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Getriebene Bronzebleche.
zu erwähnenden Lade des Kypseloa auffiel, nämlich nicht eines mit dem
Oberkörper eines Menschen vereinten Pferdeunterkörpers, sondern eines
blossen Pferdehinterleibes, welcher mit einem vollständigen menschlichen
Körper zusammengewachsen ist. Die Brust schon von mehreren Pfeilen
durchbohrt, schaut der Fliehende nach seinem Verfolger um, der wohl
— wie auf dem Kypseloskasten — kein anderer ist als Herakles. In
jener der alterthümlichen Darstellungsweise eigenen Haltung, die zwischen
Laufen und Knien die Mitte haltend, nichts andres als den eiligsten Lauf
andeuten soll, sehen wir den Heros dem halbmenschlichen "Wilde nach-
stürmen und im Laufe einen neuen Pfeil nachsenden.
Herakles trägt hier nur einen kurzen Chiton, von einem Gürtel zu-
sammengefasst. Der Köcher, dessen Band den Chiton über der Brust
kreuzt, ist durch parallele Bänder geziert und an seinem oberen Ende
mit einer Reihe von Spitzen gekrönt. Das eherne Schwert ist künstlich
gearbeitet und sein Handgriff ist besonders ausgezeichnet.
Den unteren Theil der Darstellung, die Hälfte der ganzen Fläche,
nimmt die Figur der orientalischen oder persischen Artemis ein, jener
aus dem Osten nach Griechenland übertragenen Naturgöttin, die als Be-
herrscherin des Waldes zwei gebändigte Löwen in den Händen hält. Sie
trägt wie gewöhnlich einen Aermelchiton, darüber ein langes bis auf die
Füsse herabwallendes Obergewand, das über den Hüften gegürtet ist und
mit breitem Saume quer über die Brust gelegt, die linke, nur von dem
Chiton bekleidete Schulter freilässt.
Die grossen Fittige sind an ihren Spitzen nach oben gebogen. Zu
beiden Seiten des Unterkörpers scheinen schärpenartige Bänder herabzu-
waJlen, welche an ihren Enden mit Federn besetzt sind, ein Schmuck,
den weder die zahlreichen uns bekannten "Wiederholungen dieses Typus
noch dessen männliche Gegenstücke, die Darstellungen des sogenannten
phrygischen Sonnengottes besitzen.
Bezeichnend für die hohe Alterthümlichkeit des Kunstwerks sind
die aus kleinen Buckeln bestehenden Sternchen oder Rosetten, welche
überall da, wo sich breitere Hintergrundsflächen boten, als Füllungen
des Raumes eingestreut sind. Auch in jener frühen Zeit ist bereits ein
gewisses Gefühl für die Notwendigkeit eines harmonischen Verhältnisses
zwischen Zeichnung und Hintergrund, Muster und Fondfläche vorhanden.
Aber nur die Blüthezeit der hellenischen Kunst bat es vollkommen ver-
standen, die Composition des dargestellten Gegenstandes dergestalt zu
ordnen, dass jener Forderung zwanglos genügt scheint. In der Epoche,
der unsere Bronze entstammt, begnügt man sich damit, nach Art des
Getriebene Bronzebleche.
zu erwähnenden Lade des Kypseloa auffiel, nämlich nicht eines mit dem
Oberkörper eines Menschen vereinten Pferdeunterkörpers, sondern eines
blossen Pferdehinterleibes, welcher mit einem vollständigen menschlichen
Körper zusammengewachsen ist. Die Brust schon von mehreren Pfeilen
durchbohrt, schaut der Fliehende nach seinem Verfolger um, der wohl
— wie auf dem Kypseloskasten — kein anderer ist als Herakles. In
jener der alterthümlichen Darstellungsweise eigenen Haltung, die zwischen
Laufen und Knien die Mitte haltend, nichts andres als den eiligsten Lauf
andeuten soll, sehen wir den Heros dem halbmenschlichen "Wilde nach-
stürmen und im Laufe einen neuen Pfeil nachsenden.
Herakles trägt hier nur einen kurzen Chiton, von einem Gürtel zu-
sammengefasst. Der Köcher, dessen Band den Chiton über der Brust
kreuzt, ist durch parallele Bänder geziert und an seinem oberen Ende
mit einer Reihe von Spitzen gekrönt. Das eherne Schwert ist künstlich
gearbeitet und sein Handgriff ist besonders ausgezeichnet.
Den unteren Theil der Darstellung, die Hälfte der ganzen Fläche,
nimmt die Figur der orientalischen oder persischen Artemis ein, jener
aus dem Osten nach Griechenland übertragenen Naturgöttin, die als Be-
herrscherin des Waldes zwei gebändigte Löwen in den Händen hält. Sie
trägt wie gewöhnlich einen Aermelchiton, darüber ein langes bis auf die
Füsse herabwallendes Obergewand, das über den Hüften gegürtet ist und
mit breitem Saume quer über die Brust gelegt, die linke, nur von dem
Chiton bekleidete Schulter freilässt.
Die grossen Fittige sind an ihren Spitzen nach oben gebogen. Zu
beiden Seiten des Unterkörpers scheinen schärpenartige Bänder herabzu-
waJlen, welche an ihren Enden mit Federn besetzt sind, ein Schmuck,
den weder die zahlreichen uns bekannten "Wiederholungen dieses Typus
noch dessen männliche Gegenstücke, die Darstellungen des sogenannten
phrygischen Sonnengottes besitzen.
Bezeichnend für die hohe Alterthümlichkeit des Kunstwerks sind
die aus kleinen Buckeln bestehenden Sternchen oder Rosetten, welche
überall da, wo sich breitere Hintergrundsflächen boten, als Füllungen
des Raumes eingestreut sind. Auch in jener frühen Zeit ist bereits ein
gewisses Gefühl für die Notwendigkeit eines harmonischen Verhältnisses
zwischen Zeichnung und Hintergrund, Muster und Fondfläche vorhanden.
Aber nur die Blüthezeit der hellenischen Kunst bat es vollkommen ver-
standen, die Composition des dargestellten Gegenstandes dergestalt zu
ordnen, dass jener Forderung zwanglos genügt scheint. In der Epoche,
der unsere Bronze entstammt, begnügt man sich damit, nach Art des