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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0021
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18 II. Das panathenäische Eestdccret.

Das zweite Fest beginnt mit einer Pannychis: diese scheidet dasselbe
bestimmt vom Tage des vorhergehenden, es fallt mithin auf einen anderen
Tag. Hierbei wird anders bestimmt. Nachdem die Hieropöen desselben mit den
Boonen für 4100 Dr Kühe gekauft haben, führen sie diese in der Pompe
auf die Akropolis nach dem grossen Altare zum Opfer für die Athena-Polias:
ausgenommen davon bleibt die schönste Kuh, welche der Athena-Nike zu-
fällt*): das Opferfleisch soll dann — xa&owcep £v aXXals xpsavo|xi'ais — an das
Volk der Athener in dem Verhältniss vertheilt werden, dass jeder Demos
nach seiner Kopfzahl empfängt. Für Einrichtung der Pompe, Hülfsleistung
beim Opfer und Brennmaterial auf dem grossen Altare, sammt allein was zur
Feier der Pannychis nothwendig, sind nur 50 Dr ausgeworfen. Schliesslich
heisst es, wenn aber diese Hieropöen der jährlichen Panathenäen die
Pannychis (Juc xcdXiar/jv t(j ftsiu ausgerichtet und die Führung der Pompe mit
Sonnenaufgang begonnen haben, sollen sie sorgen dass nichts Ungehöriges
oder Ungesetzliches dabei vorkomme. Die Schlusszeilen sind lückenhaft
und nicht zu deuten.

Jenes altherkömmliche, auch von allen dabei genannten Staatsbeamten
für das ganze Volk dargebrachte Jahresopfer — w? aptcrra vq 'AS>7jva xai>'
exaa-ov töv bnaozov üüsp tou A^p.00 xou !Afbjv.aiu)V — fallt als Dankopfer für
die Wohlfahrt welche die Göttin ihrem Volke hatte angedeihen lassen, selbst-
verständlich in den Schluss des Jahres. Deswegen hat es mit Absicht seine
Stellung im Festdecrete noch vor der Weihenacht des XXVI11 Hekatombaion
empfangen: denn wenn in dieser erst die Geburt und Epiphanie der Göttin
erfolgt [§. XVI], dann konnte man unmöglich einen Tag früher bevor sie
noch im Lande erschienen war, ihr schon als Hygieia das Dankopfer für
empfangene Wohlfahrt bringen. Durch jene Weihenaclit werden aber beide
Opferfeste getrennt und dogmatisch als ganz verschiedene ihrem Sinne nach
bezeichnet, es kann das Dankopfer mitbin niemals ein zu den Panathenäen
gehörendes Voropfer gewesen sein. Das Opfer auf dem Areiopag, weil es
1. 3 heisst cu? apia-a x-(j 'A&vjva, wird ebenfalls nur der Athena gelten: sie
ist als Areia die hier verehrte Schützerin dieses hohen Gerichtshofes, welcher
schon Orestes das Dankopfer für seine Rettung dargebracht hatte [Piniol.
Suppl. B. III. H. 3, S. 333 flg.]. Dieser Areia gilt das Opfer, nicht den
unterirdischen Eumeniden am Fusse des Hügels welchen die Hieropöen der
Semnai ein Schaf (als oXoxau-os) opfern: es sind für Areia wie für Hygiea
deshalb Kühe als Opfertbiere anzunehmen. Die Cultusstätte der Areia hatte
das attische Dogma nach demselben Grunde von der Burg ausgeschlossen

*) Ob in der Inschrift [Phil., ol. XXI. B. 1, S. 50] 8uvtcXou(i^vt)? os xal T»j« floate? -rrj
'A(b)vä T7j Nr/.rj ouveu(J[«teuoov (die Ephebon) xaXü; xal eöa)j»)p.<5vu)s ßoüv auv-^jL'icme; Siv xol
efluiciv (•) axponrfXet t^ ik(ö (vgl. Ephim. no. 4098, 1- 13) die Panathenäen gemeint sind, wird
sieh später ermitteln lassen.
 
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