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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 2) — Bonn, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.26751#0253
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237

Capitci VI.
Der priesterliche Messornat und die Diaconen-
Gewänder.
1. Das Schultergewand.
Was zunächst das Humeral für den priesterlichen Gebrauch
betrifft, so ist zu erinnern, dass dasselbe meistens aus einem dichten
Leinenstoff bestand, der eine Reinigung durch Waschen leicht zu-
liess. Bereits seit dem XII. Jahrhundert wurde dieses priesterliche
Schultergewand mit einer mehr oder weniger reichen äussern Rand-
einfassung verziert, wie das auf S. 20 bis 23 ausführlicher hervor-
gehoben worden ist. Diese Einfassung war gestickt und hiess p^apa,
purara, Ein interessantes priesterliches a77MCi!as mit einer
solchen einfach gestickten parara sahen wir kürzlich in dem reich-
haltigen Baierischen Maximilian-Museum zu München. Dessgleichen
hndet sich in der Liebfrauen-Kirche zu Danzig eine Anzahl von
altern priesterlichen Schultertüchern, die anstatt der gestickten
Besatzstücke mit einem viereckig länglichen Seidenstoffe und unter-
legtem Leinenfutter an dem obern Rande verbrämt sind. Offenbar
waren diese pApar mit eingewebten Musterungen von demselben
hgnrirten Seidenstoffe verfertigt, aus welchem auch das Messgewand
mit seinem Zubehör bestand.
Dass im Mittelalter hei Feier der h. Messe an gewöhnlichen
Tagen zuweilen auch Schultertücher ohne alle gestickten oder ge-
wehten Randverbrämungen in Gebrauch genommen wurden, dürfte
um so weniger in Zweifel gezogen werden, da in vielen älteren
Schatzverzeichnissen Angaben verkommen, woraus erhellt, dass auch
in reichern Kirchen sich Messgewänder vorfanden, deren Humeral-
tücher, wie ausdrücklich vermerkt steht, .smc pra<ü&rü'g aus einfachen
Leinenstoffen bestanden.
Im Unterschiede von den priesterlichen Schultertüchern, aus
Leinenstoffen mit einfacher gearbeiteten p/apae verziert, zeichneten
sich seit dem XIII. Jahrhundert die bischöflichen a?m'<?As häufiger
dadurch aus, dass sie entweder von weisser Taffetseide oder aber
von feinem &pssas angefertigt wurden, und dass die pragA.rAg der-
selben meist durch Gold- und Perlstickereien kunstreich verziert
waren. Auf Taf. XI des I. B. 2. Lief, ist in reicher Perlstickerei
ein solches Besatzstück eines bischöflichen Humerals zu ersehen,
dessgleichen auf Tafel II von Fig. 2—5 B. II, 1. Lief, mehrere
Besatzstücke von einfacher gearbeiteten pfapag, die als verzierende
 
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