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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0444
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und sogar in Lustspielen zur erbaulichen Zwerchfellerschülterung1
des ganzen zuschauenden, souveränen Pöbels zuweilen auf die
Bühne gebracht wurde. Wenigstens giebt es ein ziemlich langes
Intermezzo in der Asinaria oder Eselskomödie des Plaulus *), wo
ein verliebter Jüngling, um das Geld zur Loskanfung einer gelieb-
ten Sklavin in seine Hände zu bekommen, sich endlich bequemt,
seinen eigenen Sklaven aufzuhocken, der iliu dann unter allerlei
Scurrilitäten und Bockssprüngen wacker herimitraben läfst. Es
war seiner Natur nach ein bäuerisches Spiel, wefswegen es auch
unter die Attitüden gehörte, die man bei Bacchanalen und Weiu-
lesefesten am häufigsten vornahm, und die man noch jetzt unter
den sogenannten Scherzi fauneschi auf alten Denkmälern abgebil-
det findet. Der scharfsinnige Gay Ins hat daher vollkommen
Recht, wenn er einen Achaiintaglio, der eine Vorstellung der Art
enthält, auf Satyrspiele bezieht **). Die lächerlichste und groteskeste
Vorstellung1 der Art auf einem antiken Marmorrelief findet der ge-
neigte Leser hei einem Spaziergange durch den vielfach einladen-
den Park des Herzogs von Dessau in Wörlitz. Er darf dort nur
in einer kleinen Entfernung vom Schlosse einen gemauerten Gar-
tensitz gegen den See zu aufsuchen , der auch darum merkwürdig
ist, weil er als der erste Verschiinerungsversuch des knustlieben-
den Fürsten vor seiner italienischen Reise angesehen werden'kann.
In die Mauer ist ein iu mehrere Theile zersägter alter Sarkophag1
eingefügt, wovon das eine Relief unser Anfhorkespiel, als eine
Satyrscene darstellt. Einen ziegenfüfsigoi] Pan hat ein Satyr auf-
gehockt, dieser hält ihm aber die Hände, die jener um den Hals
des Satyrs geschlungen hatte, fest zusammen, während ein ande-
rer Satyr mit einem derben Knüttel auf die Hinlerbacken des
Waldgottes lospaukt ***).

spottens (Eumenid. 145. 728.) dürfte am leichtesten aus diesem
Spiele, wo der Besiegte den Sieger zur Strafe tragen mufste, zu
erklären sein.

*_) Plautus Asinaria III, 3. 117. ff. Die Stelle im Terenz, Heaut. IV,

3. 15. mufs auch daraus erklärt werden. (Die Stelle des Plautus
vs. 113. 118. besagt nur, dafs die, die einen Andern trugen, wie
vierfiifsige Thiere, zu zweien bald langsam, bald im Trabe gin-
gen, nicht aber ihn aufhockten; unser Vasenbild kann daher auf
jenes Spiel nicht mit Recht bezogen werden, Beck.)

*0 Recueil d'Antiquites T. II. pl. 83. 4. p. 294.

***} Aus Jenkin's Sammlung bildete dieses Relief Guattani ab.
S. Notizie per l'anno 1786 Aprile; tav, II. (Aus dieser Zeichnung
nun haben wir die Worte des Verfassers, dafs der Pan den Satyr
trüge, verbessert, üebrigens geht dieser den Pan tragende Satyr
 
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