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Bode, Wilhelm
Franz Hals und seine Schule: ein Beitrag zu einer kritischen Behandlung der holländischen Malerei — Leipzig, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.16216#0066
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in der Münchener Galerie (S. 243), „der Junge, welcher seinen Hund
laust" in derselben Sammlung, „die Frau, welche ihr Kind kämmt" bei
Baron van Steengracht im Haag, „die Trictracspieler" in der Kunsthalle
zu Bremen. Namentlich das Letztere, eines der frühesten Bilder des
Meisters, welches auch noch eine ganz abweichende Bezeichnung trägt,
zeigt jene dünne, flüssige Behandlung, jene eigenthümliche Farb-
losigkeit, und den grauen Gesammtton, welche wir bei P. Codde, P.
Potter und namentlich bei Kick kennen gelernt haben; und doch über-
trifft dieses Bild jene Meister schon durch die Feinheit des Tones, die
Harmonie der Färbung, die delicate Zeichnung. In sehr verschiedener
Weise repräsentirt ein Bild das Berliner Museum diese früheste Zeit
des Meisters: der innere Hof einer verfallenen Wohnung mit der Familie
eines Schleifers staffirt, ein Gemälde, welches eben so farbig, leuchtend
und pastos ist wie jenes farblos und dünn, von einer Kraft und Fein-
heit der Färbung wie die Bildnisse des F. Hals aus seiner mittleren
Zeit etwa um 1635. Für unsere Frage von höchstem Interesse ist end-
lich ein Bild im Privatbesitz zu Oldenburg, welches auf den ersten
Blick ganz von Terborch abzuweichen scheint; und doch wird uns eine
nähere Betrachtung überzeugen, dass die grosse Bezeichnung des Bildes
(G. Terborch 1669) und ebenso auch das Bild selbst unzweifelhaft ächt
sind. Dasselbe stellt in lebensgrosser Figur einen Alten dar, welcher
einen Korb mit Fischen feil bietet, die er vor sich auf einem Tische
liegen hat. Die Behandlung ist der breitesten Manier des Frans Hals
nahe verwandt, die Färbung in dem grauen Tone der späteren Zeit
ihres Meisters; die vortrefflich behandelten Fische haben mit den Fisch-
stücken des jüngeren Frans Hals auffallende Aehnlichkeit. Ich möchte
hier auch noch auf die allgemeine Verwandtschaft aufmerksam machen,
welche — bei dem grossen Abstände in Bezug auf den künstlerischen
Werth — die Conversationsstücke des Terborch mit ähnlichen Gegen-
ständen des A. Palamedes, des J. A. Duck, des Dirk Hals in der Ein-
fachheit und Anspruchslosigkeit des Gegenständlichen, in der gleich-
massigen hellen Färbung aufweisen. Dagegen erinnert der leider nur
noch in dem Stich von Suyderhoef erhaltenen „Messerkampf" des Meisters
sehr an Brouwer. — An einem äusseren Anhalt für unsere Ansicht, dass
G. Terborch unter F. Hals einen Theil seiner Ausbildung erhalten habe,
fehlt es nicht; denn Houbraken berichtet, dass der Meister nach dem
Unterricht, welchen er von seinem Vater erhalten habe, „später auch zu Haar-
lem bei einem Maler gewohnt habe, den er jedoch nicht anzugeben wisse".
Dieser Aufenthalt wird etwa um das Jahr 1630 zu setzen sein, da Terborch
bereits 1637 von seinen grossen Keisen zurückgekehrt war; er fällt also ge
 
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