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Bulletin du Musée National de Varsovie — 28.1987

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Nr. 1-2
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Kozak, Anna; Bräuer, Albrecht [Ill.]; Muzeum Narodowe w Warszawie [Mitarb.]: Gemälde und Zeichnungen Albrecht Bräuers im Nationalmuseum Warschau und Nationalmuseum Wrocław
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https://doi.org/10.11588/diglit.18903#0035
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13. Albrecht Brauer, Seesłiick, Olskizze, 1883 (?), Warschau, Muzeum Narodowe

aus selbem Jahr auch mit einer Insclirift versehen ist. Ahnlich beliandelt worden ist in dieser
Darstellung das Licht um den Engel mit dem Kelch, das genauso wie auf unserem Gemalde die
Kolie eines Elements spielt, das die Aufmerksamkeit des Beobachters auf sich zieht und die
Komposition im kiinstlerischen wie ideellen Sinne — gemaB den Worten Christi „Ich bin das
Licht der Welt" (Joh. 8, 12) — ordnet. Ahnlich ist in beiden Gemalden auch die Ausdruckskraft
der Bewegungen der dargestellten Personen, z.B. Christi in der Komposition Steinles und der
links stehenden Hirten bei Brauer. AuBer dieser Analogie liefert das Schaffen Steinles noch
mehr Be;spiele fur solche Ahnlichkeiten. So erinnert z.B. das Gesicht der Madonna in der Anbe-
■tung der Hirten an einen Frauentyp, den Steinie haufig darstcllte, etwa in der Zeichung Ma-
donnenkopf35 aus dem Jahre 1847, die sogar durch ein solches Detail wie das unter dem Maphor-
rium der Madonna hervorguckende Haar an unsere Komposition erinnert, ferner in der Heim-
suchung™ (1849), in Madonna Fontana37 (1854) und im Muttergluck.3* (1857). Die raffinierte
Farbgebung des Gemaldes, in dem warme Rot-, Braun- und Goldtone mit griinen und blauen
Akzenten iiberwiegen, sowie die vortreffliche Wiedergabe der Plastizitat und der „Materialitat"
der Gestalten weisen auf eine spatere Entwicklungsphase der nazarenischen Kunst hin.

Aus selber Zeit stammen zwei Portratzeichnungen Brauers: das Selbstbildnis (Abb. 3) und das
Bildnis J.F. Hoffs3" (Abb. 4), die in den bereits erwahnten Erinnerungen Hoffs an die Dresde-
ner Studienzeit abgebildet sind. Das erstgennannte ist sicherlich mit dem in der Literatur er-
wahnten Selbstbildnis des Kiinstlers in Kohle identisch, das sich im Stadelschen Institut in
Frankfurt befindet und „das sich von der nackten Umrisszeichmmg der Nazarener, seiner
Lehrer, durch ein diskreteres Betonen des Kontours und durch ein weicheres und nuancierteres
Herausarbeiten der modellierenden Gesichtsflachen auszeichnet"40, wie es Muller-Kaboth
beschreibt. Trotzdem fallen daran eine gewisse Dekorativitat und Idealisierung auf, die darauf
hinweisen, daB doch ein Nazarener sein Autor war. Noch deutlicher sichtbar ist das im Falle
des anderen Portrats, das sich selbst durch ein solches Detail wie das ins Datum hineinkompo-
ńierte Monogramm, das etwa an Scłmorr von Carolsfeld erinnert, an die nazarenische Kunst
nahert.

35. cbenda, Nr. 444.

36. ebenda, Nr. 114.

37. ebenda, Nr. 123.

38. ebenda, Nr. 348.

39. vgl. Anm. 7 u. 8.

40. K. Miiller-Kabolb, op. cii.

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