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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0058
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X. Kanephoren. Hydriaphoren und Skaphephoren. 55

hängen. Dieser Schmukk für so viel Kanephoren, lässt zugleich auf eine grosse
Anzahl solcher Mädchen schliessen deren man oft bei einem einzigen Opfer-
zuge bedurfte. Wenn die athenischen Kanephoren mit diesem Ornat ausge-
stattet bezeugt, mithin an demselben kenntlich sind, dann findet sich unter
allen Mädchen an der Ostfronte keine einzige Kanephore: denn weder führt
eine das xavouv auf dem Kopfe, noch ist sie mit Kranz und Aigis geschmükkt.
Ungeachtet dem werden (S. 221. 259) die beiden leer gehenden Mädchen,
50, 51, dennoch für Kanephoren erklärt, der bärtige Festordner, 49, vor ihnen
soll in beiden Händen eine solche korbförjnige Schüssel (xavouv) halten die er
den beiden Mädchen wird abgenommen haben, welche sich dennoch als xavyjcpopoi
bezeichnen lassen: beide Mädchen würden also nur ein einziges xavouv ge-
tragen haben. Seltsam bleibt nur dass beiden schon das Opfergeräth abge-
nommen wird, um dasselbe gleich den Stühlen, 31, 32, zu reponiren, während
die vermeintliche Hekatombe doch weit hinter ihnen erst folgt und sich gar
nicht auf der Akropolis befindet |§. V]. Jener Mangel des kenntlichmachenden
Ornates an den beiden Mädchen, nebst der Unterweisung die ihnen noch
gegeben wird, beweist offenbar dass beide sich noch in einem Verhältniss
befinden welches ausserhalb ihrer Erscheinung in einer Pompe liegt, auch
durchaus gleich ist den beiden folgenden ebenfalls leer gehenden Mädchen,
53, 54, denen ein anderer Festordner (S. 221) die letzten Weisungen ertheilt.
Uebrigens weisen an jener korbförmigen Schüssel des Festordners, 49, die vier
Bohrlöcher nicht (S. 259) auf Metallschmukk, wahrscheinlich herabhängende
Binden, ffxs[j.(xa-a oder Kränze hin, es sind einfach die Stif'tlöcher einer gleich
ursprünglich gemachten Ergänzung des gebrochenen Marmortheiles.

Der Gebrauch solcher Kana bei den Alten ist begreiflicher Weise je
nach der Verwendung ihres Inhaltes verschieden. Sie enthalten Gebäkk,
Weihrauch [Heliod. a. v. O. Aelian. v. h. 11, ö], allerlei Aparchai [Aristoph.
Achar. 242. Schol], weisse Alphita [Aristoph. Vög. 1549. Schob], oder
auch das mit Salz gemischte Schrot [ouXa? sv xavstp, Hom. y, 441. Eurip.
Electr. 810] welches zur Vorweihe auf den Kopf des Opferthieres gestreut und
sammt dessen Stirnhaar in die Flamme des Altares geworfen wird: allein
sie dienen auch nur als Behälter des Brotes, als Mazophoriden, Mazonomien
(Hesych. p.ctCowopi'c. Etym. M. 573, 33), welches bei öffentlichen Opfermahl-
zeiten verspeist werden soll, wie beispielsweise die xava j(aXxa zu Phigalia
(Athen. 4. 149 c) oder die Mazonomien in der Pompe zu Alexandria (Athen.
5. 202e). In den Kana der Kanephoren der Athena-Polias aber Kränze
Binden und Opfermesser zu entdekken, wie Ms (S. 208. 259. 330) das
will, ist mir nicht gelungen: keine einzige der Belegstellen die er dafür an-
zieht sagt das aus. Ovid (a. v. O.) nennt die Canistra bekränzt, wie das
jene eleusinische Kanaphore zeigte: bei Aristophanes (Acharn. 242 flg.) trägt
die Tochter des Dikaiopolis das goldne xavouv zum Privatopfer des Vaters
an den ländlichen Dionysien, aber voll Gebäkk von welchem nur Aparchai
geopfert werden: bloss weisse Alphita enthält das Geräth in den Vögeln
 
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