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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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Heft 1
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Rundschau
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Die älteste bisher bekannt gewordene Darstellung des Halley´schen Kometen
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Die Florabüste und ihre Bemalung mit Orseille
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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0036

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Seite 20 ••<==> ••(==> Blätter für Semäldekunde.

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Bd. VI.

— Die Secession wird Anfangs April eine
neue Anstellung eröffnen.
— Bei Hliethke war vor Kurzem eine Austeilung
von Gemälden des Grafen Heop. v. Kalckreuth
zu fehen. Gegenwärtig ebendort eine Augufto Gia»
cometti» Austeilung.
— E. Hirfchler & Eomp. haben Gemälde von
ITlath. Schmid und R. Schmid=Göringer aus»
geteilt.
— In der Galerie Arnot eine Vorführung von
Werken Anton Hlavaceks, und einiger älterer
ITlaler.
— Im Kuntfalon G. Pis ko wurden Ölgemälde,
Aquarelle und Zeichnungen aus dem HachlaFj des
Barons 3...b G—r in Wien und aus anderem
Privatbefifj am 21. tlärz verfteigert (Illustrierter Ka-
talog, dem die Abbildung einer vorzüglichen Deck»
farbenmalerei von G. Hlarkö entnommen ift.)
— Im Dorotheum wurden am 21. ITlärz alte
Bilder und Zeichnungen aus verfchiedenen Privat»
befifjen verfteigert, unter anderen auch eine Reihe von
gezeichneten Skizzen des Vaters 3acob Gauermann
und des Sohnes Friedrich Gauermann. (1m Katalog
Kurzweg dem Friedrich Gauermann zugelchrieben).
— In den Tagen vom 18. bis 20. April wird
bei Gilhofer und Ranfchburg die umfangreiche
Kupf erftichfammlung des p o 1 ite chn i fehen
Zentralvereins aus Würzburg verfteigert. (Illustr.
Katalog.)
— In der zweiten Hälfte des April füllen beiWawra
Zeichnungen bedeutender Altwiener IHeifter verfteigert
werden.
WIESBADEH. Der naffauifche Kunftverein
hat eine kunfthiftorifche Heihausftellung eröffnet, die
u. a. einen neu entdeckten Petrus Ghriftus (ITlaria
mit Kind, früher übermalt und unkenntlich auf Scfilofj
VoIIrads im Befif? des Grafen Hlatufchka»GreiffenkIau)
enthält. Das Bild ift auf dem alten Rahmen datiert.
Es Dämmt aus dem Satire 1449. Spätere Hiederlän»
der, Italiener, Deutfche, Spanier fchliefjen fleh an. —
Ein netter kleiner Katalog verzeichnet 92 Hummern,
unter denen fich auch eine alte Kopie des III. Grüne»
wald befindet, der vor einiger Zeit in Hlünchen ent»
deckt worden ift. Hach IHöglichkeit kommen die Blätter
auf diefes Bild und auf die Wiesbadener Anstellung
noch eingehend zu fprechen.
$
Die fliiTesTe bisher BeKHiuiT
eewoRDene DHRSTewiuns Des
Hfliiüev’seHen Komeien.
Unter den vielen merkwürdigen Darftellungen auf den
berühmten Stickereien zu Bayeux (man nennt fie zwar
irrtümlich, aber hergebrachter Weife „Tapifferien") be-
findet fich auch die Szene, wie mehrere Hlänner zu einer
Erfcheinung emporblicken und Gebärden des Staunens
oder Hinzeigens machen. Die Erfcheinung ift ein grofjer
Komet, deffen Kern und Schweif in der Itreng Itili»

fierten Weife hochmittelalterlicher Auffaffung wiederge«
geben ift. Oben ift folgende Infchrift in lafeinifcher Ka-
pifalis ausgeftickt: „ISTI IHIRAHT STEHHA(Hl)",
wobei das lefjte IT1 durch den Kürzungsftrich über dem
A angedeutet ift. Wie man ermittelt hat, ift der dar»
geftellte Komet derfelbe, der im 18. Sahrhundert nach
Hailey benannt worden ift und der kurz vor der Ent»
ftehung der abgebildeten Stickerei im Sahre 1066 in
IHitteleuropa als leuchtende Erfcheinung am Himmel
auffallen muijte. Wie das Himmelszeichen dem König
Harold gedeutet wird, das ift in der Darftellung da»
neben zu finden*). König Harold kommt in dielen
Zufammenhang herein, indem fich die ganze lange
Bilderreihe der Stickerei in Bayeux auf den Krieg
zwilchen Wilhelm dem Eroberer und König Harold im
Sahre 1066 bezieht.
So anregend auch die vielen Darftellungen auf
der groben Stickerei find, auf der man 623 menfeh»
liehe Figuren und 762 Tierdarftellungen gezählt hat,
wird heute nur das Stück mit dem Halley’fchen Ko»
meten herausgehoben, und zwar deshalb, weil wir
demnächft denfelben Kometen wieder einmal auf dem
Firmament zu fehen bekommen.
Daf$ von einer Kometendarftellung aus dem 11.
Sahrhundert keine eigentliche naturtreue zu erwarten
ift, verfteht fich von felbft. Die alten Darftellungen
diefer Art bis nahe an die Zeit der Sternphotographie
heran find alle ftark fubjektiv gehalten. Süngft hat
die Zeitfehriff „Ha Hettura" einige alte Kometendar»
Heilungen abgebildet (im Hlärzheft). Das „Emporium"
vom ITlärz 1910 reiht fich an, und fchon vor einigen
Hlonaten hat „The illustrafed Hondon Hews" (in der
Hummer vom 29. 3anuar) auf die Darftellung in
Bayeux aufmerkfam gemacht.
8t
Die FIiORHBÜSTe uno IHRE Be-
mHiiune miT oRsemiie.
Hunderte von Hachrichten liegen vor über die Büfte
der Flora, die 1909 für’s Berliner Hlufeum um teu»
eres Geld: um 9250 Pfund Sterling angekauft worden
ift. Das in künftlerifcher Beziehung mäfjig gute Werk,
das, wie jedes Kunftwerk auf verfchiedene Befchauer
ganz verfchieden einwirkt, das von dem einen für
unfäglich „fchon“, von dem andern für langweilig
gehalten wird, hat ungeheueres Auffehen gemacht.
Als Hionardo wurde es angeboten und gekauft, aber
Zweifel regten fich bald. Die Heilung des Kaiser»
Friedrich»IHufeums tat übrigens alles mögliche, um
die Benennung: Hionardo durchzufefjen. Verteidigun»
gen höchft gefchraubter Dafür und mit Grobheiten
gewürzt wurden mit föochdruck der ganzen Kunftwelt
aufgedrängt. IHan gedachte, die gute Beglaubigung
der Büfte als Werk des englifchen Bildhauers R. E.
Hucas zu gunften der unhaltbaren Zufchreibung an
*) Höheres darüber bei Frank Rede Fowke: The
Bayeux Tapestry (Hondon, George Bell & Sons 1898).
Die Erlaubnis zur Hachbildung wird der Verlagshand»
lung verdankt.
 
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