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Blümner, Hugo
Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern (Band 2) — Leipzig, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.4950#0169
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na Museo nazionale zu Neapel1)); wahrscheinlich waren dies
Leichen von Hingerichteten, welche ihren Anverwandten zurück-
gegeben und von diesen bei der öffentlichen Ausstellung oder Be-
erdigung mit Wachsköpfen versehen worden waren2), wie man ja
a«eh sonst es liebte, wenn Krankheit oder Wunden einen Ver-
storbenen entstellten, bei der feierlichen Ausstellung der Lei-
chen durch Masken den unangenehmen Eindruck zu verbera-en.

Noch ein Fabricat der alten Wachstechnik wollen wir
hier erwähnen: die Wachskerzen.3) Das Alterthum kannte
vornehmlich drei Beleuchtungsmittel: Fackeln, Kerzen und Oel-
lampen.4) Darunter galten die Lampen für die späteste Er-
findung5); die Fackeln, zunächst einfache Kienspäne (daher

*) Fiorelli, Monumenti Curnani, 1853, Tav. 1. Guidobaldi, im-
magfne ceree, Napoli 1853 (beide Schriften sind mir unzugänglich).
Bull. Napol. I, 107, 121 ff'., 161 ff., 187 ff. Jahn, A. Z. 1S67 p. 85 (wo auch
anderweitige Literatur angegeben ist). Ashpitel, The city of Cumae, in der
Archaeologia XXXVII, p. 317ff. Abbildungen s. Museo BorbonicoXV,54.
Benndorf, Ant. Gesichtshelrne u. Sepulcralmasken Taf. XIV, 6., lieber
die Bedeutung dieses Fundes sind rnannichfache Vermuthungen aufgestellt
■worden. Weil man im selben Grabe Münzen aus der Zeit des Diocletian
fand, nahm man an, dass hier christliche Märtyrer begraben liegen, deren
Köpfe man nicht habe erlangen können. Andere meinen, es seien hier
Fremde begraben, deren Köpfe man nach der Heimat geschickt habe,
damit sie dort im Familienbegräbniss bestattet würden, während nfan
den kopflosen Leichnamen zum Ersatz die Wachsköpfe gegeben habe
u- a. m. Nach der Ansicht 0. Jahn's (a. a. 0.) erklärt sich die
seltsame Art der Bestattung dadurch, dass man die Grabkammer von
jeher als die Wohnung des Todten ansah und daher in ihr überhaupt
das Bild des Lebens herzustellen suchte; deshalb habe man, um mög-
lichst lange den Schein des Lebens zu erhalten, an Stelle der leicht ver-
wesenden wirklichen Köpfe die Wachsköpf'e gesetzt.

"') Dies ist die Ansicht von de Rossi, B. d. I. 1853, p. 67 sqq. lieber
die Sitte der Sepulcralmasken vgl. die angeführte Abhandlung von
0- Benndorf, vornehmlich p. 65 ff, und p. 70 fg. über die Wachsmasken
von Cumae.

3) Vgl. hierüber namentlich Becker; Gallus II3, 33S ff.

4) Es war ein Irrthum, wenn Böttiger, Amalthea III, 168, behaup-
tete, das klassische Alterthum habe nur Fackeln und Lampen gekannt.
Alle den Alten bekannten Beleuchtungsapparate sind zusammengestellt
bei Ap pul. met. IV, 19 p. 281: taedis, lucernis, cereis, sebaceis et ce-
teris nocturni luminis instrumentis clarescunt tenebrae.

s) Varr. L. Lat. V, 119 p. 47 M.: candelabrum a candela, ex bis
 
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