30 IV. Der Poplos und seine Procession.
Penteteris nach der Hauptstadt lockte; denn der blosse Opferzug einer Heka-
tombe, oder glänzende Agonen, waren alle Jahre bei den Panathenäen und
auch ausser diesen zu schauen, den Peplos mit seinem Schiff dagegen sähe
man nur alle vier Jahre einmal. Die imposante Art der Schanführung des-
selben, erhöhte den Reiz der Erscheinung seines ganzen Zuges. Anfänglich
mochte das Gewebe von massiger Grösse gewesen und gleich einer Kirchen-
fahne an einer Stange mit Querstokk getragen sein [Philol. XVIII. 1. S. 21],
durch den Luxus jedoch den man begann in geschichtlicher Zeit mit der
iiewaltisen Grösse und dem bildlichen Schmukke desselben zu treiben, erhielt
der Stoff an sich eine Schwere die seine Schauführung in jener Weise nicht
mehr erlaubte: es bedurfte eines fahrbaren Gestelles, für welches man die
Grösse und Form eines bemasteten Schiffes wählte an dessen Rahe der Peplos
gleich einem Segel ausgespannt hing. Diese vetu? u-6-po^o; ging auf
acht Rädern die von Kurbeln innerhalb derselben umgetrieben wurden, so
dass sie sich scheinbar automatisch den völlig ebenen Processionsweg entlang,
von ihrer Station ab durch den Kerameikos und die Tripodenstrasse, dann
um das Eleusinion herum bis zum Pelasgikon am Aufgange der Burg be-
wegte; liier nahm man den Peplos von der Rahe und trug ihn dort hinauf
[Philol. Snppl. Bd. III. H. 3, S. 297—305], während das Fahrzeug selbst,
das nicht empor zu bringen war, von hier auf dem Wege nach seiner Station
zurükkging. Bei der Wahl einer Schiffsform scheint keine Anspielung auf
die Athena maassgebend gewesen zusein, da zwei andere Beispiele solcher
Proccssionsschiffe auf die schon früher von mir hingewiesen ist [Philol.
a. a. 0. S. 302], bei Festen des Dionysos verwendet sind. Man wird
zugeben, eine Darstellung dieses Zuges im Zophorus des Parthenon hätte sich
nicht anders als durch das so besegelte Räderschiff kenntlich machen lassen:
es bildete dasselbe eben sein Wahrzeichen. Dass man wirklich dieses
Schiff gebildet hat um den Peploszug auszudrücken, beweist dessen Erschei-
nung im Relief des athenischen Festkalenders sammt der abbrevirten An-
deutung seines Festgeleites [Philol. XXII. Bd. 3. S. 417. Berl. Abg. No. 328
in H]; dabei wird seine Wahl zur allgemein verständlichen Signatur des
Hekatombaion leicht erklärlich, weil sich für die bildliche Anzeigung dieses
panathenäischen Festmonates, sowohl im kleinen wie im grossen Feste,
eben kein anderes denselben so zweifellos kenntlichmachendes Merkmal
fand. Im parthenonischen Zophorus kann deswegen unmöglich auf diese
Processionsfahrt mit dem Peplos angespielt sein, da nicht die leiseste Andeu-
tung jenes Schilfes hier vorhanden ist: sieht man dagegen von einem
jeden Festzuge überhaupt im ganzen Bildwerke ab und setzt statt dessen
bloss die kennzeichnenden Momente einer Vorbereitung, einer Paraskeve zu
dem Feste, dann erkennt man den Beweggrund vom Nichtvorhandensein
des Schiffes und seines Peplos, wie die Ursache warum beides gar nicht
in das Bildwerk aufgenommen werden konnte.
Bei solchem augenfälligen Mangel jenes für die Peplosprocession charak-
Penteteris nach der Hauptstadt lockte; denn der blosse Opferzug einer Heka-
tombe, oder glänzende Agonen, waren alle Jahre bei den Panathenäen und
auch ausser diesen zu schauen, den Peplos mit seinem Schiff dagegen sähe
man nur alle vier Jahre einmal. Die imposante Art der Schanführung des-
selben, erhöhte den Reiz der Erscheinung seines ganzen Zuges. Anfänglich
mochte das Gewebe von massiger Grösse gewesen und gleich einer Kirchen-
fahne an einer Stange mit Querstokk getragen sein [Philol. XVIII. 1. S. 21],
durch den Luxus jedoch den man begann in geschichtlicher Zeit mit der
iiewaltisen Grösse und dem bildlichen Schmukke desselben zu treiben, erhielt
der Stoff an sich eine Schwere die seine Schauführung in jener Weise nicht
mehr erlaubte: es bedurfte eines fahrbaren Gestelles, für welches man die
Grösse und Form eines bemasteten Schiffes wählte an dessen Rahe der Peplos
gleich einem Segel ausgespannt hing. Diese vetu? u-6-po^o; ging auf
acht Rädern die von Kurbeln innerhalb derselben umgetrieben wurden, so
dass sie sich scheinbar automatisch den völlig ebenen Processionsweg entlang,
von ihrer Station ab durch den Kerameikos und die Tripodenstrasse, dann
um das Eleusinion herum bis zum Pelasgikon am Aufgange der Burg be-
wegte; liier nahm man den Peplos von der Rahe und trug ihn dort hinauf
[Philol. Snppl. Bd. III. H. 3, S. 297—305], während das Fahrzeug selbst,
das nicht empor zu bringen war, von hier auf dem Wege nach seiner Station
zurükkging. Bei der Wahl einer Schiffsform scheint keine Anspielung auf
die Athena maassgebend gewesen zusein, da zwei andere Beispiele solcher
Proccssionsschiffe auf die schon früher von mir hingewiesen ist [Philol.
a. a. 0. S. 302], bei Festen des Dionysos verwendet sind. Man wird
zugeben, eine Darstellung dieses Zuges im Zophorus des Parthenon hätte sich
nicht anders als durch das so besegelte Räderschiff kenntlich machen lassen:
es bildete dasselbe eben sein Wahrzeichen. Dass man wirklich dieses
Schiff gebildet hat um den Peploszug auszudrücken, beweist dessen Erschei-
nung im Relief des athenischen Festkalenders sammt der abbrevirten An-
deutung seines Festgeleites [Philol. XXII. Bd. 3. S. 417. Berl. Abg. No. 328
in H]; dabei wird seine Wahl zur allgemein verständlichen Signatur des
Hekatombaion leicht erklärlich, weil sich für die bildliche Anzeigung dieses
panathenäischen Festmonates, sowohl im kleinen wie im grossen Feste,
eben kein anderes denselben so zweifellos kenntlichmachendes Merkmal
fand. Im parthenonischen Zophorus kann deswegen unmöglich auf diese
Processionsfahrt mit dem Peplos angespielt sein, da nicht die leiseste Andeu-
tung jenes Schilfes hier vorhanden ist: sieht man dagegen von einem
jeden Festzuge überhaupt im ganzen Bildwerke ab und setzt statt dessen
bloss die kennzeichnenden Momente einer Vorbereitung, einer Paraskeve zu
dem Feste, dann erkennt man den Beweggrund vom Nichtvorhandensein
des Schiffes und seines Peplos, wie die Ursache warum beides gar nicht
in das Bildwerk aufgenommen werden konnte.
Bei solchem augenfälligen Mangel jenes für die Peplosprocession charak-