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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0435

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Natürlich bekamen sie nun selbst von dem Fahrikortc eben so ihre
Benennung, wie in Hauen die Fayence von Faenza und in Eng-
land die sehüiien Vasen ans Fhifsspath in Deibyshire Derbies
genannt werden. Man nannte die Krüge und die darauf gestellten
hieroglyphischen Büsten Canoben.

Zufällig hatten sieh gerade in diese Gegend schon vor der
Eroberung Aegyptens durch Cambyses unter Psaininelichns nnd
seinen-, griechische Cultnr und Aufkliirung liebenden Nachfolgern
ionische und andere Factoreien der kleiuasialischen Griechen aus-
gebreitet. Das an diesem Arme des Nils gelegene Nancratis war
der liawptsilz des griechischen Handelsverkehrs *) und ungefähr
eben das, was bei den Halbbrüdern der alten Aegyptier, den heu-
tigen Chinesen, Maeao für die englischen und übrigen europäi-
schen Kanfleutc ist. Hier konnten nun die Griechen unmöglich,
lange ihr Wesen treiben*, ohne ihre Lichlingsneigiing, ihrem Na-
tionnlstolz durch mythische Fabeln auf Unkosten der Wahrheit zu
schmeicheln und durch irgend einen alten Heros ihre Nation Be-
sitz von dieser Gegend nehmen zu lassen, auch hier zu befriedi-
gen. Menelaus, so iaheilen sie, verlor hei seinen Irrfahrten auf
der Rückkehr von Troja hier seinen Steuermann Cauobus durch
einen Ottcrnhifs, und davon erhielt diese Gegend den Namen. Ob
sich nun gleich damals die stolzen Aegyptier wohl noch sehr we-
nig um diese griechischen Fabeleien kümmerten, so erhielt doch
diese Sage in einer späteren Periode, als nach Alexander griechi-
sche Könige über Aegyplen herrschten, allerlei Ausschmückungen,
und griechische Künstler gaben nun auch den in Cauobus einhei-
mischen, selbst auf den Münzen der Canobiten hantig vorkommen-
den **) und, sobald ägyptische Kunst daran sichtbar wird, höchslun-
förmlirhen ***) Filtrirtöpl'en jene zierliehe und wohlgefällige Gestalt,
die wir noch jetzt in einigen alten Gemmen bewundern.

Weit ehrwürdiger als jene witzige Erdichtung der Griechen, obgleich
dem ersten Anschein nach auch weit ungereimter und sinnloser ist eine
Ueberliefernng, die wir ohncBedeuken unter die uralten Priestersagen
setzen dürfen, deren Herodot so oft unter der Benennung heili-
ger Sagen Erwähnung lliut, und durch welche diese Erklärung
der vergötterten Filtrirti'rpfe ihren völligen Aufschluß erhält. Die
Chaldäer zogen mit ihrem Gott, dein Feuer, von Volk zu Volk,
und überall, wo sie hinkamen, verzehrte dieser Gott die Bilder und
Fetische der übrigen Nationalgölter. Als diese Feucrapostel auch
nach Aegyplen kamen, füllten die ägyptischen Priester eineu dort

*) Herodot II, 179.

**) Elche], doctrina numornm veternm P. I. Vol. IV. p. 10S.
***) Caylus, Recueil d'Anüguites Egyptiennes cet. T. II. pl. VI. n.
2. 3,
 
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