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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0122
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XVI. Zu den Aetoi. 119

ten Ebene dieser wie der Phyle Oinei's. Noch oberhalb Kolonos Hippios
in ein Netz zahlloser Rinngräben vertheilt, bewässerte er jene üppigen
Gärten der Gemüsepflanzer, der Obst- und Weinbauer wie der Oliven- und
Feigenzüchter dieser fruchtbaren Niederung, von welchen noch in den jojuot;
u-6 xou Kyjcptaoü -0-aij.oO rcepippeo|iivots aus der Zeit des Plutarch (Sympos. 2,6, l)
ein Beispiel angeführt ist, so dass ihm deren Bewohner mit Recht als Vater
des nährenden Segens den Haarschnitt ihrer Kinder weihten. Aus diesen
reichen autochthonischen Pflanzerfamilien stammte Diogeneia, die Tochter des
stierhäuptigen Kephissos, die Ahnenmutter des königlichen Geschlechtes
der Erechthiden als Mutter der Erechtheusgattin Praxithea, es stammten die
Brüder Erechtheus und Butes aus Buteia in der Oinei's: deswegen heisst
nicht bloss Praxithea sondern auch noch Kreusa eine Tochter dieses Kephis-
sos. Bei solcher eminenten Bedeutung für Attika in Legende und Geschichte,
war dieser Nährstrom des Landes wohl in die Darstellung zu ziehen. Nach
dem Zeugnisse bei Aelian [var. bist. 2, 33] bildeten die Athener denselben
Fluss mit halbsichtbaren, also hervorspriessenden Hörnern wie sie beispiels-
weise der Küstendämon von Puteoli zeigt [Abg. No. 823]: mit dem Kopfe,
den noch Carrey sah, ist auch die Hydria neben der Gestalt als Caput des
Quelles verschwunden.

In der bis zum Extrem weit ausschreitenden, heftig bewegten Gestalt
auf Seite der Athena neben dem Gespann, konnte dann unmöglich die
Personification einer auf sich beharrenden Oertlicbkcit ceffeben sein, vielmehr
ein zur Zeit lebendes Individuum welches ganz innig an dem hier Vorgehen-
den betheiligt ist, auch deutet seine Stelle auf einen Genossen und Träger
des Cultus der Göttin hin: so lag es nahe auf den Pflegling der Göttin,
auf den Heros Erichthonius zu schliessen [Abg. No. 480. 480 A.]. Unterdessen
hat ein attisches Relief welches späterhin zum Vorschein gekommen ist, mich
zu der Erkenntniss geführt dass Kekrops anstatt des Erichthonios hier ge-
dacht ist. Der Irrthum war aus Nichtbeachtung der legendarisch gesicherten
Genealogie entstanden, welche die Geburt des Erichthonios erst längere Zeit
nach dem Götterkampfe um die geistliche Oberherrschaft über Land und Volk,
unter des Kekrops zweitem Nachfolger Amphiktyon eintretend setzt: Erich-
thonios kann also bei jener Cultuskatastrophe noch nicht gegenwärtig sein.
Kekrops nimmt den Poseidon und dessen Sacra zuerst auf, nachher die
Athena, er verlässt den Gott dann wieder und inaugurirt mit Pflanzung des
heiligen Burgölbaumes den Cultus der Göttin: erst mit des Erechtheus Tode
werden die Sacra des Poseidon wieder restituirt [Philol. XXV. 2. S. 204].
Kekrops ist es daher welchen Athena, bei Apollodor [3, 14, l], als Augen-
zeugen dieser Pflanzung anruft, TMrtao>\).hrt -rj? xa-aVr^eu)? Kev.poxo. jj.a'p"uPa
ecpu-euasv staetav, der auch vor dem Tribunal der bestimmten göttlichen Richter
das ausschlaggebende Zeugniss zu Gunsten der Göttin ablegt o-\ Ttpcu-ov ttjv
llaiav ifu-euam. Dieses Tribunal ist nicht dargestellt, bloss der entschei-
dende Zeuge Kekrops. Jenes alterthümliche, unstreitig einst ganz bemalt
 
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