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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0225

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155

Es kaun kaum fehlen, dafs man nicht bei der Verfolgung
dieser Spur noch auf manche andere Thiermetamorphosen in der
Mythologie stofsen sollte, die ans dieser Hypothese einige Auf-
klärung- erhalten könnten *). Die Verwandlung des Milauiou
und der Atalanta in Löwen ist ursprünglich ein arcadischer
Mythos und konnte wenigstens dort, wo der Glaube an die Ly-
kanlliropie ähnlichen Verwandlungen einen hohem Grad von Wahr-
scheinlichkeit gab, leichter Eingang finden **). Aber sollte nicht
selbst in den Löwen vor dem Wagen der Cybele und in den
Tigern und Panthern vor dem Wagen des Bacchus aufser der
bekannten Allegorie noch eine wirkliche Thatsache liegen? —
Man kennt die Bacchuswuth der Mänaden und Bacchantinnen, die
durch den Gennfs des ungemischten Weins in jenen Gegenden
eine für uns unglaubliche Exaltation erhielten ***}. Konnten sich

beln und Volkssagen. S. Schütz, Excurs. IV. ad Aeschyli
Prometh. Vinct. So wahrscheinlich für die eine Ciasse von Fa-
beln die Heynische Deutung zum Apollodor S. 250. von dem hal-
ben Monde, dem ältesten Symbol der Argiver, auch sein mag, so
kann doch auch bei einer andern Classe die wahre Geschichte ei-
nes wahnsinnig gewordenen Mädchens zum Grunde liegen. Dahin
führt die Bremse, o?utpoc, von der sie gestochen wird, £zu Vir«
gil's Georg. III, 152.) das (pig/j.« , das sie toll macht, u. s. w.
*) Der gelehrte Arzt Mercurialis maohte schon auf mehrere
Mythen eine Anwendung von der Lykanthropie in Var, Lect, VI,
20. Doch habe ich ihn bei der Seltenheit der Ausgabe, wo die
letzten Bücher dieser Variarum Lectionum beigedruckt sind, nicht
nachschlagen können.
**) Die vollständigsten Collectaneen über diese Fabel giebt Fischer
zum Paläph. c. 14. p. 68. edit. noviss.
***) Aeliaft hat in seinen Collectaneen oder Variis historiis III, 62. ein
eigenes Kapitel rziqi tivwh n^vo/xt^uv yvvaixujv, aus welchem
man sieht, dafs ein gewisser Wahnsinn bei den Frauen von La-
cedämon, Chios, Böotien u. s.w. zuweilen epidemisch gewesen
sei. Diese Epidemieen der griechischen Frauen sind eben so auf-
fallend, als überhaupt ihre zügellose Ausgelassenheit in den Or-
gien des Bacchus und ihre blutdürstige Grausamkeit, Herodot
V, 87. Vieles erklärt sich schon ans ihrer eingekerkerten Lage
in den Gynäceen und aus der erniedrigenden Sclaverei, in der
sie von dem männlichen Geschlecht gehalten wurden. S, Mei-
ner's venu. phil. Sohriften, Th. 1. S. 66. ff., wozu einige
Lustspiele des Aristophanes, besonders die Ekklesiazusen und
Thesmophoriazusen, den vollständigsten Beleg geben. Allein Al-
les läfst sich nicht daraus verstehen. Auch waren die Weiber in
den frühern Zeiten weniger eingeschränkt. S.Lenz, Geschichte
der Weiber im heroischen Zeitalter, Hannover 1700. S.
 
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