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Bode, Wilhelm
Die Meister der holländischen und vlämischen Malerschulen — Leipzig, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.15571#0069
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tun wollen, ein eigentliches Sittenbild loszulösen. Zunächst eine Schilderung des
Volkslebens: das Treiben auf den Gassen und Landstraßen, auf den Märkten und in
den Markthallen, Straßenküchen und schlechten Häusern. Die Künstler dieser
Richtung, an ihrer Spitze der große Pieter Bruegel, interessieren sich noch wenig für
das einzelne Individuum, vielmehr für die großen Volksklassen als Ganzes, vor allem
für die untersten Stände, deren Leben sich offen und ungeniert im Freien, auf den
Straßen und Plätzen und auf dem Felde abspielte. Sie schildern sie in ihren mannig-
fachen Beschäftigungen und ihrem bunten Treiben und geben mehr ein lustiges
Bilderbuch mit zahlreichen kleinen Episoden als einzelne geschlossene Handlungen.

Nach der Loslösung der holländischen Freistaaten von den spanischen Nieder-
landen nimmt das Sittenbild in der nun selbständig dastehenden holländischen Kunst
sogleich eine besondere und hervorragende Stellung ein. Ja, während in den spa-
nischen Niederlanden das Genrebild auch im 17. Jahrhundert kaum über die An-
fänge, über ein mehr typisches Bild des Bauernlebens hinauskommt und es dort
überhaupt ohne Anregung von Holland aus nicht wohl denkbar ist, sehen wir hier
durch etwa zwei Generationen das Sittenbild vom rein malerischen Bauern- und

Fischerknabe Marquess of Linlithgow

FRANS HALS

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