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Boetticher, Ernst
... Sendschreiben über Troja (Teil 5): Hissarlik, wie es ist: auf Grund der Untersuchungen vom 1. bis 6. Dezember 1889 und im Frühjahr und Sommer 1890 ; (nebst Protokoll der Zeugen) — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.5497#0084
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Diese Erklärung wurde von der Firma Brockhaus an die Tagespresse
versandt.

Ich veröffentlichte darauf in den Blättern ■), welche die obige Erklärung ge-
bracht hatten, meine Antwort:

Erklärung.

Es hat abermals in Hissarlik (Troja?) eine Untersuchung stattgefunden,
wozu Sehliemann acht Zeugen, darunter den, nächst ihm selbst am meisten für
„Troja" engagirten und gegen mich im Streite stehenden, also unmöglich unpartei-
ischen Professor Virehow, eingeladen hatte. Diese Zeugen haben eine (von
Sehliemaim's Verleger F. A. Brockhaus an die Zeitungen versandte) Erklärung
erlassen, die sich zwar nicht für Schliemann's Troja, aber doch gegen die Deutung
als Feuernekropole ausspricht. Die gedachten Zeugen sind ohne meine Zustimmung,
sogar ohne mein Vorwissen gewählt worden. Aeusserungen einer so einseitig-
gebildeten Kommission sind natürlich nicht schiedsrichterlicher Natur.

Der Grund weshalb, auch abgesehen davon, diese Untersuchungen
für mich nicht maassgebend sind, ist dieser: Meine Behauptungen fussen auf
Schliemanns Berichten von dem, was er von 1871 — 18S2 gefunden hat; jene Unter-
suchungen aber haben nur das im Auge, was sieh heute noch findet. Dies ist
aber nicht dasselbe, denn der Befund von 1871—1882 ist theils gar nicht
mehr vorhanden, theils durch äussere Einflüsse wesentlich verändert. Die Unter-
suchung jener Kommission stellt also die Entscheidung auf eine falsche
Grundlage.

Die (übrigens nur ein paar Tage dauernde) Untersuchung der Zeugen konnte
nur noch den äusseren Schuttmantel des Hügels (allerlei Abraum, nämlich Asche,
die meist zu Erde geworden ist, Lehm, Scherben, allerlei Geräth, Muscheln, Knochen),
sowie einen Block von 12 Meter Länge und Breite ins Auge fassen, der 1882 im
südlichen Theil stehen geblieben war, wohin nach Sehliemann (Ilios S- 65 u. 353)
die Feuersbrunst nicht gedrungen war. Dort befanden sich (nach meiner Auffassung)
die Magazine der Nekropole. (Vgl. Ilios S. 39 Abbildung der neun Pithoi „grosse
Krüge von Eiform" im angeblichen Weinkeller.) Zur Charakterisirung des Protokolls
der Achter-Kommission nur eine einzige Bemerkung: Dasselbe betont, „die aufge-
fundenen Pithoi enthielten niemals menschliche Gebeine". Das konnten sie auch
nicht, denn die Gebeine wurden ja darin verbrannt, worauf die Asche in Asehen-
urnen gelegt wurde. Zuweilen blieb etwas davon zurück. Beispiel siehe Protokoll
Niemann-Steffen S. 18 und Ilios S. 571 „Schädel und menschliche Asche im Pithos".
Die „Asche" war (nach Schuchhardts „Schliemanns Ausgrabungen") „stets sehr
fein". Aschenurnen hat Schliemann (nach Schuchhardt) „eine Menge" gefunden.
(Im Jahre 1873 gegen tausend. Vgl. Ilios S. 46/47.) Auch seine „Gesichtsvasen"
sind bekanntlich Aschenurneu. Es sind ihrer mehrere Hundert (Ilios 318). Das

l) Nur die vom „Ring" beeinflussteil Blätter, Vossische Ztg. und National-Ztg.,
waren hiefür unzugänglich. Natürlich brachte auch Brockhaus' Illustrirte Zeitung
(Leipzig) wiederum nur die Erklärung meiner Gegner.
 
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