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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 2) — Bonn, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.26751#0113
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vorragender Schmuck angebracht waren. Die rundgeschlossenen
Aerrnel an den Tunicellen des XIV. und XV. Jahrhunderts sind
verhältnissmässig enger als die Aermel an den Dahnatiken aus die-
ser Zeit.
Im Dome zu Halberstadt sahen wir die Ueberreste eines äusserst
fein und leicht gearbeiteten bischöflichen aus der Mitte des
XIV. Jahrhunderts, das ohne alle Aurifrisien und Ornamentsticke-
reien aus einem dunkelbläulichen orientalischen Seidenstoffe ange-
f'ertiof war. Dieser Seidenstoff ist in grüner Farbe genau in der
Weise gemustert, wie das unsere Abbildung in verkleinertem Maass-
stabe auf Taf. IX veranschaulicht. Diese Dalmatik, aus einem
trefflichen angefertigt , ist stellenweise mit geflügelten Bil-
dern von sitzenden Elephanten in Hold brochirt. Leider hatten sich
nur noch kleinere Ueberbleibsel des Oberstoffes dieser Tunicelle er-
halten mit Resten von Goldborden an den geschlossenen Aermeln
und am Halsausschnitt, Der Futterstoff aus feinem Leinen Hess in-
dess noch ziemlich genau die grosse Ausdehnung dieses er-
kennen. An anderer Stelle ') haben wir in natürlicher Grösse und
in seiner ganzen Farbenpracht das saracenische gemusterte Seiden-
gewebe einer merkwürdigen Tunicelle mitgetheilt, die als Ge-
schenk unserer Sammlung einverleibt worden ist. Diese Tunicelle
gehört, wie das ihre Musterungen und Schnitt deutlich besagen,
ebenfalls der Mitte des XIV. Jahrhunderts an und misst mit Ein-
schluss der Fransen in ihrer grössten Längenausdehnung 1 Metr.
26 Centimetr. Die Breite derselben am obern Halsausschnitt des
Mittelstückes bis zum Ansatz der Aermel beträgt 76 Centimetr.
Die ganze Breite dieser Tunicelle an dem untern Saume mit Ein-
schluss der beiden angesetzten Gyrenstücke misst 1 Metr. 15%
Centimetr. Die Länge der durchaus geschlossenen Aermel beträgt
44 Centimetr., die Weite derselben an der untern Oeffnung in
ihrem ganzen Umfange, rund gemessen, 68 Centimetr. Der Hals-
ausschnitt dieser Tunicelle misst 31 Centimetr. und ist nach vorn
und hinten kaum 5 Centimetr. tief ausgeschnitten. 2) Hinsichtlich

') Vgl. unser Werk „Pie Musterzeichner des Mittelalters. Anleitende Studien-
blätter für Gewerb- und Weheschulen, für Ornamentenzeichner, Paramenten-,
Teppich- und Tapetenfabrikanten nach alten Originalstoffen eigener Samm-
inng mit erläuterndem kunsthistorischen Texte." Leipzig, T. 0. Weigel.
1. Lief. Blatt 1.
2) Wir haben nicht ohne Absicht die genauen Maasse dieses ehemals bischöf-
lichen si/Mtc hier beigefügt, da von erfahrener Hand nach diesen Grössen-
angaben leicht eine Tunicelle in denselben Dimensionen angefertigt wer-
den kann.

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