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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0116
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XVI. Zu den Aetoi. 113

der olympischen Götter annehmen dürfe, darüber ist liier kein Ausweis ge-
geben.

Unter den mancherlei Auslegungen für die Erscheinung des Helios und
der Selene hier, ist (S. 168) die Andeutung der ewigen unwandelbaren
Bahnen der Naturmächte in ihnen bestimmt. Das erscheint ganz abstract,
eine Beziehung zur Genesis der Athena auf dem Olympos lässt sich damit
nicht herstellen; statt dessen erlauben Helios und Nyx noch eine andere
Deutung, welche sie in die innigste Beziehung mit einem Momente der atti-
schen Cultusfeier bringt. Da beide Himmelserscheinungen doch ohne Frage
zu dem tcccvtci sc rJjv 'A&7jvas -(svsaiv gehören und zur Erläuterung dieses
Vorganges herbeigezogen sind, beide alle Gestalten im Aetos welche zu
diesem gehörten auch zwischen sich einschliessen und begrenzen, lassen sie
den ganzen Vorgang als in der Nacht spielend und mit Aufgange der He-
lios, also mit Anbruch des Tages, beendet erkennen. Wäre aber hiermit
bestimmt die Dauer einer Pannychis angezeigt, wie sie dogmatisch und rituell
im attischen Cultus als wesentliches Element des Geburtstagsfestes der
Athena verbürgt ist, dann scheint es kaum möglich die Richtigkeit der Er-
wägungen abzuweisen die A. Mommsen (Heort. S. 130), nach O. Müllers
Vorgang bestimmt haben, in beiden Himmelserscheinungen vielleicht die Be-
zeichnung der eöiväs r^epa des Hekatombaion zu sehen, welche eben mit
der Pannychis dieses XXVIII anhebt. Mommsen's Vermuthung liesse sich
auch durch die Sacra des Panathenäenfestes weiter sichern. Wie bemerkt
verkündete nicht Iris sondern Helios dem athenischen Volke das Heran-
nahen der neugebornen Göttin und ihres Dienstes: das könnte sich im
traditionell festgehalteneu Zeitpunkte des Beginnes der Opferweihe wicder-
spiegeln. Mit Anbruch des XXVIII Hekatombaion beginnt die Feier
der Pannychis für Athena,'das attische Volk erwartet am Ende dieses Per-
vigilium die Ankunft der Göttin: diese wird mit glükklichen und freudigen
Liedern herbeigerufen [Eurip. Heracl. 779] bei denen man an jenes o^oXuCsiv
der attischen Weiber denken kann wenn die göttliche Schützerin der Stadt
mit dem goldenen Gorgoneion sich nahend erscheint [Schob Aristoph.
Fried. 97 Phot. Tl o 5s. '0 Zsb?, oiow[j.i IlaMas]. Ihre Epiphanie, mit Auf-
gang des Helios eintretend, bezeichnet den Beginn der Sacra: nach dem
Festdecrete giebt der erste Strahl des Gottes das Signal für die in der Stadt
schon harrende Pompe nach der Burg aufzubrechen, um die Erschienene mit
dem Geburtstagsopfer der Hekatombe zu begrüssen. Aus letzterem folgt
eben dass nothwendig schon während der Nacht die ganze Pompe unten
in der Stadt versammelt ward, damit sie auf jenes Signal den Marsch
antreten konnte. Von der Akropolis und der Stadt aus gesehen blikkt der
erste Strahl des Helios hinter dem scharf zugespitzten Lykabettos auf, der
in einer eignen legendarischen Beziehung mit der Athena als D.aox(&iris
steht: er heisst I'Xauxtu-iou opoc (Eurip. Hipp. 31) auch rXceuxtuTuov wie
die Akropolis oder deren Athenatempel selbst [Etym. M. 233, 29, 35. Etym.
 
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