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Bode, Wilhelm
Franz Hals und seine Schule: ein Beitrag zu einer kritischen Behandlung der holländischen Malerei — Leipzig, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.16216#0017
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— 9 —

holländischen Privatsammlungen bis auf einen geringen Bruchtheil in das
Ausland verschachert. Doch wie bei einer Eeihe anderer holländischer
Meister, so haben auch bei Frans Hals die Stadthäuser und die öffent-
lichen Stiftungen dem Laude ihre Schätze erhalten. Dadurch ist bekannt-
lich für Rembrandt das Museum zu Amsterdam noch immer der Mittel-
punkt geblieben, obgleich es nur zwei Bilder des Meisters besitzt. In
noch höherem Grade ist jedoch das erst vor einigen Jahren begründete
Museum der Stadt Haaiiem mit seinen acht grossen „Schutters en Regenten-
stukken" der wahre Mittelpunkt für Frans Hals. Da nun diese Gemälde
einen Zeitraum von fast 50 Jahren umfassen, vom Jahre 1616 bis 1664,
d. h. die ganze Zeit der künstlerischen Thätigkeit des Meisters, so weit
wir dieselbe nach datirten Bildern verfolgen können, so bieten dieselben
das geeignetste Material zur Betrachtung der künstlerischen Ent-
wickelung unseres Meisters. Ich schliesse mich daher hier dem Vor-
gange von Vosmaer*) an, welchem auch Burger in seinem bereits er-
wähnten Aufsatze in der Gazette des Beaux-Arts gefolgt ist.

Das früheste unter jenen Bildern des Museums von Haarlem ist das
Festmahl der Offiziere des Haarlemer Schützencorps zum heil. Georg.
Das Bild, vom Jahre 1616 datirt, ist — soviel wir wissen — über-
haupt das früheste Werk, welches uns von der Hand des Meisters noch
erhalten ist. Dasselbe zeigt noch manche Verwandtschaft mit den älteren
Haarlemer Meistern, namentlich mit Frans Pieter de Grebber und Cor-
nelis Coruelissen van Haarlem, von denen das Museum zu Haarlem ver-
schiedene grosse Portraitstücke besitzt. Mit diesen Meistern wird auch
Karel van Mander mehr verwandt gewesen sein, der gleichzeitig mit
ihnen und mit noch grösserem Erfolge in Haarlem thätig war, von dem sich
aber leider mit Sicherheit kein irgend nennenswerthes Gemälde nachweisen
lässt. Wir haben desshalb keinen Grund, die Angabe der älteren Bio-
graphen, dass F. Hals ein Schüler des van Mander gewesen sei, als falsch
zu bezeichnen, zumal da in der Biographie van Mander's, welche der be-
reits 1618 erschienenen II. Auflage seines Schilderboek beigegeben ist,
ausdrücklich Hals als einer der Schüler des van Mander aufgeführt wird.
Jedenfalls ist es gewiss verfehlt, Hals, wenn er auch, wie wir sehen,
in Antwerpen geboren ist, zu einem Schüler von Rubens' zu machen oder
ihn auch nur als den „Colporteur von Ruben's Kunstweise nach Holland"
zu bezeichnen (wie Waagen thut). Denn abgesehen von dem Umstände, dass
Rubens in der Zeit, die Hals möglicherweise noch in Antwerpen zuge-
bracht haben kann, in Italien verweilte und dort erst seine künstlerische

*) C. Vosmaer: Rombrandt Ilarmensz: van Rijn I. pag. 86 f.
 
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