatt ftammf
aus dem „Album", das Friedrich W i f f=
hau er 1838 (Wien, Anton Strauffs fei.
Witwe) „unter Mitwirkung vaferländifcher
Schriffffeller zum Beiten der Verunglückten
in Pefth und Ofen" herausgegeben hat. Es
handelt fich dabei um die grofje Donau*
überfchwemmung im ITlärz 1838. Ein Pro*
log von kenau4'), der auch am 3. April
1838 von kudwig k ö w e, dem Burgfheafer*
Regiffeur, im Wiener Univerfitätsfaale vor*
getragen wurde, leitet die poefifchen Bei*
träge ein. Schwind hat daraus folgende
Verfe (39 bis 50) illuftriert:
Danubius, der ffarke Riefe, hat
Schon längft gebuhlt um diele fchöne Stadt;
Der Riefe hat an hellen Sommerfagen,
Auf feiner breiten Bruff ihr Bild getragen,
Er trug ihr Bild gefaxt in Sfrahlenfchimmer;
Wie hat es doch fo bang gezittert immer!
Im Winter hielt er einen feiten Schlaf,
Bis weckend ihn der Bauch des Frühlings
traf.
Urplötzlich ward vom Schlaf Danubius
munter,
Er greift nach feiner Braut mit offnen
Armen,
Sie jammert auf, er fafjt fie ohn’ Erbarmen
Und reifjf fie jauchzend in fein Bett
hinunter.
Die Zeichnung bedarf keiner weiteren
Erklärung. An künfflerifchem Werf fteht iie
hoch über den früheren 111 uffrationen Schwinds,
die für das Cafchenbuch „Vergißmeinnicht"
(1831 ff.) mit einbegriffen. Gewiß war auch
die belfere Art der Reproduktion daran
fchuld; der Radierer verband es, fich der
zarten und doch fo malerifchen Umri^fech*
nik des Zeichners anzufchmiegen. Aber vor

*) Über Schwinds Verhältnis zu kenau vgl. meinen
flulfat? in der „Öfterreichifchen Rundfchau“ vom 1.
flugult 1910.

allem: Schwind hafte feine Formenwelt
gefunden und fchalfefe 1838, als er die
Fresken in Wiener Arfhaber=Villa malte,
ichon völlig frei darin.
& i
zum flnTOn-FRHnZ=ROL[iETT*
BlkDÜIS von 3. B. üflmpi.
Die erffe Reihe der Blätter für Gemälde*
künde hat im vierten Band (5. 212) auf
die Infchriff eines Bildniffes hingewiefen,
das fich im ffädfifchen Ulufeum zu B a=
den bei Wien befindet. Es ift das Bild*
nis des Arztes und gelehrten Sammlers
Anton Franz Roheit, der für den berühm*
fen Badeort lange und fegensreich gewirkt
hat.
Das Gemälde ift ein wohlgetroffenes, vor*
züglich erhaltenes Ölbild vom älteren
5 oh. Ba pfiff kampi und gehört, fo*
weif ich kampis Tätigkeit beurteilen kann,
nach den vielen Werken, die ich felbff ge*
fehen habe und nach denen, die ich aus
Abbildungen kenne, zu den vorzüglichen
Arbeiten des ehedem fo beliebten Uleiffers.
Es ift als Bildnis längff nicht mehr unbe*
könnt, wurde von Bermann Rolleff, dem
Sohne Antons wiederholt erwähnt4'), fteht
in der kleinen kiffe von kampi’s Werken,
die Bötticher4'4') zufammengeftellt hat und
ift auch fchon längft nachgebildet worden,
und zwar in Steindruck von B. de Schroffer
und in Autotypie (Retzdruck) für das Buch
„Der Gurort Baden bei Wien in Wort und
Bild herausgegeben von der Gurcommif*
hon“ (1900) 5. 19.
Die Infchriff bietet dadurch für den
Gemäldefreund befondere Anregung, dafz fie
an einer Stehe wohl vom Ulaler felbft geän*
dert worden und daf} nach Jahrzehnten diefe
Änderung merklich geworden und deutlich
*) Vergl. Herrn. Rollet: „Heue Beiträge zur Ehro-
nik der Stadt Baden bei Wien. X. Teil 1897 S. 73
und 89ff „Begegnungen** auch den Artikel vonH. RoIIett
„Der alte kampi" in der Wiener illuftr. Zeitung" II. Bd.
rir. 45, S. 710. Hinweise auf das Bild auch 1904
aus Hnlafj der nachrufe für Herrn. Rolleft in den
Wiener Tagesblättern.
**) F. v. Bötticher Hlalerwerke des 19. 3ahrhun-
derts I. Bd. (1895).
 
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