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Boetticher, Ernst
... Sendschreiben über Troja (Teil 5): Hissarlik, wie es ist: auf Grund der Untersuchungen vom 1. bis 6. Dezember 1889 und im Frühjahr und Sommer 1890 ; (nebst Protokoll der Zeugen) — Berlin, 1890

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5497#0109
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A. nhang V.
Ein Hissarlik in Babylonien.

Verbesserter Abdruck meines Aufsatzes in d. Köln. Ztg. Nr. 218. II. 1888 und
im Korresp.-Blatt d. Deutsch. Gesellseh. f. Anthropologie etc. XX, 6 (1889).

Im Herbste 1886 entsandten die königliehen Museen in Berlin eine auf
Kosten eines Mäcens der Wissenschaft, Herrn Simon (Berlin), ausgerüstete Expedition
nach Babylonien, um dort Ausgrabungen vorzunehmen. Diese wurden von einem jungen
Architekten, Herrn Robert Koldewey, geleitet. Die Assyriologen waren, wie einer der
hervorragendsten mir sagte, sehr enttäuscht, als in den von Koldewey durchforschten
Schutthügeln von Surghul, wo die uralte Königsstadt Sirgulla (Residenz des
Gudi'a) stand, nicht wie sonst Paläste, sondern Nekropolen gefunden wurden, und zwar,
wie Koldewey diese Anlagen für eine organisirte Todtenverbrennung nach meinem
Vorgange nennt, „Feuer-Nekropolen". Diese Ausgrabungen haben ein doppeltes
Interesse: dieselben stellen einerseits fest, dass es eigene Bauten für organisirte
Todtenverbrennung, .welche ich aus dem Befund in Hissarlik erkannt zu haben be-
hauptete, wirklich gegeben, und zwar in der von mir erkannten Gestalt gegeben
hat, und beweisen anderseits, dass Schliemanns Troja, Hissarlik, selbst als eine
solche Nekropole betrachtet werden muss, genau wie ich dies seit fünf Jahren in
zahlreichen wissenschaftlichen und populären Organen dargestellt habe. Feuer-
Nekropolen nannte ich Bauten, worin Städte oder Landbezirke mittels syste-
matischer Vorrichtungen ihre Todten verbrannten, die Reste derselben beisetzten
und die Opfeibrauche des Todten- und Ahnencultus vollzogen. Die Benutzung
dieser Anlagen war zum mindesten für die grosse Masse des Volkes obligatorisch.
Entdeckung und Benennung der Feuer-Nekropolen ist mein geistiges Eigenthum,
und obwohl dies, so lange ich dafür nur den Hohn der Gegner erntete, unbe-
stritten war , scheint mir doch das Auftreten des Herrn Koldewey Veranlassung
zu geben, hei Zeiten meine Rechte zu wahren. Der Name Feuer-Nekropole, von mir ge-
bildet, erscheint zum ersten Mal in meinem Essay ,,Schliemanns Troja eine urzeitliche
Feuer-NekVopole" (vergl. Ausland 1883, Nr. 51, 52, Kölnische Zeitung 1884, Nr. 13
Zweites Blattes, Nr. 68 Drittes Blatt und andere Organe) und ist jetzt allgemein
angenommen, sodass auch Herr Koldewey ihn gebrauchte. Vorher sprach die
 
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