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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 2) — Bonn, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.26751#0338
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Capitc! Y!t.
Die geistliche Haustracht und die Chorkleidung
des Pfarr- und Stiftsclerus.
In dem vorliegenden II. Band Cap. V und VI ist es versucht
worden, eine allgemeine Uebersicht über die Entstehung, Entwick-
lung und künstlerische Verzierungsweise jener liturgischen Ornate
im chronologischen Zusammenhänge zu liefern, deren sich die Bi-
schöfe, dessgleichen die celebrirenden Priester, die Diaconen und
Assistenten bei Feier des heil. Messopfers nach kirchlichen Vor-
schriften vorzugsweise im Mittelalter bedienten. In dem vorliegen-
den Cap. VII sollen in kurzen Umrissen jene Gewänder besprochen
und durch Abbildungen näher erläutert werden, mit welchen be-
kleidet der Stifts- und Cathedral-Clerus seit den Tagen des Mittel-
alters dem Chordienste obhegt, und deren sich auch die Pfarr-
geistlichen bei Verrichtung von verschiedenen kirchlichen Handlun-
gen zu bedienen pliegen.
A. Der Talar oder die Sutane (vestis, toga, tunica talaris vel
subtana).
Seit jener Zeit, wo bei der Strömung der Völkerwanderung
neue, fremdartige Sitten, Gebräuche und Gewänder auch in Rom
Eingang fanden, und es bei dem steten Wechsel der Profangewän-
der nöthig wurde, dass die Kirche bei jenen geschichtlich ererb-
ten Kleidungen verharrte, die grösstentheils den hervorragenden
Senatoren-Gewändern des classischen Roms entlehnt waren, zeich-
neten sich die priesterlichen Ornate durch ihren feierlichen Ernst
und durch ihren würdevollen, faltenreichen Schnitt vor jenen Ge-
wändern aus, welche durch die fremden Eroberer sich nach Italien
Eingang verschallt hatten. Bei der fortwährenden Veränderung
der Kleiderformen, die auch in jenen Jahrhunderten, welche unmittel-
bar der Völkerwanderung folgten, noch fortdauerte, erhielt sich
in der römischen Kirche als priesterliches Gewand für den gewöhn-
lichen Tagesgebrauch fortwährend jener Leibrock, der in seinem
Schnitt und in seiner Gestalt an die römische erinnerte und
mit einigen Veränderungen von diesem altrömischen Gewände sei-
nen unmittelbaren Ursprung ableitete*).

*) Ygl. das Nähere über die toga und tunica, deren Form und Verzierungs-
weise bei Octavius Ferrarius de re vestiaria lib. II. cap. VIII bis XI.
 
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