Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
- 35 —

Thaiising. Die Frau erscheint in allen Porträts als eine höchst
unangenehme Person, während dieser Pirkheimer, wie er da vor
uns steht, niemals der Lügner und Verleumder war, als der er
bei Thausing erscheint. Dazu kommt die cynische Bemerkung
Dürers über sein Weib in dem bekannten Brief, an der nichts
zu deuteln und zu drehen ist. Dazu das beredte Fehlen jeder
zärtlichen oder liebevollen Aeußerung von seiten Dürers. Was
will es dagegen besagen, daß er sie auf die niederländische
Reise mitnahm ? Wer weiß denn, ob er sie nicht mitnehmen
mußte? Auf der Handzeichnung von dieser Reise erkennt man
wahrhaftig deutlich genug die Kommandeuse, welche die Hosen
anhat. Aus solchen psychologischen Erwägungen (die alten
Meister waren ja nicht nur «Meister», sondern auch Menschen)
scheint es mir durchaus nicht unmöglich, daß er vielleicht froh
war, Nürnberg für einige Zeit wieder verlassen zu können.

Das künstlerisch und menschlich merkwürdigste Dokument
dieser Reise ist das Porträt einer venetianischen Gourtisane in Frankfurt,
Frankfurt. Auf die Gefahr hin, als ein fürchterlicher Ketzer ZU Courtisane.
gelten, glaube ich nämlich, daß dieses Bild doch von Dürer ist.42
Es ist in Auffassung, Anordnung, Blick, Hand den übrigen Porträts
der Zeit auffallend verwandt. Die Drahthaare hatte zunächst das
Modell. Sie kehren aber in derselben Behandlung wieder auf dem
Porträt in Gotha und ein Rest sogar im Dresdener Sebastian.
In Frankfurt heißt die ominöse Schöne «Bartolomeo Vene-
ziano». Dieser hat tatsächlich dieselbe Gourtisane gemalt in
dem Porträt bei Melzi in Mailand. (Abb. Lermolieff, Galerieen
zu München und Dresden, p. 222). Vergleicht man beide, so
ist es m. E. evident, daß sie nicht von einer Hand sind.
Das Mailänder ist ebenso venetianisch in Formgefühl und Be-
handlung des Nackten, wie das Frankfurter nürnbergisch. An
den Kurfürst Johann wollen zwar Viele auch noch nicht glauben, fürst Johann.
In Gotha aber hängt er schon (mit Recht) als Dürer. ia Hat
man doch auch lange nicht glauben wollen, daß das Mittelbild
des Dresdner Altars von Dürer sei! In diesem Gothaer Porträt
nun ist der niederländische Einfluß, und zwar Memlings, in
Anordnung, Landschaft, Technik, selbst Ton des Inkarnats
offensichtlich. 44 Ebenfalls niederländischen Einfluß, und zwar
von Goes, zeigt weiter eine bestimmte Gruppe von 1496/7:
 
Annotationen