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Aufbruch zum Feste.

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Dies spornte ihn zu dem höchsten Wagstück an, auch in der Klasse der
Männer den Kampf zu versuchen. Auch in diesem trug er den Sieg
davon und gewann sich somit an einem Tage drei Siegeskränze in der
nämlichen Kampfart.

Wie die Hellanodiken das Recht hatten, solche Aenderungen zu ge-
statten, so hatten sie ferner auch die Befugniss, von der üblichen An-
ordnung und Reihenfolge der Wettkämpfe Ausnahmen stattfinden zu
lassen, so fern ihnen dies aus irgend einem Grunde richtig zu sein schien.
Ein Beispiel davon liefert der Doppelkampf des Kleitomachos dessen früher
gedacht wurde.

Bei der Festfeier trugen die Hellanodiken das bevorzugte Purpur-
gewand, die Porphyris; sie sassen im Stadion auf hervorragenden Sitz-
plätzen am Zielende, ebenso im Hippodrom. Wie sie das Zeichen zum
Beginn der Kämpfe zu geben und die Spiele in ihrem ganzen Verlaufe
zu überwachen hatten, so ward ihnen auch das beglückende Amt, die
Sieger mit dem Kranze zu schmücken. Nach Schluss des Festes lag
ihnen sodann die Eintragung der letzteren in die amtlichen Verzeichnisse
ob, endlich die Controle über die zulässige Grösse und Beschaffenheit
der denselben zu setzenden Bildsäulen.

Gegen die Entscheidung der Hellanodiken gab es nur den einen
Appell an die höchste Behörde, die Bule, den olympischen Rath. Man
wird sich denselben wohl im Gegensatze zu den wechselnden Hellanodiken
als eine ständige Körperschaft zu denken haben, deren Sitz die Haupt-
stadt Elis sein mochte, und die nur während der Festzeit in Olympia
selbst tagte.

Freilich nützte dieser Appell nur in gewissen Fällen und nur in
beschränktem Maasse. Der von den Hellanodiken einmal verkündete
Sieg konnte nicht mehr widerrufen werden, auch wenn sich ergab, dass
er nicht zu Recht bestand. In einem solchen Falle, wo zwei der Hella-
nodiken einem Unrechtmässigen den Kranz ertheilt hatten, verklagte sie*
der Beschädigte bei der Bule und erlangte auch ihre Verurtheilung zu
einer Geldbusse. Nichtsdestoweniger blieb die Ehre des Sieges an dem
Andren haften, dessen Name, als des Siegers im Wettrennen, auch in
alle Zukunft die 96. Olympiade bezeichnete.

Wie lange Zeit vor dem Feste die Hellanodiken, mit ihnen die
zum olympischen Spiele gemeldeten Athleten und der ganze Tross der
niederen Beamten und der Dienerschaft von der Hauptstadt Elis nach
Olympia übersiedelten, darüber fehlt jede Andeutung. Wir sind hier
nur auf Muthmaassungen angewiesen, dürfen aber im Gegensatz zu
 
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