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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0126
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1. Leopold Julius: Agonaltempel. 123

es in ganz Olympia nur diesen einen selbstständigen Altar des Olympischen
Zeus: es ist derselbe Hochaltar welchen Xenophon schlechtweg ßcnpög nennt, auf
den bei Thukydides (5, 50) die Lakedämonier treten und vor den Hellenen schwö-
ren sollen Busse zu geben. Thukydides nennt weder an dieser Stelle noch vorher
(5, 49) einen Altar im vaog des Zeus, er spricht bloss vom Ieqov auf welches sich
der Ausschluss der Lakedämonier von den Opfern bezieht: als Schwurstätte der
Lakedämonier konnte er diesen Hochaltar allein meinen, weil kein Eidschwur bei
den Alten im Inneren unter Dach und Dekke, sondern stets unter freiem Himmel
über den aufgelegten blutigen Stükken des Opferthieres abgeleistet wurde. Nach
Beschreibung desselben geht Pausanias (5, 14, 5) zur Aufzählung aller anderen Al-
täre hier über, auf welchen die Eleer allmonatlich opfern (5, 15, s); diese will er
jedoch nach ihrer Reihenfolge in der Opferordnung, nicht nach der Reihenfolge
ihrer Hidrysis anführen, was später (5, 14, 8) noch einmal bestärkt wird; die
Substanz der monatlichen Opfer auf ihnen mit dem Spendeguss von Wein, ver-
brenne man durch Weisspappelholz welches der Svlev'g liefere (5, 14, 3).
Jene Opferfolge beginnt nicht mit dem Hochaltare des olympischen Zeus (5,14, 5. 6),
auch nicht mit dem der olympischen Hera, obwohl beide ihrer Hidrysis nach die
ältesten in Olympia waren: der Hochaltar kommt, vielmehr erst nach dem Altare
des Zeus-Keraunios und vor dem derüäyväatwv öecöv, der Hera Altar sogar nach
vier weiterhin folgenden Altären an die Reihe. Hierin liegt klar vor Augen dass
Zeus und Hera weder einen gemeinsamen Altar hatten, noch die Eleer ihre monat-
lichen Opfer auf jenem Hochaltare begannen: vielmehr hebt dieser Opfercyclus tat-
sächlich auf dem Altare der Gottheit an die auch Pausanias zuerst nennt, mit
welcher Zeus überall jedoch Homobomios war, deren Opfer er mithin stets ge-
meinsam theilt. Diese Gottheit ist Hestia, diese Opferstätte der Altar in ihrem
Tempel. Es war allgemeingültige Cultusobservanz bei den Hellenen der Hestia
zuerst vor allen anderen Göttern, selbst noch vor Zeus zu opfern: s&og uno x7jg
Ean'ag (i.nd.Q%£a{iat tv TuTg dvaiaig, oder zrj Enria 6[j.oia>g 71qo rov Aiog dvovmv
avry, oder iv raig -Ovalaig 61 "EXXsvsg dno nQwtijg re avrTjg i'jQ^nvTO, das bezeugen
alle Quellen einstimmig [Tektonik IV B. §. XII, S. 320 flg.]. Die Eleer machen
keine Ausnahme von diesem Dogma. In jener Stelle des Pausanias (5, 14, 5), die
eine Textlükke in sich schliesst, heisst es Qvovat. de 'Eoitrt [iiv nQuiij, öevieiJip
de T(p 'OlvfinUa All; wo dieses Opfer für beide Gottheiten ausgerichtet wird sagt
das weitere iovxeg int zo;< ^aj/idv zov erzog zov vaov: also auf dem Altare innerhalb
des Tempels der Hestia, denn hier vollzieht man nach dem unwandelbaren
Brauche das gemeinsame Opfer für beide Gottheiten zugleich, weil eben kein Opfer
an Hestia ohne Zeus zu denken ist. Nur so lässt sich das seltsame, von Schubert
gebilligte iorzeg im zov ficofibv zov ivzog zov vaov erklären, auch mit dem Sinne
des gezwungen angeschlossenen znira (rijde?) de im evög [Sa>fiov **'* xcä uvztj
y.aOeaztjxev ij ihxsia einigermaassen vereinbaren. In jenem Opfer für beide Gott-
heiten ist der Altar von Hestia und Zeus mit der ewig brennenden Flamme
gesichert, der aus diesem Grunde nicht unter freiem Himmel stehen konnte, wie alle
die übrigen vom Pausanias aufgezählten Altäre: es ist dieser der einzige Brandopfer-
altar im Inneren eines der Tempel zu Olympia, der Hestiatempel auch der einzige hier
in welchem ein Brandopfer möglich war. Nach der hellenischen Theologie gehört
dieses ewige Feuer nicht der Hestia sondern dem Zeus, die Göttin ist, wie überall,
auch hier nur seine Hüterin: es bildet diese Flamme im Hestiatempel das symbolische
Wahrzeichen der ewigen ununterbrochenen Verehrung und Gegenwart, der exeubiae
aeternae des Gottes zu Olympia, also die Cultusflamme des Zeus. Neben dieser
bezeichnete die andere ewige Flamme zu Olympia, die des Aschenherdes im Pry-
 
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