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Bulletin du Musée National de Varsovie — 42.2001

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Scholz, Piotr O.: Wer war Merkurios, der "Bezwinger des Bösen" in der Wandmalerei aus Faras/pachoras?: Ikonizität des Drachentöters im Niltal$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.18950#0206

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Damit war die Grundlage fur das christlich verstandene sakrale Konigtum
geschaffen worden, die spater fiir die christliche Welt von Augustinus (354-430)
ausformuliert worden ist.207 * 209

Konstantin wird in der byzantinischen Welt ais „Apostelgleicher”, ja sogar ais
13. Apostel,210 verehrt und damit zum Heiligen erklart.211 Das wurde auch im
christlichen Orient in der athanasischen Tradition der Verehrung von
Konstantin fortgesetzt.212 Daraus ergibt sich, dab der Titel Neos Konstant ino s213
keine leere Floskel war, sondern einer Heiligsprechung gleichkam. Wenn also
Merkurios, der Konig der vereinigten Reiche von Nobadien und Makurien, im
alexandrinischen Patriarchat diesen Titel trug, so kam das einer Heiligenwiirde
gleich (s. u. 2.2.).

Ob es sich bei seinem Namen Merkurios um seinen Tauf- oder seinen
Thronnamen handelte ist unerheblich; in beiden Fallen war der Name
yerpflichtend. Da es sich, historisch gesehen - angesichts der islamischen
Invasion - um einen Kampf fiir die Rettung und Erhaltung des Christentums
handelte, spielte dieser Patron in Nubien fur die Sicherung des Christentums
eine besondere Rolle. Fiir eine solche Sicht spricht auch die Tatsache, dal? in
Athiopien die dortigen negus Negesti die Namen heiliger Reiter ubernahmen.214

2.1.1. Im Galopp reitende Konige kennt man aus vielen orientalischen
Beispielen, bes. bei den sassanidischen Flerrschern, die sich in dieser Haltung
auch in der sepulkralen Plastik darstellen liefśen.215 Im stidlichen Niltal wurde
die Tradition der reitenden Herrscher in Siegerpose fast zu den typischen,
wenn nicht sogar klassischen Darstellungen eines Herrschers (vgl. Abb. 14).
Das Bildnis des Basiliskos Silko auf den Wanden des Tempels in Kalabscha216
ist paradigmatisch fiir die Vorstellung der nubischen Herrscher, die grolśe
Verwandtschaften zu den kulturellen Manifestationen der Reitervolker
aufweisen. Man denke an die Blemmyer (= Bega?) und an viele andere
nomadischen Volker (zu denen wahrscheinlich auch die Nubai gehórten), die
in der Spatantike im Raum des Roten Meeres anzutreffen waren.217

207 H. Cancik, „Augustin ais Constantinischer Theologe”, in: J. Taubes (Hrsg.), Der Fiirst dieser

Welt. Carl Schmitt und die Folgen, 2. Aufl., Miinchen-Paderborn 1985, S. 136-152.

210 Ewig, op. cit., S. 136

2111. Karayannopulos, „Konstantin der Grolśe und der Kaiserkult” (1956), in: Hunger, op. cit., S.

109-132, bes. 13lf.

212 K. F. Hagel, „Die Lehre des Athanasius von Kirche und Kaisertum” (1933), S. 259-278; W.
Schneemelcher, „Athanasius von Alexandrien ais Theologe und ais Kirchenpolitiker” (1950-1951),
S. 279-296, beide Aufsatze in: Ruhbach (Hrsg.), Die Kirche..., op. cit.

213 Ewig, op. cit., S. 140-145

214 So z.B. Susneyos (=Sisinnios, 607-632) oder Tewodros (=Theodoros); E. Hammerschmidt,
Athiopien, Wiesbaden 1967, S. 64, 66.

213 Ghirshman, op. cit., S. 104-133, 207-213.

216 Die mit Silko verbundene Inschrift ist zuletzt in Fontes Historiae Nubiorum (3, 1998, Nr. 317,
S. 1147-1153) von Th. Hagg und L. Torok publiziert und kommentiert worden; das Bildnis ist in:
S. Curto, Nubien, Stuttgart 1966, Abb. 95, bzw. bei Scholz in Dongola-Studien, 207, abgebildet; s.
auch die Ubersetzung der Inschrift v. H. Satzinger, in: Seipel (Hrsg.), Faras..., op. cit., S. 27f.

217 R. T. Updegraff, A study of the Blemmyes, (Diss. Brandeis Univ. 1978), neue Aufl. mit

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