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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0213
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einer gewissen Stufe Mcr Ilalbcnllnr, Menschenopfer. Nun ver-
breitete sich der Glaube, dafs derjenige, welcher au diesem schänd-
lichen Opfennahle Theil nähme, in einen Wolf verwandelt und
nur dann von dieser Strafe befreiet werde, -wenn er sich in dem
heiligeu Cyclus von dreimal drei Jahren alles Menschenfleiscbes
enthalten habe. Einige Spuren der Lykanthropie sind auf jeden
Fall auch hier unverkennbar. Der Kirchenvater Angnstin*)
bat uns in seinem Werke de eivitate dei noch ein Fragment des
Varro aufbewahrt, worin alle diese Fabeln von den durch's
Loos zur Lykanthropie bestimmten Arcadiern und dem Olympi-
sche» Sieger Demänetus gerade so erzählt werden, als beim
Plinius, wo aber der Sehlufs besonders merkwürdig ist: „Eben
defswegen, glaubt Varro, habe Pan und Jupiter iu Arcadien
den Zunamen L y c a u s erhalten , weil diese Verwandlung der
Menschen in Wiilfe die Veranlassung dazu geworden sei. AuVo;
keifst der Wolf, und davon komme kvx«To; her. Auch möchten
wohl die römischen Luperealien aus eben diesem geheimen Ur-
sprünge abstammen **)." Diese letztere Muthinafsuug ist in der
That selir scharfsinnig. Wir werden in der Folge noch einmal,
darauf zurückkommen. Zum Beweis aber, wie allgemein die Ar-
cadier dieser Lykanthropie im Alterthume bezüehliget werden, mag
hier auch noch die Stelle ans einer Planlinisehen Comödie einen
Platz finden, welche hinlänglich beweiset, wie ausgebreitet dieser
Volksglaube gewesen sein müsse. „Es ist wahr," sagte der über
die doppelte Erscheinung des Sosias erstaunte Amphitruo,
„ es ist wahr, was ich erst von den Arcadiern erzählen horte,
dafs die Familie des Anilins sich in Wölfe verwandelt habe und
iu diesem thierischeii Zustande von Niemand erkannt worden
sei ***>"■

'*) Ängustür., de Civ. D. XVIIf, 17, T. IT, p. 589. edit. Frft. Sie
ist ohne Zweifel aus des Varro gelehrtem Werke, das er dem
Julius Caesar, dem damaligen Pontifex Maximus, zuschrieb,
antiqnitates rem in divinarum, genommen und wahrscheinlich selbst
vom Plinius excerpirt worden.

.**.). Nee idem (\sc. Varro/) propter aliud arbitrato ab historicis in
Arcadia tale nomen affietnm Pani Lycaeo et Joyi Lycaeo, nisi
propter hanc in Inpos homiuum mutationem, quod eam nisi vi di-
vina iieri non putarent, Lupus enim graece Auxo; dicitur, nnde
Av'xatov nomen apparet iivflexum. Romanos etiam Lupercos ex
itlorum mysteriorum velnti semine dicit exortos, Varronis fragm.
1 edit. Bipont. p, 362. Aus dem Augustin hat es Isidor., Orig.
V'II, 9, abgeschrieben,

***) Die ganze Stelle ist zwar nicht vom Plautus, aber doch gewifs
 
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