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eine Oeffnung hatte und nach den andern Seiten hin gleichmässig
verschlossen war. Würde man diese letzte Hypothese nicht als
stichhaltig zulassen, so könnte man auch noch eine zweite Annahme
geltend machen, dass nämlich die p/aac^a oder caga^a für den nie-
dern Clerus ebenfalls auf der Vorder- und Hinterseite geschlossen
gewesen sei und nur auf beiden Seiten in kurzen Zwischenräumen
mehrere Durchlässe gehabt habe, durch welche der Träger nach
Belieben bei den verschiedenen Amtshandlungen Arme und Hände
durchschieben konnte. Was unserer hier ausgesprochenen Ansicht
noch zur Bekräftigung dient, ist der Umstand, dass diese casa^a
für die niedern Cleriker und Ministranten wegen der Capuze
oder des caca^as, der überhaupt an der ältern cappa cAora^s nie-
mals fehlte, auch ca.sa?a caca^/a^a zuweilen genannt wird.
Um im Bilde die grosse Formverwandtschaft der cappa und
der casaAz caca^/a?a anschaulich zu machen, sei auf Tafel XXXIX
verwiesen, wo ein Abt, Hliutharius nennt ihn die Inschrift, dargestellt
ist, wie er widmend dem jungen Kaiser Otto III. einen reich ver-
zierten Evangeliencodex überreicht, der auf Geheiss dieses Abtes,
wahrscheinlich von einem geübten Schreiber seiner Abtei, angefertigt
worden war ^). Wie die grosse Miniature auf dem Titelbilde des
unten bezeichneten Evangeliarium es deutlicher erkennen lässt, ist
Abt Lothar auf Taf. XXXIX mit jenen Gewändern bekleidet, welcher
im X. Jahrhundert die Benedictiner sich zu bedienen pdegten. Als
Obergewand trägt derselbe eine cappa oder casa(a caca&^a, die an
den Armen an drei Stellen übereinander Oetfnungen zum Durch-
lass der Arme zeigt. Diese cappa scheint auf den Schultern mit
einem Caracas, der Guggel, versehen gewesen zu sein, welche über
den Kopf des Trägers geschoben werden konnte und woher auch
dem Obergewande der Name cappa beigegeben worden ist^).
Betrachtet man nun näher den Schnitt und die Ausdehnung
der cappa, so stellt es sich heraus, dass dieselbe, in ihrer Ganz-
') Vgl. die Beschreibung dieses reich verzierten Codex, der sich im
Schatze des Aachener Münsters befindet, in unserm neuesten Werke:
Karl's d. Gr. Pfalzkapelle und ihre Kunstschätze, Seite 39—45. I. Theil,
Leipzig T. 0. Weigel 1865.
2) Das Nähere über Form und Beschaffenheit der Cuculle, wie sie die im
IX. Jahrhundert revidirte Klosterregel der Benedictiner vorschreibt, ist
ausführlicher zu ersehen in dem trefflichen eben erschienenen Werke:
Der h. Benedict, Gründer von Aniane und Cornelimünster (Inda), Re-
formator des Benedictiner-Ordens, herausgegeben von P. J. Nicolai,
Cöln, Verlag von H. Lempertz 1865.
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eine Oeffnung hatte und nach den andern Seiten hin gleichmässig
verschlossen war. Würde man diese letzte Hypothese nicht als
stichhaltig zulassen, so könnte man auch noch eine zweite Annahme
geltend machen, dass nämlich die p/aac^a oder caga^a für den nie-
dern Clerus ebenfalls auf der Vorder- und Hinterseite geschlossen
gewesen sei und nur auf beiden Seiten in kurzen Zwischenräumen
mehrere Durchlässe gehabt habe, durch welche der Träger nach
Belieben bei den verschiedenen Amtshandlungen Arme und Hände
durchschieben konnte. Was unserer hier ausgesprochenen Ansicht
noch zur Bekräftigung dient, ist der Umstand, dass diese casa^a
für die niedern Cleriker und Ministranten wegen der Capuze
oder des caca^as, der überhaupt an der ältern cappa cAora^s nie-
mals fehlte, auch ca.sa?a caca^/a^a zuweilen genannt wird.
Um im Bilde die grosse Formverwandtschaft der cappa und
der casaAz caca^/a?a anschaulich zu machen, sei auf Tafel XXXIX
verwiesen, wo ein Abt, Hliutharius nennt ihn die Inschrift, dargestellt
ist, wie er widmend dem jungen Kaiser Otto III. einen reich ver-
zierten Evangeliencodex überreicht, der auf Geheiss dieses Abtes,
wahrscheinlich von einem geübten Schreiber seiner Abtei, angefertigt
worden war ^). Wie die grosse Miniature auf dem Titelbilde des
unten bezeichneten Evangeliarium es deutlicher erkennen lässt, ist
Abt Lothar auf Taf. XXXIX mit jenen Gewändern bekleidet, welcher
im X. Jahrhundert die Benedictiner sich zu bedienen pdegten. Als
Obergewand trägt derselbe eine cappa oder casa(a caca&^a, die an
den Armen an drei Stellen übereinander Oetfnungen zum Durch-
lass der Arme zeigt. Diese cappa scheint auf den Schultern mit
einem Caracas, der Guggel, versehen gewesen zu sein, welche über
den Kopf des Trägers geschoben werden konnte und woher auch
dem Obergewande der Name cappa beigegeben worden ist^).
Betrachtet man nun näher den Schnitt und die Ausdehnung
der cappa, so stellt es sich heraus, dass dieselbe, in ihrer Ganz-
') Vgl. die Beschreibung dieses reich verzierten Codex, der sich im
Schatze des Aachener Münsters befindet, in unserm neuesten Werke:
Karl's d. Gr. Pfalzkapelle und ihre Kunstschätze, Seite 39—45. I. Theil,
Leipzig T. 0. Weigel 1865.
2) Das Nähere über Form und Beschaffenheit der Cuculle, wie sie die im
IX. Jahrhundert revidirte Klosterregel der Benedictiner vorschreibt, ist
ausführlicher zu ersehen in dem trefflichen eben erschienenen Werke:
Der h. Benedict, Gründer von Aniane und Cornelimünster (Inda), Re-
formator des Benedictiner-Ordens, herausgegeben von P. J. Nicolai,
Cöln, Verlag von H. Lempertz 1865.
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