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Bode, Wilhelm
Franz Hals und seine Schule: ein Beitrag zu einer kritischen Behandlung der holländischen Malerei — Leipzig, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.16216#0070
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— 60 —

Formate als die Stilleben des Frans Hals gehalten sind, sind sie dem
entsprechend mehr durchgeführt und weniger flüssig im Machwerk. Die
ausserordentliche Verwandtschaft in der Auffassung und Ausführung, welche
diese Bilder mit den Werken der bekanntesten Stillebenmaler des W. C.
Heda aus Haaiiem und des C. Pierson aufweisen, lassen mich vermuthen,
dass auch diese Meister unter dem Einflüsse des Frans Hals sich gebildet
haben. Die gewöhnliche Annahme, dass C. Pierson im Jahre 1631 geboren
sei (Waagen Handbuch II. 254), ist durchaus irrthümlich, da seit dem
Jahre 1633 datirte Bilder des Meisters vorkommen.

Wenn ich im Verlauf dieser Arbeit nur auf die Gemälde der Künstler
eingegangen bin, so liegt der Grund davon in dem Umstände, dass uns
Handzeichnungen von Frans Hals und seinen Schülern fast gänzlich fehlen
und dass dieselben als Radirer nicht thätig waren.

Die letzte Thatsache erklärt sich aus der Bedeutung, welche das Ele-
ment des Helldunkels für die Radirung besitzt; einen treffenden Beweis da-
für giebt Adriaen van Ostade, welcher erst unter dem Einflüsse von Reni-
brandt's Kunstweise sich zum Radirer ausbildete. Von den Radirungen,
welche dem Molenaer zugeschrieben werden, habe ich bereits oben ge-
sprochen. Die 18 Radirungen, welche als Adriaen Brouwer passiren,
sind für diesen Künstler in der Zeichnung und Behandlung, zum Theil
auch in der Erfindung viel zu gering, wesshalb sie auch Heller mit vollem
Rechte dem Meister abspricht.

Auf die Zeichnungen hier näher einzugehen, gestattet mir leider
der'Raum nicht. Leider trägt das geringe Interesse für unsern Meister
die Schuld daran, dass nur gar Weniges erhalten ist; und in der Be-
nennung dieser Zeichnungen sind fast sämmtliche Sammlungen überaus
willkürlich. Von Frans Hals weiss ich nur zwei Zeichnungen im Teyler-
Museum zu Haarlem mit Sicherheit anzugeben, die Skizzen zu dem
frühesten Schützenstücke im städt. Museum daselbst vom J. 1616. Von
Dirk Hals befindet sich ein in Wasserfarben ausgeführtes Gesellschaftsstück
mit zahlreichen Figuren unter dem Namen seines Bruders Frans in der
Sammlung des Erzherzog Albrecht zu Wien. Dieselbe Breite, dieselbe
Sicherheit, welche wir schon in der Zeichnung der Gemälde beider Künst-
ler bewundert haben, finden wir auch in diesen Studien wieder. Sorg-
fältiger, aber auch kleinlicher — wie ihre Gemälde — sind die Zeich-
nungen des J. A. Duck, des A. Palamedes, Kodde und Kick. Es sind
dies meist Studien für einzelne Figuren, seltener Skizzen zu Bildern. Sie
gehen fast sämmtlich unter dem Namen Le Ducq, zuweilen auch als
Terborch oder Mieris. Von der Hand des Adriaen Brouwer sind ächte
 
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