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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0043
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40 V. Theovenaufzug.

mag: auf keinen Fall ist die Conjectur tsocMwv an dieser Stelle möglich.
Sehr mit Unrecht ist (S. 213) das Epiboion genannte Opfer (Harpokration
iitißoiov) der Schafe wegen hierher gezogen: dieses gehört gar nicht in das
Staatsopfer der Panathenäen, es ist nur eines jener Einzelopfer welches von
jedem Athener zu beliebiger Zeit dargebracht werden konnte. Denn wenn
nach dem Dogma hierbei einer jeden Kuh für Athena ein Schaf für Pan-
drosos (nicht Pandora) beizugeben war, dann hätte im Festdecrete neben
der Hekatombe Kühe auch noch eine Hekatombe Schafe zum Ankauf
notirt sein müssen: aber weder ist dies der Fall, noch erwähnt dasselbe ein-
mal der Pandrosos unter den opferempfangenden Numina der Athena auf
der Akropolis. Wohl sind bei den grossen Panathenäen auch Kühe und
Schafe als Niketeria ausgesetzt (Rhaugabe No. 960, 1. 21 flg. A. Momm-
sen. Heort. S. 152), aber weil sie eben Niketeria sind könnnen sie nicht in
der zum Tempelopfer ziehenden Hekatombe erscheinen. Am wenigsten hätte
man (S. 211) das Opfer der Stiere und Lämmer in den bekanntlich vom
Onomakrit interpolirten Versen der Ilias (B, 546 xaupotat xc.l dpvsiot;) hierher
ziehen dürfen: damit kann nur ein anderes Fest gemeint sein. Denn einmal
sind Stiere der Athena gar nicht opfergerecht: dann erinnert auch der
Scholiast (v. 550) mit ÖTJXsa oe trj 'AOr^q öuouaiv hieran und zeigt in Sic
xo [x t'v o5x iiz aöx7j; die Beziehung auf Erechtheus; auf den letztern würde
das texs os Cstotupos apoopa passen, da Herodot (5, 82. 8, 55) ihn als atti-
schen auTO^ftcuv durch ■pjYeviqs bezeichnet. Nur ein anachronistischer Irrthum
ist es wenn man (S. 211) meint, die jährlichen Panathenäen hätten der
Athena-Polias anfangs icahr scheinlich mit Erechtheus, dem Mitbewohner
jenes Tempels gegolten; weder kannte der Feststifter Athenas Pjlegesohn
Erichthonios schon einen Heros dieses Namens dem er das Panathenäenopfer
mit Athena zugleich hätte bringen können, noch bezeichnet das Festdecret
den Erechtheus als Mitempfänger des Opfers neben Athena-Polias-Nike.

Dieses Opferverhältniss tritt nun auch der Annahme des Peploszuges
im Bildwerke ganz entschieden entgegen, ohne dass man einmal nöthig hätte
das Nichtdasein des Festschiffes als Gegcnzeugniss in Anspruch zu nehmen.
Wiesen Dogma Cultusritual und Festdecret, wegen der vorhandenen Schafe,
den panathenäischen Opferzug nach dem Altare der Polias zurükk, so machen
überhaupt Thiere den Peploszug hier unmöglich: indem die athenische He-
katombe schon am Morgen des ersten Panathenäentages zum Opfer, der
Pcplos dagegen erst am Schlusstage zur Schau geführt wird [§. IV], können
mithin die bereits an jenem Tage geopferten Kühe nicht im Peploszuge
noch einmal wieder zum Vorschein kommen. Ebenso bleiben auch die
Schafe und Kühe aus der Thcorenlieferung hierbei völlig ausser Spiel: da
man sie schon bei Eröffnung der Agonen neben dem Stadium schlachtete
[§. VI], waren sie bereits vor dem Peploszuge verschwunden. Es wird
hierdurch erklärlich, weshalb kein einziges Zeugniss Opferthiere in diesem
Peploszuge kennt.
 
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