Nachfolge: Winchester
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men; in der zweiten Jahrhunderthälfte wendete sich der Strom, London wurde
der gebende Teil.
Winchester. — Als erster begann in den sechziger Jahren in Winchester
Bischof Edington (1345—66)106 die Arbeiten zum Umbau des alten nor-
mannischen Langhauses. Er verkürzte das Schiff um die Länge des ehemaligen
Westwerkes und errichtete eine einfache Fassade ohne Türme. Sein Tod (1366)
unterbrach die Bauarbeiten; nur die Außenmauern zweier Joche des Nordseiten-
schiffs und eines Joches auf der Südseite waren bis über Fensterhöhe gediehen.
Sein Nachfolger Bischof Wykeham (1367—1404) führte jedoch den be-
gonnenen Bau nicht gleich weiter. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die
Neugründungen seiner Colleges in Oxford und Winchester. Erst während deren
Vollendung nahm er 1394 die Arbeiten am Langhaus nach einem neuen Plan
wieder auf. — Bischof Wykeham als Bauherr und sein Baumeister William de
Wynford standen lange Zeit in königlichem Dienst. Schon mit 23 Jahren
wurde Wykeham zum Kaplan des Königs ernannt (1347); 1356 übernahm er
mit einigen anderen Räten die Oberaufsicht über die königlichen Bauten in
Windsor; er gewann größten Einfluß auf des Königshauses Politik und Bauten,
bis er mit 74 Jahren alle Ämter niederlegte107. Auch wenn er selbst als Architekt
nicht tätig gewesen zu sein scheint, so war er doch über alle Vorgänge an könig-
lichen Bauten in London und Windsor genauestens informiert. In seinen eigenen
Bauten, im New College zu Oxford (1380—1386) und in St. Mary’s College zu
Winchester (1387—1401), zeigt sich diese Verbindung auch stilistisch. Sein Bau-
meister hatte außer königlichen Aufträgen auch die Stellung eines “master
mason” 1364/65 in Wells für einen jährlichen Lohn von £ 1 und zusätzlichen
Tagelohn, wenn er anwesend sei, angenommen108. Unter seiner Leitung wurden
in Wells die Westtürme begonnen (1365—1435). Sein Arbeitsfeld scheint haupt-
sächlich im Südwesten Englands gelegen zu haben, ohne daß die Beziehungen zu
Wykeham oder zum Hof abgerissen wären. Nur dadurch wird das gleichzeitige
Vorkommen von Motiven aus dem Hofstil in London und der Bauhütte von
Wells in Winchester verständlich. Die Bedeutung des Baumeisters William de
Wynford scheint für die Planung des Langhauses in Winchester also größer
gewesen zu sein als die des Bauherrn Wykeham. — Das normannische Lang- T. 27
haus wurde, wie bei anderen Neubauten, nicht abgerissen, sondern stückweise
umgebaut. Mächtige, volle Formen (Runddienste) gliedern den Aufriß, die
Arkadenpfeiler sind breit und umlaufend profiliert; ein Triforium ist nur noch
in einer kleinen Balustrade angedeutet; darüber nimmt ein Fenster die ganze
Breite und Höhe des Schildbogens ein. Ein tonnenähnliches Gewölbe wie in
Wells überspannt den Raum und faßt ihn in seiner Längsstreckung zusammen.
106 Bischof Edington bestimmte in seinem Testament (1366), „... ut de bonis suis
expenderetur ad perfectionem navis Ecclesiae Cathedralis Winton, a se inchoa-
tae .. .“ Willis, 1845, p. 54 zit. Anglia Sacra, I, p. 317.
107 DNB, LXIII, p. 225.
108 Dict., p. 308.
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men; in der zweiten Jahrhunderthälfte wendete sich der Strom, London wurde
der gebende Teil.
Winchester. — Als erster begann in den sechziger Jahren in Winchester
Bischof Edington (1345—66)106 die Arbeiten zum Umbau des alten nor-
mannischen Langhauses. Er verkürzte das Schiff um die Länge des ehemaligen
Westwerkes und errichtete eine einfache Fassade ohne Türme. Sein Tod (1366)
unterbrach die Bauarbeiten; nur die Außenmauern zweier Joche des Nordseiten-
schiffs und eines Joches auf der Südseite waren bis über Fensterhöhe gediehen.
Sein Nachfolger Bischof Wykeham (1367—1404) führte jedoch den be-
gonnenen Bau nicht gleich weiter. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die
Neugründungen seiner Colleges in Oxford und Winchester. Erst während deren
Vollendung nahm er 1394 die Arbeiten am Langhaus nach einem neuen Plan
wieder auf. — Bischof Wykeham als Bauherr und sein Baumeister William de
Wynford standen lange Zeit in königlichem Dienst. Schon mit 23 Jahren
wurde Wykeham zum Kaplan des Königs ernannt (1347); 1356 übernahm er
mit einigen anderen Räten die Oberaufsicht über die königlichen Bauten in
Windsor; er gewann größten Einfluß auf des Königshauses Politik und Bauten,
bis er mit 74 Jahren alle Ämter niederlegte107. Auch wenn er selbst als Architekt
nicht tätig gewesen zu sein scheint, so war er doch über alle Vorgänge an könig-
lichen Bauten in London und Windsor genauestens informiert. In seinen eigenen
Bauten, im New College zu Oxford (1380—1386) und in St. Mary’s College zu
Winchester (1387—1401), zeigt sich diese Verbindung auch stilistisch. Sein Bau-
meister hatte außer königlichen Aufträgen auch die Stellung eines “master
mason” 1364/65 in Wells für einen jährlichen Lohn von £ 1 und zusätzlichen
Tagelohn, wenn er anwesend sei, angenommen108. Unter seiner Leitung wurden
in Wells die Westtürme begonnen (1365—1435). Sein Arbeitsfeld scheint haupt-
sächlich im Südwesten Englands gelegen zu haben, ohne daß die Beziehungen zu
Wykeham oder zum Hof abgerissen wären. Nur dadurch wird das gleichzeitige
Vorkommen von Motiven aus dem Hofstil in London und der Bauhütte von
Wells in Winchester verständlich. Die Bedeutung des Baumeisters William de
Wynford scheint für die Planung des Langhauses in Winchester also größer
gewesen zu sein als die des Bauherrn Wykeham. — Das normannische Lang- T. 27
haus wurde, wie bei anderen Neubauten, nicht abgerissen, sondern stückweise
umgebaut. Mächtige, volle Formen (Runddienste) gliedern den Aufriß, die
Arkadenpfeiler sind breit und umlaufend profiliert; ein Triforium ist nur noch
in einer kleinen Balustrade angedeutet; darüber nimmt ein Fenster die ganze
Breite und Höhe des Schildbogens ein. Ein tonnenähnliches Gewölbe wie in
Wells überspannt den Raum und faßt ihn in seiner Längsstreckung zusammen.
106 Bischof Edington bestimmte in seinem Testament (1366), „... ut de bonis suis
expenderetur ad perfectionem navis Ecclesiae Cathedralis Winton, a se inchoa-
tae .. .“ Willis, 1845, p. 54 zit. Anglia Sacra, I, p. 317.
107 DNB, LXIII, p. 225.
108 Dict., p. 308.