Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0434
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
364

wich ältere und neuere Schriftsteller die einzige Unannehmlichkeit
nicht, der dieses Wasser fast das ganze Jahr über ausgesetzt ist.
Es ist gewöhnlich so schleimig und unrein, dafses ohne eine gewisse
Zubereitung und Abklärung wo nicht auf den Gaumen, doch iüfi
das Auge des Trinkers einen sehr widrigen und ekelerregenden
Eindruck macht. Man weifs, welchen unbeschränkten Einfinfs die
seit den ältesten Zeiten Alles beherrschende■ Priesterhaste in Aegyp •
ten halte. Jene Priester waren zugleich die Acrzte und Gesu'ud-
hcilspfleger des Volkes, und so wurden gewisse auf dortiges Kli-
ma und dortige Lebensart sehr weise berechnete Gesundbeitsvor
Schriften und diätetische Lebensregeln hei den Aegyptiern sowohl
als den von ihnen ausgezogenen Ebräeru heilige Vorschriften
und unverbrüchliche Riliinlgeselzo des Gottesdienstes. Besonders
Lutten die Priester auf Reinlichkeit und Auswahl der Nahrungs-
mittel ein sehr strenges Augenmerk. Einem Volke y dem es Reli-
gionsvorschrift war, monatlich einmal zu vomiren und zu purgiren,
dem salzige Speisen, Aussatz und allerlei Hautkrankheiten beför-
dernde Zwiebeln zu geniefsen, durch heilige Priestersagen zu ei-
nem Verbrechen gegen die Göller gemacht wurde, einem solchen
Volke konnte auch die znr Gesundheit und Reinlichkeit so we-
sentlich nüihige Reinigung' und Durchseihung des INilwassers, die
der gemeine Aegyplier noch jetzt aus Moser Trägheit uuterläfst,
dadurch von dem Priester am befsten empfohlen werden, wenn
mau in die Maschine, den Topf oder Krug, durch welche diese
Säuberung geschah, geradezu selbst etwas Religiöses und dem
pliiiiipsiiinljch.cn Aberglauben des Volkes Auffallendes zu legen
"wufste. Es war also gewil's ein recht artiges Pfaffenstückchen,
dal's man dem hierzu gewöhnlichen Fillrirkruge einen hicroglyphi-
sclien Deckel, den Kopf eines ägyptischen Idols und das Symbol
des fruchtbaren Nilgolles selbst, die schöne Lotosblume, aufsetzte
und so einem Hatisralhe, dessen Besitz Reinlichkeit und Gesund-
heit jedem Nillrinker wünschenswcrlh machten, auch noch die Em-
pfehlung der Religiosität zu verschaffen wufste. So wurde der unent-
behrliche Filtrirtopf dem Aegypticr ein noch unentbehrlicherer Hatis-
götze und , was dem alten Scylhen sein Säbel war und dem heu-
tigen üsliakcn sein Tabaksrohr noch ist, eine Art von Fetisch,
ein Amulct und Talisman.

Das Mater.ial dieser Filtrirtopfe ist wahrscheinlich theils der
eigentliche Filtrirstein (eine Art von Sandstein, die sich noch jetzt
in den verfallenen Steinbrüchen des östlichen Aegypteus gegen das
rothe Meer häufig finden soll,) theils ein Artefact, eine Art von
Iialbgebrhnnten thöuernen Gefäfsen gewesen, deren sieh, wie ich
gleich anführen werde, die Aegyplier noch jetzt zu eben dieser Ab-
sicht bedienen. Diese letzteren wurden vorzüglich in Unferngyplen
oder dem sogenannten Dell;» au dem Arme des Nils, den mau den
Cauobitischcn nannte, und bei der Stadt Cauobiis selbst fabri/hl.
 
Annotationen