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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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Heft 2
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Jan Frans Soolmacker
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Der formatierte Rubens der Münchener Pinakothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0053

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Bd. VI. c=>*«c=>»*c=5*® Blätter für Gemäldekunde. c==>e®c==?®*c==>o® Seite 37

XXII, S. 106) und da§ das Bild im
ülauritehuis im Haag gleichfalls vor Zeiten
zu einem Berghem verfälscht worden war.
Ich habe nicht alle Fälle notiert, in denen
ich angebliche Werke des Berghem als
Arbeiten des Soolmacker erkannt habe, doch
bin ich davon überzeugt, dafj lieh die
angedeutete Gruppe von umgetauften
Bildern des Soolmacker noch wefentlich
erweitern liefje.
Zu den wohl erhaltenen und äugen*
fcheinlich bisher noch nicht verfälfchten
Werken des Künftlers gehören die zwei
kleinen Gemälde, die vor kurzem Eingang
in die Sammlung des Berrn Oberlandes*
gerichtsrats Dr. Karl Gaber in Wien
gefunden haben und die mit gütiger Er*
laubnis des Befitzers anbei abgebildet
werden. Sie find für Soolmacker überaus
charakteriftifch u. z. in jedem Pinfelftrich.
Das Bildchen mit dem ruhenden Rind und
den liegenden Schafen daneben ift Signiert:
„I. F. SooüHlAKSR ff'* gegen rechts unten
im Sande. (Br. 0.20, H. 0.24).
Die eigentümlichen in rundlichen Flecken
von ovaler Form aufgelegten Dichter in
den Tierfellen, an den Steinen und Baum*
ftämmen find hier diefelben, wie an allen
übrigen ficheren Werken des gefchickfen
ITlalers. Die Palette des Soolmacker ift
etwas weniger reich als die des Berghem
mit der fie übrigens genug verwandt ist.
Beide Bildchen find im Hlärz des lau*
fenden Sabres auf einer Verweigerung im
Wiener Dorotheum erftanden worden.
Soolmacker gehört zu den f e 1 f e n e n
üleiftern. Um die kiffe feiner Werke, die
oben skizziert wurde, zu ergänzen, wird
es nötig fein, einmal den ganzen freilich
in heimtückifcher Weife über alle Kultur*
ftaaten verbreiteten Vorrat an Berghems
und berghemiftifchen Bildern krififch durch*
zuprüfen. Die Veröffentlichung der beiden
[icheren Werke des Soolmacker aus der

Säger von 1865, aus den Verfteigerungskatalogen
Elave«Bouhaben in Köln und aus dem Verzeichnis der
Höchfchen Auktion in [Hänchen. Weiter zurück noch
Einiges in den Katalogen von Hoet üerwesten. Zur
Literatur wäre in neuer Zeit beizufügen A. v. Wurzbach:
niederländisches “Künstlerlexikon 2. Bd. 9. Lieferung
(1909). ,

Sammlung Gaber und die Abbildung des
gleichfalls signierten Bildes aus der Buda*
pefter Galerie dürften das Auffuchen weite*
rer Werke des Künftlers wefentlich erleichtern.
Fr.
$
DER FORHIHTISIERTE RUBEHS Hl
DER mÜnCHEHER pihhkothek.
Die beiden Abbildungen anbei, machen
mit der neuen und älteren Form des Bildes
von Rubens : Uleleager und Atalante in der
Ulünchener königlichen Pinakothek bekannt.
Die eingreifende Änderung des Formats
durch das Einfchlagen, beziehungsweife
Umbiegen der Seitenteile, hat lebhaften
Widerfpruch, aber auch Zuftimmung ge-
funden.*) In diefem Falle will ich nicht im
mindeften Partei ergreifen und nur einiges
Taffächliche anführen, worauf ein Vorfchlag
folgen foll.
Roofes in feinem großen Rubenswerk (III.
S. 218 ff.) ftellf die verfchiedenen Exemplare
derfelben Kompofition zufammen, kennt alfo
felbffverfländlich das ülünchener und auch
das Dresdener Exemplar; diefes weift nur
die Illiffelgruppe auf, bringt alfo die Seiten*
feile nicht, die an das Ulünchener Bild nach
Tfchudi’s Angabe in anderer Leinwand an*
geflickt und auf anderem Ulalgrund ausge»
führt find. Auch die alten Stiche, voran der
von 3. Illeyfjens (diefer ift bei Roofes nach*
gebildet) find noch von der Zugabe der
Seitenteile frei. Jedenfalls ift feftzuftellen,
dafj die Kompofition mehr gefchloffen, künft*
lerifch belfer ift ohne die feiflichen Zugaben,
die, von wem immer gemalt fein mögen,
aber wie auch Roofes mittelbar ausfprichf,
nicht vom Illeiffer felbff herrühren.
Formafifierungen alter Bilder find beton*
ders im Lauf des 18. Jahrhunderts über*
aus off vorgenommen worden. Die Bilder*
fäle vieler Stiftsgalerien find voll von Bei*
fpielen diefer Art. Wie es fich unfehwer nach*
weifen läfjf, ift in der alten Stallburg in

*) Hiezu „Deutfche Kunft und Dekoration" April*
heft 1910 und „Ulünchener fleuelte nachrichten" vom
30. Illärz, woran fich feither mehrere Zeitungsnotizen
geknüpft haben.
 
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