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Bode, Wilhelm
Franz Hals und seine Schule: ein Beitrag zu einer kritischen Behandlung der holländischen Malerei — Leipzig, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.16216#0069
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Wien je zwei. Bilder des Meisters. Die beiden letzteren, von denen das
eine vom Jahre 1640 datirt ist, sind die an Umfang wie an Kunstwertli
ausgezeichnetsten Bilder des Künstlers. Die Gemälde, welche mir in
Privatsammlungen und in den Galerien des Auslandes bekannt sind, um-
fassen nach den Datirangen den Zeitraum von 1628 bis 1669.

Wie uns in den meisterlichen architectonischen Hintergründen auf
einer Reihe von Portraitstücken des Frans Hals die Vorbilder für die
Architecturstücke eines Deelen erhalten sind, so erkennen wir auch in
den reichbesetzten Tafeln seiner Schützenfeste die Vorbilder für die
Stilleben seiner Schüler. NichtBlumen- oder Frachtstücke zum Erfrischen
des Auges, zur gemüthlichen Ausschmückung des Zimmers, sondern auch
hier bieten Gegenstände der äusseren Pracht, des Genusses die Vorwürfe
für die Schüler des Frans Hals: Silberne und goldene Prachtgefässe,
wohl besetzte Frühstückstische, Körbe mit Krebsen und Fischen geben die
Motive für die Gemälde dieser Meister. Mit Vorliebe widmen sie sich auch
der Darstellung einer sogenannten Vanitas, d. h. der Zusammenstellung
von Gegenständen, welche auf die Vergänglichkeit des irdischen Lebens
Bezug haben — einer Darstellung, welche für die Charakteristik des
holländischen Volkes sehr bezeichnend ist, das täglich den Gefahren
ausgesetzt im Glauben an die Bestimmungen des Schicksals kühn und
heiter dem Tode ins Auge sieht und sich gern an denselben erinnern
lässt. Auch von Frans Hals wird eine solche „Vanitas" in einem Kata-
loge aus dem Jahre 1634 erwähnt. Wir haben diese Schüler des Frans
Hals, welche Stilleben gemalt haben, bereits als Bildniss- oder Genremalor
kennen gelernt; durch auf uns gekommene Bilder sind uns nur der jüngere
Frans Hals und Pieter Potter als Stillebenmaler bekannt, durch Ueberlie-
ferung auch noch Willem Hals, Jan Hals und Pieter Rocstraeien. Die
wenigen hieher gehörigen Bilder des jüngeren Frans Hals: ein Tisch
mit Prachtgeräthen von 1640 bei Herrn Suermondt, eine Vanitas vom
Jahre 1644 bei Herrn Goldsmith und Fischstücke in den Sammlungen
Burger (von 1613) und van Rheedc zu Utrecht gehören zu den ausge-
zeichnetsten Werken, welche die holländische Malerei in diesem Zweige her-
vorgebracht hat. Die meisterliche Wiedergabe des Stofflichen, die breite
pastose Behandlung, die feine Abtönung giebt diesen Darstellungen, wenn
sie auch in der Composition zufällig, in der Färbung äusserst einfach sind,
doch ein hohes Interesse. Diesen Bildern sind die Stilleben des Pieter
Potter sehr verwandt, von denen mir eine Vanitas bei Herrn Suermondt
vom Jahre 1636, ein gleicher Gegenstand bei Herrn Gsell in Wien, im
Museum van der Hoop (vom Jahre 1646), endlich bei Herrn van Haanen in
Wien aus dem Jahre 1638 bekannt ist. Da dieselben in einem kleineren
 
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