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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0053
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50 VHI. Pompeugei'ätli. Sossei und Teppich.

Athener noch nicht, eben so wenig ist mir von einer prunkenden Zurükk-
führung der leeren Geräthe nach ihrem Gehrauche zur Akropolis, eine An-
deutung vorgekommen. Diese allgemeine Verwendung der Pompeia zu allen
Staatsfesten wird man nicht leugnen dürfen, ihr Vorkommen im Zophorus
hier lassen jedoch andere Erscheinungen, unmittelbar neben ihnen und an
beiden Langseiten, als vornehmlich auf die Panathenäen sich beziehend er-
kennen; es sind dies an der Ostfronte die Demarchen [§. Xll] welche auf
die jährlichen, an den beiden Langseiten aber die Theoren welche ausschliess-
lich auf die vierjährlichcn Panathenäen hinweisen [§. V].

Man hat mir zugegeben (S. 221. 255. 256) dass alle Vorgänge an der
Ostfronte auf der Burg spielen: das zieht manche Frage nach sich. Wie
nämlich das Festdecret bezeugt hat geht nur die Kreanomie von der Heka-
tombe des Panathenäenopfers, nicht aber die Hestiasis auf der Burg vor.
Findet also letztere nicht hier sondern ausserhalb statt, dann bleibt unerklär-
lich wozu man von den Mädchen die Speisegeräthe zur Opfermahlzeit, vor
allem die Gestelle der Bratspiesse [ößsXiay.oi, §. X], ebenso von den Männern
auf der nördlichen Langseite die gefüllten Weinkrüge und Schaffe dort
hinauftragen lässt, da man ihrer bei und nach dem Opfer hier oben gar nicht
bedurfte: zugleich hätte Ms darüber Auskunft geben sollen, weshalb man alle
diese aus dem Parthenon entlehnten Geräthe, wenn sie nach seiner Meinung
bei dem Hekatombenopfer in der Burg nöthig waren, erst hinunter nach der
Stadt schaffte, nicht aber gleich oben liess wo sie für den Gebrauch beim
Altardienste doch zu nächster Hand gewesen wären. Noch befremdender
ist es dieselben mit der Peplosprocession vereint zu sehen: in dieser kennt
keine Quelle Opferapparat und Speisegeräth, weil eben Schlachtthiere in ihr
nicht geführt werden [§. IV. VI]. Schliesst das Festdecret einmal Schafe
bestimmt von der panathenäischen Hekatombe aus, verleugnet mithin deren
Vorkommen im Bildwerke diesen Opferzug, wie durfte man letzteren den-
noch als hier gegeben behaupten wollen, meinend die Schafe würden mit den
Kühen zum Tempelopfer für Athena-Polias-Nike geführt? Denn mit Recht
wird man alsdann fragen können, wie die Schilderung dieses Opferzuges an
den Parthenon komme der gar keine Thymele hat und gänzlich unberührt
von diesem Sacrificium bleibt, nicht aber an den Poliastempel vor welchem
das Opfer doch stattfindet? Anders hat die attische Kunst derselben Zeit-
lage von der Thymele vor dem Niketempel gedacht, als sie diesen heiligen
Ort durch bezügliche Anspielungen im Relief an seiner Terrassenschranke
charakterisirte. Da hier nicht bloss die schönste Kuh bei dem Panathenäen-
opfer dargebracht wurde, sondern eine gleiche auch bei jedem Niketerienopfer
des Staates, so ist dies in jenem Relief nicht in der alltäglichen Wirklich-
keit einer solchen Handlung wiedergegeben, vielmehr dem Kreise
menschlicher Thätigkeit entrükkt und in ganz allgemein gültiger Weise
allegorisch andeutend, auf dämonische Dienerinnen der Nike übertragen.
Bloss zu solcher Andeutung des der Athena-Nike zukommenden Thieres,
 
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