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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0018
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I. Zeitstellung der Panathenäen. Gottesdienstliche und profane Feier. 15

von Namen fremder Sieger bei diesem Agon, beweist auch zur Geniige wie
viele solcher Krüge als erworbenes Niketerion in die Fremde entführt worden
sind, und spricht mit besserem Recht für die Abkunft jener als Niketeria
kyrenäischer Sieger. Die Auffindung derselben setzt nicht allein die gleiche
Art des Niketerion bei den jährlichen wie vierjährlichen Agonen ausser
Zweifel, sie wirft auch noch auf Anderes ein Licht. Wie schon der pan-
athenäische Kranztisch an den Athlothetenthronen und auf Münzen beglaubigte
[§. VII], ist von seinem Werthpreise, dem Oelkruge, der Olivenkranz als
Ehrenpreis ganz untrennbar; indem nun seit Perikles alle Sieger auf der
gleichen Stätte gekränzt werden die einmal hierzu bestimmt und für diesen
Akt glanzvoll künstlerisch ausgestattet ist, dann erheben jene kyrenäischen
Werthpreise nicht allein die Kränzung der einheimischen sondern auch der
fremden Sieger an den jährlichen Panathenäen, im Parthenon und vor
der Parthenos zur Gewissheit; als epigraphisch gekennzeichnete Monumente
bieten sie daher einen überzeugenden Beleg der Cultuslosigkeit dieses Ge-
bäudes wie seines Goldelfenbeiukolosses. Diesem stellt sich dann noch die
gleiche Eigenschaft des Ehrenpreises zur Seite. Der Kranz stammt weder
von den Zweigen des heiligen Burgölbaumes, noch von jener heiligen Moria
in der Akademie, sondern gleich dem Preisöl in den Krügen von den zwölf
anderen Moriai auf der letzteren Stätte: derselbe ist mithin kein heiliger
Kranz. Das macht seine Verleihung im Parthenon erklärlich: diese hätte
unmöglich hier stattfinden können wäre sie vom Ursprünge ab durch religiöses
Gesetz und Herkommen an die heilige Stätte der Polias geknüpft gewesen
und vor oder in dem Tempel dieser Göttin vollzogen worden ehe Perikles
das Schatzhaus baute. Ferner lässt sich keine Spur von Heiligkeit in diesem
Kränzungsakte entdecken, nicht einmal der Archon-Basileus, der Leiter aller
väterlichen Sacra des Staates, hat etwas dabei zu schauen: auch geschieht
die Bekränzung gar nicht im Namen der Polias, im Namen des Staates wird
sie von profanen Männern vollzogen welche durch Loosung zu Athlotheten
erkürt sind [Vgl. hierzu Verz. d. Abg. d. Berl. Mus. S. 146—148]. Es ist
ein irrosser Irrthum Vieler «rewesen das Bild der Parthenos als Cultusbild
anzusehen, ungeachtet keine Ueberlieferung von einer Priesterschaft und von
Cultusbräuchen für dasselbe etwas weiss, auch nichts davon wissen konnte
weil die Parthenos gar kein Numen der Polias ist, gleich der Nike Ergane
Pandrosos u. s. w.

Dass dem Palmenzweige hierbei ['§. VII] noch weniger heilige Bedeutung
unterzulegen sei, ist klar: er dient nur als Wahrzeichen des Sieges überhaupt
und wird bei den meisten anderen Agonen gegeben [Plutarch. Sympos. 8,4,1.
Paus. 8, 48, 2]. Zu Athen ist mir keine der Athena geheiligte Palme be-
kannt wie auf Delos, wo sie neben dem Oelbaume der Göttin stand: doch
liebten es die Athener diesen Baum in Erz gebildet zum Dank für Siege im
Felde als Anathema zu weihen, wie z. B. die Palme welche in Delos
[Plutarch. Nik. 3], eine andre mit dem Bilde der Athena gruppirt welche


 
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