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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0320
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250

II.

Politische Teudeuz der Eiimeniden.

100. Rochefort's feine Bemerkung: la religion et la. politlque

faisait la base et 1'äine de la coinposition d'Eschyle ia den Me-
iuoiies de l'Acad. d. Inscript, T. XXXIV. p, 20. leidet gewifs eine
eigentümliche Anwendung auf die Kumeniden des Aeschylus.
Man mufs dabei von einem besonderen politisch-religiösen Ge-
sichtspunkte ausgehen. Gerade zu der Zeit, wo Aeschylus seine
Kumeniden zum ersten Male aufführte, (Olymp. LXXX, 1. nach
der unbezweifelten Verbesserung des S. Petit, Leg. Att. I, p.
67., vergl. Chronologia scenica Kuripidis in Beck's Ausgabe T.
III, p. 6.) untergrub Pericles die Gewalt des ehrwürdigen, die
Glänze der Solonischen Verfassung eifrig bewachenden Areopa-
gus durch den auf seine Armuth stolzen Ephialtes. S. Plutarch
im Leben des Pericles c. 7. u. 9. und Diodor XI, 77. mit Wes-
seling's Anmerk Durch die Schwächung dieses obersten Gerichts-
hofes und Sittengerichts, das Aeschylus mit bedeutendem Nachdruck
in diesem Trauerspiele fyv/jiot X"J?aS Ka"' *#£*»*» cwtvjt>iov nennt,
wurden die Wirkungen der ungezügelten Democratie immer ge_
fährlicher, wie sie auch Isocrates in seinem Areopagiticus mit leb-
haften Farben schildert. S. die CoUectaneen bei Meursius in
Areopag. c. 9. Thes Gronov. V, 2110., und die feinen Bemerk-
ungen bei Gilly, History of Greece T. II, p. 255. Basil, Un-
möglich kann man, wenn man die damals regen Gährungeu über
diese ä'jo/j.yifj.ar« des Pericles und Ephialtes, wie sie Diodor nennt,
genau erwägt, sich bei Durchlesung der Eumeniden unseres Dich-

101« ters der Yenmithung entschlagen, dafe der Dichter, der sich über-
all als einen Eiferer für's alte Herkommen zeigt, gerade damals jenes
Stück, das hauptsächlich die Gründling des Areopagus dramatisch
darstellt, mit einer politischen Tendenz geschrieben habe. Wem
diefs noch zweifelhaft schiene, der dürfte nur die nachdrucksYolle
Rede der Minerva zu Ehren der Bürger Tffiv ptfietiäiwvSv'r.iiv
vöpov; V. 680. ffl. mit Aufmerksamkeit durchlesen. Doch diefs
hat auch schon der jüngere Le Beau in seiner Abhandlung über
die griechischen Tragiker in den Memoires de TAcad, d. Insciipt.
T. XXXIV. p. 434 - 439. mit vielem Scharfsinne gezeigt. Nun
hatten aber die Eumeniden gleichsam die Garantie des Areopagus
übernommen, der an die Stelle dieser Rachegöttinnen trat und
über vergossenes Menschenblut erkannte. Sie hatten neben dem
Areopagus ihre heilige Grotte und Kapelle, wohin sie am Ende des
Trauerspiels in einer feierlichen Procession gleichsam eingewiesen
werden. Was war natürlicher als der Schlufs: wehe dem Frev-
ler, der sich an dem Senat der heiligen Areopagiten vergreift. Hin
verderben die Furien (und sonderbar! Ephialtes wurde wirklich
eines Morgens todt in seinem Hause gefunden). Aeschylus mußte
 
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