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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0226
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die (ollen Bacchus-Dienerinnen in diesem bis zum Wahnsinn ge-
triebenen Taumel nicht wirklich vor eleu Wagen eines PriestcrSi
spannen, der den Bacchus vorstellte, und sich im ganzen Ernste
einbilden, sie wären wirklich Tiger oder Panier? — In einem
solchen Paroxysmus handelten und wülheten sie auch wie jene
Bestien, und die Geschichte des von ihnen zerrissenen Orpheus
und Pentheus könnte sich wirklich auf eine Thatsache gründen.
Endlich weifs man aus der leidigen Hexenperiode unserer vaterlän-
dischen Geschichte, dafs, wo sich einmal ein solcher Glaube fest-
setzte, er für den Verstand der armen Hexen ausleckend wurde,
und dafs man durch den . Gebrauch des Bilseiisaniens und anderer
betäubender Mittel sich und Andere wirklich iu Extasen zu ver-
setzen wtifste, wo man die Bilder der kranken Phantasie für haare
Wirklichkeit hielt. *). Stofsen uns also in den Fabeln des Alter-

Viel treffender ist die Bemerkung von Pauw's in seinen Ite-
cherches philosophiques snr les Grecs T. I. p. 196 — 20-1. über
den Einüufs des hitzigen, nnverdiiunten Weines auf die griechi-
schen Frauen, die ihn so gierig tranken. Kr findet noch eben
so jetzt bei den Neügfiechinhen statt, wie mir Lecke va-
lier, der während seines Aufenthalts in dortigen Gegenden diefs
liaiifig beobachtete, versichert hat. Nur hierdurch wird Vieles be-

' greiflich," was uns die Alten von den Mänaden und Bacchantin-
nen erzählen; Nymphomanie, hysterische.Zufalle, Wahnsinn wa-

'reii oft ini Gefolge dieses Genusses. Man vergleiche auch die fei-
nen Bemerkungen des Barons von Riedes ei in seinem zweiten

; Sendschreiben über Grofsgriechenland und Sicilien.
S. 253. ff. bei Gelegenheit des Taranteltanzes, und Pallas, über
die 'hysterische Wuth der katschinzischen Mädchen zur Zeit, wenn
ihre Reinigung eintreten will, Reise Th. 111. S. 307.

*) Die merkwürdige Stelle des neapolitanischen Physikers Job, Bap-
tista Porta in magia naturali.IJ, 21 p. 192. ed. Lugd., wo von
Salben aus aconitum, Solanum somniferum, elaeoselinum u, s. w.
die Rede ist, führt sclion Sprengel an, Gesell, der Arz-
neikunde. Th. 111. S. 281. f. Noch interessantere Bemerk-
ungen über diese Hexensalben hat Mohsen, Gescliichte der'
Wissenschaften in der M. Brand. S, 439, ff. Am weit-
läufigsten findet man aber diese ganze Procedur mit diesen Hexen-
salben in Rüling's Auszügen einiger merkwürdigen
Hexenpro cesse aus der.Mitte des . 17ten Jahrhun-
derts (Hannover 1786). Vergl. Meiners, über den tili er i-
sehen Magnetismus, (Xemgo 17S8.) S. 123. Pallas führt
in seinen Reisen ähnliche Salben und Betäubungen von den sibi-
rischen Schamanen an, und so machen es auch, die nordameri-
bauischen Zauberer. •
 
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